Eine Frage an den 17. Gyalwang Karmapa bei seinem Besuch im Root Institute in Bodhgaya
März 2012
Frage: Wie können wir das Herz öffnen, achtsam sein und nicht unseren störenden Emotionen folgen, während wir ein aktives, alltägliches Leben führen?
Die Hauptsache ist, dass wir Achtsamkeit und Bewusstsein für das, was wir tun, entwickeln. Wir haben die gewohnheitsmäßige Tendenz, untugendhafte, unheilsame Dinge zu tun, und aus diesem Grund müssen wir unsere Achtsamkeit und unser Gewahrsein wirklich anwenden. Etwas, das wir verstehen müssen, ist: Wir haben eine Menge störender Emotionen und viele Arten von Leiden, und deshalb müssen wir aufmerksam und bewusst sein und Achtsamkeit anwenden. Der Grund dafür ist, dass wir seit unzähligen Lebenszeiten, genauer gesagt seit anfangsloser Zeit, an die Leiden und störenden Emotionen gewöhnt sind. Wir haben eine sehr alte Gewohnheit daraus entwickelt. Deshalb müssen wir diese alte Gewohnheit durch eine neue Gewohnheit ersetzen und unsere Achtsamkeit nutzen, um diese neue Gewohnheit in unserem Geist zu schaffen.
Es ist ähnlich, wie wenn wir über liebevolle Güte als Gegenmittel für Hass meditieren. Wir müssen darüber meditieren und es anwenden. Wir müssen achtsam und bewusst sein, um es zu einer neuen Gewohnheit zu machen. Wir meditieren also immer wieder über die liebende Güte, und wenn wir über sie meditieren, müssen wir sie mit unserer Achtsamkeit, unserem Gewahrsein und unserer Sorgfalt schützen. Wenn wir sie nicht bewahren, werden wir sie einfach verlieren. Es ist also sehr wichtig für uns, unsere neuen Gewohnheiten zu schützen, und das Wichtigste ist, dass wir eine tiefe Entschlossenheit in unserem Herzen und Geist empfinden.
Manchmal ist es, als gäbe es zwei Personen in unserem Geist. Eine Person ist auf der Seite der störenden Emotionen und die andere auf der Seite der Tugend. Und es ist, als ob wir in der Mitte zwischen den beiden festsäßen. Manchmal unterstützen wir die eine und manchmal die andere Seite, und es ist nie sicher, welche Seite wir unterstützen werden. Wir sollten die ganze Kraft unseres Körpers, unserer Sprache und unseres Geistes einsetzen und entscheiden, welche Seite wir unterstützen wollen: die tugendhafte oder die untugendhafte Seite. Wir müssen die Natur der störenden Emotionen kontemplieren, und wenn wir die Erfahrung machen, dass wir die Probleme und Fehler erkennen können, sollten wir von diesem Punkt an mit Entschlossenheit daran arbeiten, nicht mehr von dem, was uns Leiden verursacht, überwältigt zu werden.