Gerechtigkeit in Bezug auf Nahrungsmittel
von S. H. XVII Karmapa Ogyen Trinley Dorje
Nahrungsmittel gehören zu einem Bereich unseres Lebens, in dem wir direkt die Freundlichkeit, die wir von anderen erfahren, erleben. Hier können wir unsere Abhängigkeit von der Erde und von der Gesellschaft, in der wir leben, besonderes leicht erkennen. Immer wenn wir eine Mahlzeit zu uns nehmen, nehmen wir ein Geschenk der Erde und der Menschen, die sie uns ermöglicht haben, an. Mit jedem Bissen schmecken wir, wie wir von allem Lebendigen und dessen Wohlwollen abhängig sind.
Nahrungsmittel sind Ausdruck der umfassenden Großzügigkeit, welche die Erde uns entgegenbringt. Sie vereinen alle Aspekte unserer engen Verbundenheit mit der Umwelt in sich. Jede Mahlzeit, die auf unserem Tisch landet, ist das Ergebnis eines langen und komplexen Zusammenwirkens vieler Menschen, Pflanzen und Tiere. Dazu kommen die Wolken und der Boden.
Letztlich trägt die ganze Welt dazu bei, das Essen zu produzieren, von dem unser Überleben abhängt. Tag für Tag, unser ganzes Leben lang, hängt jede unserer Mahlzeiten von einer langen Kette von vielfältigen Bedingungen und Interaktion ab. Leider beinhalten viele der daran beteiligten Systeme die Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Umwelt. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, wir essen die Nebenprodukte dieser Ausbeutung. Deshalb tragen wir die Verantwortung für das Leid von Tieren und Menschen, das in diesem Produktionsprozess entsteht.
Das heutige Welternährungssystem, das uns eigentlich alle ernähren sollte, schädigt stattdessen sowohl uns, als auch andere Lebewesen und die Umwelt und lässt viele Menschen hungern. Es ist höchste Zeit, dass wir darüber nachdenken, was wir essen und wie die Gesellschaft, in der wir leben, Nahrungsmittel produziert und verteilt.
Quelle: S. H. XVII Karmapa Ogyen Trinley Dorje, Das Edle Herz – Die Welt von innen verändern)