Beiträge von Lama Yeshe Rinpoche
Eine Aufforderung von Lama Yeshe Rinpoche von heute an alle Kirchheimer Samye-Dzong Freunde:
Sag den Leuten, dass sie eine positive Einstellung beibehalten sollen. Wenn Menschen ängstlich werden und sich sorgen, schwächt sie das und es ist eher möglich, dass sie krank werden.
Tell them to remain positive. If people become frightened or anxious, it weakens them and it is more likely that they become ill. So always remember to stay positiv.
Darum sollen sich alle daran erinnern, positiv zu bleiben!
Khenpo Khatar über Lama Yeshe Rinpoche
2016 war Lama Yeshe Rinpoche zu den Kagyu-Monlam-Friedensgebeten in Amerika eingeladen worden, die Khenpo Khatar organisiert hatte. Bei dieser Gelegenheit hielt er eine Ansprache, die ganz persönlich an Lama Yeshe Rinpoche addressiert war:
„Ich schätze mich besonders glücklich, die Gelegenheit zu haben, diese Kagyü Tsedrup-Friedensgebete einzuberufen. Aber insbesondere möchte ich ausdrücken, wie glücklich ich bin und wie erfreut ich bin, dass Lama Yeshe Losal dieses Jahr bei dieser Veranstaltung dabei sein konnte. Lama Yeshe Losal war jemand, der vom 16. Gyalwang Karmapa sehr geliebt wurde und der ihm sehr vertraute. Und deshalb stellte ihn der Karmapa, als das Zentrum KTD gegründet wurde, hier als Assistenten oder Stellvertreter von Lama Tenzin Choyni ein. Aus diesem Grund war er zu dieser Zeit maßgeblich an der Gründung und dem richtigen Funktionieren, Erschaffen und Erhalten von Karma Triyana Dharmachakra (KTD) beteiligt. Während dieser Zeit entwickelte Lama Yeshe Losal einen aufrichtigen Wunsch nach der Freiheit von Samsara. Was ihn veranlasste, vom 16. Gyalwang Karmapa die Gelübde der Entsagung und der Vollendung zu erbitten. Dies bedeutet, dass er Mönch werden wollte.
Dementsprechend erhielt er 1980 am 15. Tag des speziellen Monats Vaisake (Saka Dawa) gleichzeitig beide Gelübde, die Novizen-Gelübe der Entsagung und die vollen Mönchsgelübde der Vervollkommnung in der Gegenwart Seiner Heiligkeit des 16. Gyalwang Karmapa und einer erhabenen Versammlung großer Meister. Seit diesem Tag und bis zum heutigen Tag hat Lama Yeshe Losal seine klösterliche Disziplin in jeder Hinsicht tadellos und vorbildlich aufrechterhalten, und bevor ich mehr sage, möchte ich ihm dafür danken. Damals, kurz nach seiner Ordination, sagte er zu mir, dass er besorgt sei, dass er, wenn er nicht in Retreat eintrete, nicht in der Lage sein würde, das dem Dharma gewidmete Leben zu vervollkommnen, das er verfolgen wollte. Also begann er den Retreat, und da er (im Gegensatz zu den meisten von uns) kein Interesse an der Ablenkung durch Gespräche, Geselligkeit usw. hatte, begann er einen Einzeltretreat, zu dem er sich in eine Blockhütte hinter dem Kloster zurückzog.
Er blieb fast fünf Jahre im Retreat und hat in dieser Zeit eine authentische Verwirklichung in einem heutzutage äußerst seltenen Ausmaß hervorgebracht. Zum Beispiel sagte der Meister der Zuflucht, Kalu Rinpoche, über Lama Yeshe Losal, dass, obwohl wir in dieser Zeit nicht mehr zu hoffen wagen, dass die Schüler eine authentische Verwirklichung hervorbringen, es doch für jemanden immer noch möglich scheint, heroisch zu werden in ihrer Dharma-Erkenntnis, wie z.B. Löwen, oder Garudas. Indem er dies und andere Dinge ausdrückte, lobte Kalu Rinpoche Lama Yeshe Losal sehr.
Nach seinem fünfjährigen Retreat kehrte Lama Yeshe Losal nach Samye Ling in Schottland zurück, das unter dem Segen des 16.Gyalwang Karmapa gegründet worden war und immer noch den Segen des 16. trägt. Seit dieser Zeit leitete er die Praxis und Retreat-Einrichtungen in Samye-Ling und ermutigte er viele andere, sowohl durch seine Lehre, als auch durch sein Beispiel makelloser Disziplin und intensiver Praxis, was zu echten Erfolgen führte.
