Kagyu Samye Dzong Kirchheim e.V.

Gedanken zur Meditation

Unsere Kagyu Linie wird als Praxis-Linie des Tibetischen Buddhismus bezeichnet. Wir legen großen Wert auf Meditation, Ausdauer, Vertrauen und Überzeugung. Diese Qualitäten sind wichtig, denn ohne Vertrauen und innere Überzeugung wird es schwer sein zu meditieren. Durch Meditation wird man in sich alles erfahren, wird innerlich erlebbar, was man aus dem Studium von Texten gelernt hat. Lama Yeshe Rinpoche glaubt, dass für Menschen, die Familie und Arbeit haben, Meditation der richtige Weg ist.

Auch wenn man täglich nur 30 Minuten oder eine Stunde lang meditiert, kann es unser ganzes Leben bereichern und unsere Fähigkeit steigern, effektiver in dieser stressvollen Welt zu funktionieren. Ein kurzer Meditationskurs wird das Leben nicht grundsätzlich verändern, aber man kann richtig beginnen und die wesentlichen Punkte der Instruktionen erinnern. Dann wird man allmählich in der Lage sein, sich selbst zu helfen, wenn man in Schwierigkeiten gerät. Wenn man diese Belehrungen anwendet, werden sie von ungeheurem Nutzen sein. Wenn man lernt, regelmäßig zu meditieren, wird man herausfinden, wie man in Körper und Geist ruhen kann, und wie man sich selbst akzeptieren und für die eigenen Handlungen Verantwortung übernehmen kann.

Meditation ist einer der wichtigsten Aspekte unseres Lebens. Ich sehe mit eigenen Augen den Unterschied zwischen Praktizierenden und Nicht-Praktizierenden. Wenn Praktizierende alt werden, fühlen sie sich nicht einsam. Sie sind auch auf den Tod vorbereitet. Sie wissen, was passieren wird, und werden den Tod als eine Gelegenheit erleben, für die es keinen Grund für Angst gibt. Da der Körper dann nicht mehr existiert, ist alles auf den Geist konzentriert. Darum ist es so wichtig, im Leben den Geist zu trainieren.  

Frage an LYR:   Wenn wir den Tag mit einer Meditations-Sitzung beginnen, wie können wir diesen meditativen Zustand den Tag über beibehalten?

Antwort:   Achtsamkeit! Achtsamkeit! Achtsamkeit!  Aber die kannst Du nur erreichen, wenn Du den Tag jeden Morgen mit mindestens 20 Minuten Meditation beginnst und Dir dann fest vornimmst, den Tag über achtsam zu bleiben für alles, was geschieht. Dann versuchst Du, dieses Vorhaben ständig beizubehalten. Wenn Du mit dem Auto fährst, weißt Du, dass Du Auto fährst. Wenn Du Deine Arbeit erledigst, weißt Du, dass Du arbeitest. Du behältst die Aufmerksamkeit ständig bei, das bedeutet, dass Du Dich an das erinnerst, an was Du Dich erinnern musst,

Wenn wir den Dharma praktizieren, lautet die Frage an uns selbst: Bin ich ein besserer Mensch geworden, bin ich freundlicher, verzeihender, toleranter, mitfühlender geworden? Dies ist der beste Weg, um herauszufinden, ob wir den Dharma richtig verstehen. Sogar unter den Lamas gibt es welche die praktizieren, sich aber nicht verändern, weil sie die Dinge zu kompliziert machen.

Die Essenz ist unser Geist, es geht um unseren Geist. Aber wir kennen den Geist nicht. Er ist nicht das Gehirn, das Fleisch unseres Körpers oder das Herz. Der Geist ist eine Form von Energie oder Bewusstsein. Wenn wir uns unser Zuhause vorstellen, dann ist der Geist in diesem Moment dort, er geht überall hin und ändert sich ständig. Er ist wie Energie, nichts bleibt für immer gleich, alles verändert sich ständig. Ein Stück Holz, ein Haus, der Körper, alles entsteht, verfällt, verändert sich, nichts hält an. Wir haben Gefühle – manchmal gute, manchmal schlechte Gefühle. Gute Praxis ist es, dem Geist gute Gefühle beizubringen, dann entsteht Freude.

Gib dem Geist Dankbarkeit als Nahrung, fühle dich überglücklich, dass du die Dharmaübertragungslinie, die Lamas, getroffen hast. Am wichtigsten ist ein reiner Geist – nicht der Körper ist am wichtigsten. Wenn der Körper krank ist, ist die Krankheit eine Gelegenheit, Dinge zu lernen. Es zeigt, dass nichts für immer da ist. Wir können dadurch lernen und erkennen, dass wir nicht für immer hier sind. Wenn wir meditieren, haben wir viele Gefühle. Ein guter Meditierender lässt die Gefühle in Ruhe. Es ist wie eine Wiese mit vielen Frühlingsblumen, die im Frühling in vielen Farben und Formen auftauchen. Wir genießen den Moment mit vielen Blumen, und wir genießen es auch, wenn es keine Blumen gibt. Aber wenn Blumen da sind, lassen wir sie in Ruhe und verfolgen nicht, was mit ihnen passiert.

Lama Yeshe Rinpoche’s Ratschlag

„Seid im gegenwärtigen Moment. Der Geist ist reine Energie und da gibt es kein Richtig und Falsch. Entwickelt bedingungslose Herzensgüte, Akzeptanz und Toleranz. Seid freundlich zu euch selbst und anderen. Wenn ihr positives Denken entwickelt, werden für euch wichtige Veränderungen zum Besseren geschehen. Hört auf, Euch Sorgen zu machen. Was zählt, ist der Augenblick und nicht, was morgen wichtig sein könnte. Im Zentrum solltet ihr alle zusammenarbeiten, einander helfen und nicht streiten. Es ist wichtig, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Alles wird sich gut entwickeln, wenn ihr freundlich seid, und euch gegenseitig helft. Habt weniger Anhaftung. Wir alle unterscheiden uns nicht von Buddha. Um dies zu verstehen und zu realisieren, sollten wir die Dinge als weniger solide betrachten, und keine Bindungen an Menschen und Dinge entwickeln.“    

  • Teaching angelegt von Frank
  • letzte Bearbeitung am: 17. Juli 2024