Kagyu Samye Dzong Kirchheim e.V.

Dorje Chang Tungma – Gebet und Meditationsanweisung

Am Anfang der Meditationsgruppen im Zentrum rezitieren wir meist das Dorje Chang Tungma. Hier folgt eine kurze Erklärung über diesen wichtigen Text.  

Das Dorje Chang Tungma ist wahrscheinlich das bekannteste aller Gebete der Kagyu-Tradition. Es wird traditionell vor Belehrungen rezitiert, und auch oft von Praktizierenden in ihre tägliche Praxis integriert. Beinahe jeder Praktizierende kennt dieses Gebet auswendig. Aber diese Vertrautheit kann auch nachteilig sein und dazu führen, es gedankenlos zu rezitieren, ohne sich auf die Worte zu konzentrieren, oder über die Bedeutung dessen, was man rezitiert, nachzudenken.

In vielerlei Hinsicht ist es viel mehr als ein gewöhnliches Gebet. Es beinhaltet alle wichtigen Stufen der Mahamudra-Schulung: Abkehr von Samsara, Entsagung, Hingabe an den Guru, unbeeinflusste Meditation und so weiter.  

Zu Beginn erinnert das Gebet an alle Linienmeister der Kagyu-Linie. Wenn wir von Überlieferungslinie sprechen, meinen wir mehr als die physische Übertragung von Lehrer zu Schüler. Die Überlieferungslinie ist eine ununterbrochene spirituelle Linie, die mit der Quelle, der Erleuchtung Buddhas und seinen Belehrungen, beginnt und sich ununterbrochen von Generation zu Generation fortsetzt.

Darüber hinaus werden wir, während wir das Gebet rezitieren, an die essentiellen Aspekte der Mahamudra-Meditation erinnert, wo wir lernen, dass Abscheu von Samsara die Beine der Praxis, ungezwungene Hingabe der Kopf der Praxis, und Nicht-Ablenkung der Kern der Meditations-Praxis sind. Dorje Chang ist tibetisch für Vajradhara, und Tungma bedeutet „kurz“.

Vajradhara (Dorje Chang) ist der ursprüngliche Buddha, der Dharmakaya-Buddha. Vajradhara, in dunkelblauer Farbe dargestellt, drückt die Quintessenz der Buddhaschaft selbst aus. Er repräsentiert die Essenz der Erleuchtung des historischen Buddhas. In der tibetischen Literatur beziehen sich manchmal die ersten paar Worte einer Rezitation auf den Namen der Yidam-Gottheit.

In diesem Fall beginnt das Gebet mit Dorje Chang, und das Wort Tungma wird hinzugefügt, denn es gibt auch ein längeres Gebet an die Mahamudra-Linie. Somit bedeutet Dorje Chang Tungma „Das kürzere Gebet, das mit Dorje Chang beginnt.“

Quelle: The Short Vajradhara Prayer. A Teaching on the Lineage and Sustaining One’s Nature. Karmapa Ogyen Trinley Dorje, 25.06.2021


Das Dorje Chang Tungma

In den Meditationsgruppen rezitieren wir am Anfang dieses Gebet, das so viel mehr ist als ein Gebet.

Hier eine kurze Erklärung dazu vom 17. Karmapa Ogyen Triley Dorje. Das Dorje Chang Tungma ist wahrscheinlich das bekannteste der Kagyu-Gebete. Es wird traditionell vor Unterrichtsstunden und oft von Praktizierenden als Teil ihrer täglichen Praxis rezitiert. Fast jeder kennt dieses Gebet auswendig. Aber eine solche Vertrautheit kann gefährlich sein. Es ist dann allzu leicht, das Gebet gedankenlos zu rezitieren, wie ein Papagei, ohne sich auf die Worte zu konzentrieren oder über die Bedeutung dessen nachzudenken, was wir sagen.

Indem wir es studieren, sollten wir ein tieferes Verständnis erlangen und in der Lage sein, seine Tiefe vollständiger zu schätzen. In vielerlei Hinsicht ist es viel mehr als ein gewöhnliches Gebet. Es enthält alle wichtigen Stufen der Entwicklung on Mahamudra-Meditation, die als die höchste aller Meditationen erachtet wird.

Diese Stufen beinhalten: Abscheu vor Samsara, Entsagung, Hingabe an den Guru, ungestörte Meditation und so weiter. Es ist also wie eine Kernanweisung.

Am Anfang erinnert das Gebet an alle Linienmeister der Kagyu-Tradition. Wenn wir von Abstammung sprechen, meinen wir mehr als die physische Eins-zu-eins-Übertragung von Lehrer zu Schüler. Abstammung ist eine ununterbrochene geistige Linie, die mit der Quelle beginnt und sich ununterbrochen fortsetzt von Generation zu Generation ohne irgendeine Unterbrechung.

Aber nicht nur das, denn während wir rezitieren, werden wir im Hauptteil des Gebets an die Kernübungen von Mahamudra erinnert: Abkehr von Samsara ist die Stütze der Übung, ungekünstelte Hingabe an den Lehrer ist der Kopf der Praxis, Nichtablenkung ist der Kern der Meditation, und so weiter.

Ursprünglich war diese Lehre Teil des 29. Kagyü Mönlam Chenmo, der jährlichen Friedensgebete für die ganze Welt, und wurde unter den günstigsten Umständen gegeben. Dies geschah am perfekten Ort, Dorje Den, dem heiligen Ort, an dem Lord Buddha lebte und Erleuchtung erlangte; zur perfekten Zeit, kurz nach dem tibetischen New Jahr, während des Monats der glücksverheißenden Zeichen, und in der Präsenz aller vier Säulen der Sangha – Bhikshus, Bhikshunis, Upasikas und Upasikis – gemeinsam mit vielen Rinpoches, Tulkus und Khenpos des Karma Kamtsang Linie des Tibetischen Buddhismus.

Siebzehnter Karmapa, Ogyen Trinley Dorje, Mai 2021

  • Teaching angelegt von Stephan
  • letzte Bearbeitung am: 30. März 2024