Reflektion der störenden Emotionen
1. Anhaftung, Gier, Suchtverhalten
Beobachte ehrlich das Auftreten von Verlangen im Alltag. Sieh, wie es die Haupttriebkraft im menschlichen Leben ist. Natürlich stehen das sexuelle Verlangen, sowie die Sinnesgelüste im Vordergrund, aber auch das Verlangen nach Wissen, Macht, Kontrolle, Anerkennung usw. gehören in diese Kategorie. Versuche, ehrlich zu dem Impuls zu stehen, auch wenn du dich dann bewusst entscheidest, ihm nicht zu folgen. Sieh auch den Unterschied zwischen dem Wunsch nach Deckung der Grundbedürfnisse (Hunger, Müdigkeit, Frieren) und den vielen zusätzlichen Wünschen und Impulsen, deren Erfüllung häufig noch mehr Unzufriedenheit nach sich zieht.
2. Abneigung Wut, Hass und Groll
Dies ist der umgekehrte Impuls zu Verlangen. Betrachte, wie schnell Wut oder Zorn aufflackern kann, wie schnell er aber auch wieder verraucht, wenn wir ihn nicht rechtfertigen und nähren. Erkenne auch die subtileren Formen: wenn uns jemand einfach unsympathisch ist oder uns vor etwas ekelt oder graut. Auch die meisten Formen der Angst gehören in diese Kategorie. Außerdem haben wir unsere eigene Abneigung oft logisch gerechtfertigt und nach außen projiziert. Wie mit Verlangen, versuche dir die eigenen Gefühle ehrlich einzugestehen, zu ihnen zu stehen, bevor du dich für eine Handlung entscheidest. Im Streitfall schaffe Raum, antworte nicht gleich, ziehe dich lieber zurück.
3. Unwissenheit, Dumpfheit, Depression
Dies ist das grundlegendste aller Geistesgifte, und als solches oft schwer zu erkennen. Faulheit und Unwilligkeit zur Veränderung gehören dazu. Dieses Geistesgift ist die Ursache aller unserer Fehler: entweder schätzen wir etwas ganz bewusst falsch ein und handeln entsprechend, oder wir sind unaufmerksam. Die „Vogel Strauß“ Mentalität gehört dazu, das Gefühl „lasst mich in Ruhe“. Auch hier ist es wichtig, ganz ehrlich zu sein und nicht zu werten.
4. Eifersucht, Neid, Konkurrenz
Nach den drei oben beschriebenen Wurzel-Kleshas ist dieses Klesha besonders wichtig für uns als Bewohner der westlichen Welt. Achte auf jegliches Konkurrenzverhalten in deinen Handlungen, vor allem auch im Umgang mit Freunden. Beobachte, wie du jeden Menschen bewertest, dich mit ihm vergleichst, und wie das einen offenen, vertrauensvollen Umgang miteinander vergiftet. Dieses Verhalten haben wir uns schon so früh angeeignet, dass wir es gar nicht mehr bemerken und uns gar keine Alternative vorstellen können.
5. Stolz, Überheblichkeit, Einsamkeit
Dies ist das letzte Geistesgift, vielleicht von allen das subtilste. Es ist so schwer zu erkennen, da wir ja denken, dass wir recht haben! Unterscheide ein gesundes Selbstwertgefühl und eine korrekte Einschätzung unserer Fähigkeiten von dem Geistesgift, das auf nicht vorhandene Vorzüge und Eigenschaften stolz ist. Solange wir stolz sind, sind wir unfähig, etwas zu lernen oder uns weiterzuentwickeln. Wir sind auch unfähig, andere wirklich zu verstehen und ihnen zu helfen. Erkenne den Unterschied zwischen echtem Mitgefühl und stolzem Mitleid, bei dem wir andere geringschätzen.