Deshalb habe ich ihm heute diese Embleme von Körper, Sprache und Geist angeboten, und ich habe dies getan, weil ich große Dankbarkeit und große Wertschätzung für die Art und Weise empfinde, wie er sein Leben gelebt hat und wie er praktiziert, und ich denke, das sollte anerkannt werden, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Da die Möglichkeit während dieser Versammlung entstand, habe ich diese Gelegenheit genutzt und ihm diese Opfergaben dargebracht. Die angebotenen Embleme sind klein, aber wir haben in Tibet ein Sprichwort, dass sogar eine kleine Blume, wenn sie den Buddhas und Bodhisattvas geopfert wird, den Berg Meru und alle Kontinente des Universums verkörpern und somit eine große Bedeutung haben kann. Ich hoffe, dass Lama Yeshe Losal diese Embleme mit nach Schottland nimmt und er ein langes Leben haben wird.
Außerdem führten wir während unserer Mahlzeiten mehrere Gespräche, und ich richtete eine besondere Bitte an Lama Yeshe Losal und hoffe, dass er sein Versprechen einhält. Ich finde es sehr glücksverheißend, dass er trotz der großen Entfernung zwischen seinem Sitz in Schottland und hier zu unserer ersten Ausführung der Thrangu Tsedrup-Gebete in Amerika hierher gekommen ist. Und ich bete, dass dieser Glücksfall darauf hindeutet, dass er immer wieder zurückkehren wird, und ich bete auch, dass er und ich trotz der großen Entfernung zwischen seinem und meinem Wohnort die Gesellschaft des anderen in der Zukunft noch oft genießen können, wie wir es in dieser Woche getan haben. Mir ist klar, dass die Wahrscheinlichkeit dafür durch mein hohes Alter und seines etwas geringer ist. Aber trotzdem ist das mein Gebet. Wenn er oft hierher zurückkehren kann, wird das meinen Wünschen entsprechen. Aber selbst wenn er es nicht kann, ist es für mich persönlich von enormer Bedeutung, ihn jetzt hier zu haben, und ich wollte, dass jeder das versteht.“
Grobes Transkript von B. Keenan, Samstag, 5. November 2016, 17:49 Uhr
Lama Yeshe Rinpoche zu Meditation
Unsere Kagyu Linie wird als Praxis-Linie des Tibetischen Buddhismus bezeichnet. Wir legen großen Wert auf Meditation, Ausdauer, Vertrauen und Überzeugung. Diese Qualitäten sind wichtig, denn ohne Vertrauen und innere Überzeugung wird es schwer sein zu meditieren. Durch Meditation wird man in sich alles erfahren, wird innerlich erlebbar, was man aus dem Studium von Texten gelernt hat. Lama Yeshe Rinpoche glaubt, dass für Menschen, die Familie und Arbeit haben, Meditation der richtige Weg ist.
Auch wenn man täglich nur 30 Minuten oder eine Stunde lang meditiert, kann es unser ganzes Leben bereichern und unsere Fähigkeit steigern, effektiver in dieser stressvollen Welt zu funktionieren. Ein kurzer Meditationskurs wird das Leben nicht grundsätzlich verändern, aber man kann richtig beginnen und die wesentlichen Punkte der Instruktionen erinnern. Dann wird man allmählich in der Lage sein, sich selbst zu helfen, wenn man in Schwierigkeiten gerät. Wenn man diese Belehrungen anwendet, werden sie von ungeheurem Nutzen sein. Wenn man lernt, regelmäßig zu meditieren, wird man herausfinden, wie man in Körper und Geist ruhen kann, und wie man sich selbst akzeptieren und für die eigenen Handlungen Verantwortung übernehmen kann.
Meditation ist einer der wichtigsten Aspekte unseres Lebens. Ich sehe mit eigenen Augen den Unterschied zwischen Praktizierenden und Nicht-Praktizierenden. Wenn Praktizierende alt werden, fühlen sie sich nicht einsam. Sie sind auch auf den Tod vorbereitet. Sie wissen, was passieren wird, und werden den Tod als eine Gelegenheit erleben, für die es keinen Grund für Angst gibt. Da der Körper dann nicht mehr existiert, ist alles auf den Geist konzentriert. Darum ist es so wichtig, im Leben den Geist zu trainieren.
