Kagyu Samye Dzong Kirchheim e.V.

Gedanken zur Meditation

Es ist sehr wichtig, wie wir anfangen, wenn wir lernen zu meditieren und den Geist und den Körper in ruhigem Gewahrsein zu üben. Wir sollten mit einer Haltung von Begeisterung beginnen und denken, dass dies sehr nützlich ist, dass es etwas Wunderbares, etwas Ausgezeichnetes ist. Das müssen wir fühlen. Wir sollten nicht mit Angst und Besorgnis beginnen, nicht mit Gedanken wie: „Das kann ich nicht. Das werde ich nicht schaffen. Ich bin körperlich krank. Ich bin psychisch krank. Ich bin nicht in der Lage, dies zu tun.“ Denn die Art und Weise, mit welcher Einstellung wir das erste Mal mit der Meditation beginnen, ist sehr, sehr wichtig. Unser mentaler Ansatz ist essentiell und deshalb sollten wir furchtlos sein. Es gibt nichts zu befürchten, es gibt nichts, worüber man sich Sorgen machen muss, denn niemand wird uns zu etwas zwingen, niemand kann uns zu etwas zwingen, selbst wenn er es möchte. Wir gehen nur so weit, wie wir es zulassen.

Und so fangen wir mit einer einfachen Denkweise an, furchtlos, und sagen uns: „Ich werde tun, was ich kann. Ich werde so viel tun, wie ich kann, und daher werde ich in Bezug auf die Körperhaltung tun, was ich kann, in Bezug auf die Methoden zur Ausrichtung des Geistes werde ich tun, was ich kann.“ Und wir lassen unsere Besorgnis los und wir tun so viel, wie unser Fleiß zulässt, und danach gibt es nichts zu befürchten.

Wenn wir dagegen mit der Denkweise „Ich kann das nicht tun. Ich werde es nicht schaffen.“ beginnen, dann starten wir auf dem falschen Fuß. Wenn wir aber mit der Einstellung „Ich werde tun, was ich kann“ beginnen, dann können wir etwas erreichen. Denn etwas zu tun, ist besser, als nichts zu tun. Und so können wir vielleicht nicht alle eine Stunde am Stück meditieren und alle Aspekte der Praxis ausüben, aber wenn wir uns darüber keine Sorgen machen, weil „Ich werde tun, was ich kann“, dann können wir vielleicht eine Minute schaffen, und eine Minute zu üben, bringt uns den Nutzen einer Minute. Und wenn wir diese eine Minute nicht tun, weil wir mit dieser beunruhigenden Denkweise begonnen haben: „Ich werde es nicht schaffen“, und wir deshalb nichts tun, dann machen wir nicht einmal eine Minute und erhalten nicht einmal den Nutzen dieser einen Minute.

Und deshalb tun wir, was wir können. Wir beginnen mit Enthusiasmus, mit der lockeren Einstellung „Ich werde tun, was ich kann“, und wenn es dann anfängt, schmerzhaft zu werden, lassen wir es eine Weile gehen und ruhen uns ein paar Minuten aus. Aber das, was wir getan haben, wird hilfreich sein. Und so bauen wir die Praxis nach und nach auf, gewöhnen uns an die Techniken und können am zweiten Tag vielleicht ein bisschen mehr machen als am ersten Tag. Am dritten Tag etwas mehr als am zweiten Tag, und auf diese Weise gewöhnen sich unser Körper und Geist an die Techniken, wir fangen an, mehr Begeisterung zu verspüren, weil wir Fortschritte machen und das hilft uns wieder, das bisschen mehr zu tun, und auf diese Weise werden sowohl die physischen als auch die mentalen Aspekte der Praxis stärker und unsere Praxis wird gut verlaufen.

Wenn wir uns der Praxis mit einem Maß von Angst nähern, irgendwie etwas zurückhaltend oder ein wenig ängstlich sind, dann werden wir uns nicht auf die Praxis einlassen. Körper und Geist sind nicht zwei getrennte Dinge, wie zwei verschiedene Menschen, und mit der richtigen Herangehensweise kann es ein freundliches Zusammenkommen der beiden geben. Genau, wie wenn sich zwei Leute treffen und sie sich anlächeln und „Hallo“ zueinander sagen. Sie können am Ende eine ganz schöne Zeit miteinander verbringen. Auf die gleiche Weise können Körper und Geist mit der richtigen Herangehensweise an die Meditationstechniken in einer Art Harmonie zusammenkommen und dann kann sich die Praxis entwickeln.

Das Beste aus unserem Leben machen

Obwohl ich mir manchmal Sorgen mache, was aus mir wird, nachdem ich gestorben bin, beunruhigt es mich nicht allzu sehr. Was mich am meisten beunruhigt, ist, die Zeit zu verschwenden, die ich jetzt habe, bevor ich sterbe.

Jeder Tag ist eine Gelegenheit, eine Gelegenheit, die wir niemals wieder erschaffen können, wenn wir sie ungenutzt lassen. Jeden Tag nicht die Gelegenheit zu nutzen, nicht alles zu tun, wozu wir fähig sind, und damit unser Leben zu vergeuden, ist das, wovor wir wirklich Angst haben sollten.

Quelle: Thrangu Sekhar, Retreat 2019

  • Teaching angelegt von Frank
  • letzte Bearbeitung am: 17. Juli 2024