Erleuchtung geschieht nicht zufällig
Buddha hat nie gesagt, wir sollen etwas erzwingen. Buddha sagte auch nie, dass wir von ihm abhängig werden müssen, und dass er sich um alles kümmern würde. Buddha sagte uns, dass wir zur Ruhe kommen und meditieren sollen, und dass seine Essenz in uns allen angelegt ist. In diesem Sinne können wir uns auf uns selbst stützen. Buddha lehrte uns den Weg, aber es liegt an uns, ihn zu praktizieren. Wir müssen selbst erwachen, Buddha kann uns nicht aufwecken und erleuchten. Wenn er die Fähigkeit hätte, andere zu erleuchten, dann würde ich sofort zu ihm gehen und mich beschweren: „Hör‘ mal, Buddha, du bist schon vor 2500 Jahren hier erleuchtet worden, und wir befinden uns immer noch im Elend, warum hilfst du uns nicht?“
Aber Buddha kann uns in dieser Weise nicht helfen. Natürlich hilft er uns, aber nicht so. Warum nicht? Weil Buddha nicht verschieden ist von uns. Buddha ist nicht besser und nicht schlechter als wir in unseren Anlagen und Möglichkeiten. Buddha kann uns nicht etwas aufdrängen, das wir nicht wollen. Erleuchtung kann nicht erzwungen werden, sie kann auch nicht unabsichtlich, irrtümlich aus Versehen oder als Unfall geschehen. Erleuchtung kann nur dann entstehen, wenn wir mit einer klaren freiwilligen Entscheidung danach streben.
Erleuchtung gibt es nicht für mich allein
Noch etwas ist entscheidend: der Buddha-Zustand ist grenzenlos, deshalb muss Buddha immer für alle Lebewesen da sein. Ich kann nicht sagen, dass ich nur für mich vollkommen erleuchtet werden möchte, das ist nicht möglich. Es kann keinen selbstsüchtigen Buddha geben. Weil Erleuchtung grenzenlos ist, ist sie für alle Lebewesen und kann nur mit der Motivation erreicht werden, dass man Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen anstrebt.
Ich denke, wir sollten unser Bestes versuchen, gute und ernsthafte Menschen zu sein, die für sich selbst und andere in gleicher Weise Sorge tragen. Das scheint vielleicht ein zu hohes Ziel zu sein, aber das sollten wir uns zum Ziel setzen. Das Mindeste, das wir erreichen sollten, ist zu sehen, dass unsere Gier, unser Ärger, unser Neid und unser Stolz abnehmen und dass wir erkennen, dass diese Geistesgifte genauso in anderen vorhanden sind, und wir deshalb diese Gefühle bei anderen genauso berücksichtigen wie bei uns selbst. Das sollte mit einem klaren Verständnis darüber geschehen, wer wir sind.
Was uns wirklich helfen kann, finden wir in uns selbst
Unser Potential hat keine Grenzen, deswegen gibt es nichts in der Welt, das uns wirklich zufriedenstellen kann. Wir können alles ausprobieren, und wir werden immer noch mehr wollen. Das ist ganz sicher. Das ist in der Menschheitsgeschichte nie anders gewesen. Deswegen sollten wir nicht zu sehr versuchen, Befriedigung von außen zu erlangen.
Natürlich wollen wir ein bequemes und glückliches Leben haben, und wollen wir erfolgreich sein. Das ist wunderbar, warum auch nicht? Aber wir dürfen keine letztendliche grenzenlose Erfüllung durch diese weltlichen Dinge erwarten, denn das wird nicht eintreffen. Was uns wirklich helfen kann, die letztendliche Befreiung und das unvergängliche Glück zu erreichen, ist nicht irgendwo anders, es ist in uns. Es ist in jedem von uns.
Wir sollten zur Ruhe kommen und meditieren, wann immer wir können, und in anderen Zeiten unser Bestes versuchen, mit einem klaren Geist die unbegrenzten Möglichkeiten in uns zu erkennen. Wir sollten uns niemals selbst als eine schlechte Person betrachten, auch wenn wir einen Fehler begangen haben. Wir sollten uns auch nicht als eine mit Schuld beladene Person ansehen, wenn wir etwas Falsches getan haben. Sondern wir sollten es akzeptieren, wie es ist, und versuchen, das Beste daraus zu machen, indem wir positive Dinge tun, nicht, indem wir negative Dinge wiederholen. Auf diese Weise können wir unsere täglichen Aktivitäten als Hilfen auf der positiven Aufwärtsspirale des spirituellen Weges nutzen. Deswegen bemühen wir uns, besser zu werden. Und das können wir, indem wir gelassen bleiben und meditieren.