Frage an LYR: Wenn wir den Tag mit einer Meditations-Sitzung beginnen, wie können wir diesen meditativen Zustand den Tag über beibehalten?
Antwort: Achtsamkeit! Achtsamkeit! Achtsamkeit! Aber die kannst Du nur erreichen, wenn Du den Tag jeden Morgen mit mindestens 20 Minuten Meditation beginnst und Dir dann fest vornimmst, den Tag über achtsam zu bleiben für alles, was geschieht. Dann versuchst Du, dieses Vorhaben ständig beizubehalten. Wenn Du mit dem Auto fährst, weißt Du, dass Du Auto fährst. Wenn Du Deine Arbeit erledigst, weißt Du, dass Du arbeitest. Du behältst die Aufmerksamkeit ständig bei, das bedeutet, dass Du Dich an das erinnerst, an was Du Dich erinnern musst,
Lama Yeshe Rinpoche im Juli 2014 zu einer Gruppe aus dem Zentrum in Samye-Ling
Wenn wir den Dharma praktizieren, lautet die Frage an uns selbst: Bin ich ein besserer Mensch geworden, bin ich freundlicher, verzeihender, toleranter, mitfühlender geworden? Dies ist der beste Weg, um herauszufinden, ob wir den Dharma richtig verstehen. Sogar unter den Lamas gibt es welche die praktizieren, sich aber nicht verändern, weil sie die Dinge zu kompliziert machen.
Die Essenz ist unser Geist, es geht um unseren Geist. Aber wir kennen den Geist nicht. Er ist nicht das Gehirn, das Fleisch unseres Körpers oder das Herz. Der Geist ist eine Form von Energie oder Bewusstsein. Wenn wir uns unser Zuhause vorstellen, dann ist der Geist in diesem Moment dort, er geht überall hin und ändert sich ständig. Er ist wie Energie, nichts bleibt für immer gleich, alles verändert sich ständig. Ein Stück Holz, ein Haus, der Körper, alles entsteht, verfällt, verändert sich, nichts hält an. Wir haben Gefühle – manchmal gute, manchmal schlechte Gefühle. Gute Praxis ist es, dem Geist gute Gefühle beizubringen, dann entsteht Freude.
Gib dem Geist Dankbarkeit als Nahrung, fühle dich überglücklich, dass du die Dharmaübertragungslinie, die Lamas, getroffen hast. Am wichtigsten ist ein reiner Geist – nicht der Körper ist am wichtigsten. Wenn der Körper krank ist, ist die Krankheit eine Gelegenheit, Dinge zu lernen. Es zeigt, dass nichts für immer da ist. Wir können dadurch lernen und erkennen, dass wir nicht für immer hier sind. Wenn wir meditieren, haben wir viele Gefühle. Ein guter Meditierender lässt die Gefühle in Ruhe. Es ist wie eine Wiese mit vielen Frühlingsblumen, die im Frühling in vielen Farben und Formen auftauchen. Wir genießen den Moment mit vielen Blumen, und wir genießen es auch, wenn es keine Blumen gibt. Aber wenn Blumen da sind, lassen wir sie in Ruhe und verfolgen nicht, was mit ihnen passiert.
Lama Yeshe Rinpoche’s Ratschlag
„Seid im gegenwärtigen Moment. Der Geist ist reine Energie und da gibt es kein Richtig und Falsch. Entwickelt bedingungslose Herzensgüte, Akzeptanz und Toleranz. Seid freundlich zu euch selbst und anderen. Wenn ihr positives Denken entwickelt, werden für euch wichtige Veränderungen zum Besseren geschehen. Hört auf, Euch Sorgen zu machen. Was zählt, ist der Augenblick und nicht, was morgen wichtig sein könnte. Im Zentrum solltet ihr alle zusammenarbeiten, einander helfen und nicht streiten. Es ist wichtig, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Alles wird sich gut entwickeln, wenn ihr freundlich seid, und euch gegenseitig helft. Habt weniger Anhaftung. Wir alle unterscheiden uns nicht von Buddha. Um dies zu verstehen und zu realisieren, sollten wir die Dinge als weniger solide betrachten, und keine Bindungen an Menschen und Dinge entwickeln.“
Lama Yeshe Rinpoche lehrt
Wir haben alles, was wir brauchen, aber der Geist möchte immer mehr, braucht immer mehr, hält ständig Ausschau nach mehr. Dies ist eine Gewohnheit, die tief in uns steckt. Ständig verfolgen wir unser Verlangen. Wenn du meditierst, beobachte den Geist, der nie genug Wertschätzung hat, und immer mehr möchte. Aber das Verlangen und Wollen hört auf und existiert nicht, wenn der Geist in der Gegenwart verweilt.
Der Geist ist eine Energie ohne Form. Darum ist es möglich, dass der Körper hier ist, aber der Geist weit entfernt. Der Geist ist grenzenlos, aber wir erlauben uns selbst in winziger, eingeschränkter Wahrnehmung gefangen zu sein. Wir denken, so intelligent zu sein, aber stecken fest. Im Grunde haben wir nie gelernt zu denken. Wir wissen nicht, wo unser Leid herkommt. Wir sollten unser Leid, unsere Probleme analysieren und versuchen, herauszufinden, wo unsere Ängste, Sorgen, Schwierigkeiten herkommen – erforscht es.
Wir haben so viel mehr Gründe, freudvoll anstatt unglücklich zu sein. Aber wir fokussieren uns ständig auf die Probleme. Der Grund dafür ist dieses große „Ich“, das so hohl und gierig ist wie ein bodenloses Meer. Meditation kann das ignorante Selbst, das immer zuerst kommt, aufhalten. Buddha hat zuerst an andere gedacht, dann erst an sich selbst, und dadurch ist sein Leid verschwunden. Wenn wir unsere eigene innere Welt von Gier, Anhaftung, Abneigung, all dem, das unser Leben vergiftet, reinigen können – dann können wir auch die äußere Welt verbessern.
Auszug aus dem Meditationskurs mit Lama Yeshe an Ostern 2016
Guten Nachmittag allesamt. Es tut mir sehr, sehr leid, diesen starken Regen zu sehen. Es tut mir sehr leid für all die Leute, die auf dem Feld zelten. Es regnet viel in diesen Tagen, aber ich finde, für die Gelegenheit, sich mit einem so heilsamen Weg zu beschäftigen, wie wir es tun, ist ein wenig Leiden akzeptabel. Es ist aber noch mehr als nur akzeptabel, und ich möchte euch sogar einladen, freudvoll zu sein, trotz des Regens. Wir haben die Wahl, ob wir uns vom Regen stören lassen, oder beschließen, trotzdem freudvoll zu sein. Wenn ihr fröhlich und glücklich sein möchtet, könnt ihr gerne meinem „Freudvollen Club“ beitreten.
Hier geht es um Meditationspraxis und es ist niemals möglich, einfach meditieren und einen ruhigeren Geisteszustand zu finden zu wollen, ohne uns mit unseren negativen Emotionen zu beschäftigen. Die Wurzel all unserer emotionalen Schwierigkeiten sind unsere Geistesgifte. Wenn wir uns also nicht mit diesen beschäftigen, können wir auf keinen Fall eine lange Zeit des Friedens und der Ruhe erwarten. Zu Beginn dieser Sitzung las ich ein kurzes Gebet vor. Wenn jemand von euch Zeit hat, lest die Übersetzung. Da wird erklärt, wie wir sein sollten, wenn wir meditieren. Es ist ein sehr schönes Ziel, das wir erreichen wollen.
Im Buddhismus erinnern wir uns als erstes daran, dass wir, wenn möglich, auf Selbstsucht verzichten und auch alles Negative aufgeben wollen. Dafür bringen wir Weisheit und bedingungsloses Mitgefühl in unser Leben, um der gesamten Menschheit zu nützen. Dies verhindert, dass Egoismus, Vorurteile und Diskriminierung zunehmen. Wir bezeichnen einen Menschen, der durch die richtige Motivation und durch die Praxis des Dharma Weisheit und bedingungsloses Mitgefühl entwickelt, als einen Buddha. Deshalb kann niemand Buddha zerstören, weil Buddha nicht diese goldene Statue oder ein Ding ist, wie sie auf Bildern wie Thankas gemalt sind oder als Statuen geformt.
Es ist wie mit einem Bild von uns selbst – wenn jemand das Bild von Lama Yeshe zerstört, wird Lama Yeshe immer noch Unsinn mit euch reden! Weil wir Buddhist sind, kann Buddha nicht wirklich zerstört werden. Buddha existiert nicht, aber seine Essenz, die absolutes Mitgefühl ist. Buddha diskriminiert nicht. Es ist wie wenn wir die Weite des Weltraums betrachten, egal wie viele Planeten und wie viele Universen sich darin befinden, er verändert sich dadurch nicht wirklich. Es ist so groß, so weit, so unantastbar.
Es gibt keine Grenze, keine Einschränkung, und darum geht es in Buddhas Lehre: grenzenlose Toleranz, Liebe, Fürsorge. Wenn wir wirklich tief in unser Herz schauen, fühlen wir mit machen Menschen, die erscheinen, als ob sie niemals in der Lage seien, ihre liebevolle Güte zu zeigen, und nach außen hin immer emotional gleichgültig erscheinen, aber in sich selbst leiden sie wirklich. Sie wissen nicht, wie sie ihre Offenheit, ihre Liebe, Freundlichkeit und Vergebung zeigen sollen.
Wenn wir eine gute Einstellung haben und dann jemandem begegnen, der unhöflich und dessen Verhalten schwer zu verstehen ist, dann sollten wir denken: „Mein Lehrer ist ständig bei mir, zeigt mir meine eigene Schwäche und hilft mir dabei, zu wachsen. Ich werde diese Art von Umstand nutzen, um Fortschritte zu erzielen.“ Denkt immer positiv. Wir haben ein Gebet dafür, das besagt: „Ob gut oder schlecht, richtig oder falsch, ich bin es, den der Buddha segnet, damit ich akzeptieren lerne, mit allem umgehe, und der/die es schaffen kann.“ So sollte es sein. Das wird uns also helfen, niemals jemanden zu verurteilen. Beschuldige niemals andere Menschen. Es ist die schönste Philosophie, die ihr jemals finden werdet, weil es keine Diskriminierung, keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern oder ähnliches gibt.
Ich sage immer, ich bin so glücklich, einen so weisen Weg zu gehen. Wir als Buddhisten müssen niemals denken, dass wir jemanden zum Buddhismus bekehren müssen, denn laut Buddhismus sind wir alle bereits Buddha. Was muss ich dann tun, wenn ich euch nicht bekehren muss? Ich kann euch zeigen, euch helfen, dieses absolute Vertrauen zu gewinnen, dass jeder von euch so perfekt und gut ist wie alle anderen. Denkt niemals, dass ihr nicht gut genug seid. Denkt niemals: „Ich bin weniger wert oder schlechter als andere.“, Denkt immer: „Ich bin so gut wie jeder andere Mensch“. Das nennt man Selbstvertrauen, und Selbstermächtigung ist das, was Buddha lehrte.
Aus einem Interview mit Lama Yeshe Rinpoche
Entwickle dein Herz. Sei ein mitfühlender Mensch. Arbeite für den Frieden. Gib nie auf.
Reporterin: Haben Sie es jemals bereut, nach Schottland gekommen zu sein?
Lama Yeshe Rinpoche: Nein, ich hatte keine Wahl! Ich bin so glücklich hier zu sein. Ich verließ Tibet, als ich sehr jung war. Mein Vater und meine Mutter starben dort und es war mir nicht möglich, nach Tibet zurückzukehren. Als ich ging, war ich 15 Jahre alt – da sehen Sie, was ich für eine Antiquität bin! Ich konnte keine andere Sprache sprechen, ich hatte nie andere Menschen außer Tibetern gesehen. Ich wurde in seinem sehr kleinen Dorf geboren.
Reporterin: [Die Reporterin erzählt kurz davon, wie die drei Brüder Tibet verlassen mussten und schließlich in den Südwesten von Schottland kamen, wie dort ein Kloster, Samye Ling, mit einer Handvoll Mönche gegründet wurde, das heute als das erste und größte buddhistische Kloster Westeuropas bekannt ist. Als solches, erklärt die Reporterin, sei es auch eine Touristenattraktion in Schottland.] Macht es Ihnen etwas aus, dass Samye Ling auch als Fremdenverkehrsort bekannt ist?
Lama Yeshe Rinpoche: Das macht mir nichts aus, weil es eine Möglichkeit ist, den Menschen zu nutzen – es ist ein Zufluchtsort. Die Menschen sind sehr angespannt, sie sind sehr unglücklich, und so kommen sie zu einem Ort wie diesem: Hier beurteilt einen niemand, keiner versucht, jemanden zum Buddhismus zu bekehren, denn es gibt keine sogenannte Bekehrung. Das Einzige, das wir hier lehren, ist, wie man ein guter und weiter entwickelter Mensch ist.
Reporterin: Warum dieser Ort? Was ist so besonders an Eskdalemuir?
Lama Yeshe Rinpoche: Das hat uns jeder gefragt: Warum um alles in der Welt habt ihr einen solchen Platz gewählt? Als wir damals hierherkamen – ich kam 1969 hierher – zu dieser Zeit lautete der Wetterbericht für Eskdalemuir immer, es sei am nassesten, am feuchtesten, am kältesten. Also hat uns jeder gefragt: Warum habt ihr diesen Platz gewählt? Ich sagte: Wir haben nicht gewählt, wir waren Flüchtlinge. Und dieser Ort war eben verfügbar für uns. Aber ich sage immer: positiv Denken und immer das tun, was wir können. Also sage ich jetzt: Ich bin ein Glücks-Lama, ich habe das Wetter verändert. [Lama Yeshe Rinpoche lacht.] Wir haben hier tatsächlich viele Monate gutes Wetter. Und die Leute können sehen, dass wir dem, was wir lehren, treu bleiben. Eigentlich kommt das Wachstum daher, dass wir Liebe und Güte und Fürsorge lehren und niemanden zu diskriminieren. […]
Reporterin: Das Ziel hier ist es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Aber Lama Yeshe macht sich Sorgen über die moderne Lebensweise.
Lama Yeshe Rinpoche: Es geht immer nur um „Ich“ als Nummer Eins – „ich, ich, ich“. Also versuche ich das aufzulösen, indem ich sage: Niemand hat einen Nutzen aus dem „ich, ich“. Wie wär’s mit – „wir, wir, wir“! Menschen sollten ihre Intelligenz und ihre Weisheit in richtiger Art und Weise für den Nutzen der gesamten Menschheit einsetzen.
Reporterin: Darf ich Sie fragen – was ist Ihr Rat für ein glückliches Leben? Wie sollten wir leben?
Lama Yeshe Rinpoche: Einfach. Wenn man ein Dach über dem Kopf hat, sollte man glücklich sein. Glaubt nicht, ihr müsstet mehr ansammeln. Verbringt mehr Zeit mit eurer Familie, passt gut auf eure Gesundheit auf, schaut hin, wie ihr der Umwelt wirklich helfen könnt.
Reporterin: Sie sagen, dass die Welt in einem Schlamassel steckt. Kann sie gerettet werden?
Lama Yeshe Rinpoche: Absolut – wir können uns ändern. Je mehr Positivität es gibt, umso mehr wollen Menschen auch Verantwortung übernehmen. [Zur Reporterin:] Wenn ich Sie ansehe, Sie sind eine sehr freudvolle Person, also lächeln Sie weiter und ich glaube, jeder wird davon profitieren! [Lama Yeshe Rinpoche lacht.] Also müssen wir einfach nur lächeln!
Reporterin: Samye Ling ist momentan wegen des Coronavirus geschlossen. Aber normalerweise kommen tausende auf der Suche nach Antworten hierher. Leute wie Leonard Cohen und David Bowie haben dieses spirituelle Zentrum in Dumfriesshire besucht und haben bei ihrer Ankunft den einfachen Lebensstil angenommen.
Lama Yeshe Rinpoche: Jeder bekommt Geld für Zahnpasta, eine Zahnbürste und ein Dach über dem Kopf. Wir sagen, dass wir besonderes Glück haben: Keiner muss sich jemals Sorgen darüber machen, wer die Raten oder die Miete bezahlt – das bezahlt der Verein. Und im Gegenzug arbeitet jeder für das Zentrum. Das ist eine neue Art, ein Leben zu führen: die Menschen können zusammen tätig sein, wenn sie eine ähnliche Motivation haben, wenn wir alle in die richtige Richtung gehen. In diesem Gebäude hier leben Nonnen. Wir haben nur wenige Mönche, die meisten hier sind Nonnen. Und sie haben sehr wichtige Positionen inne: Wir haben drei hohe Lamas, die sind ganz an der Spitze, und das sind alles Frauen. Eine Nonne organisiert ein sehr großes Zentrum in London, eine das Zentrum in Barcelona und die dritte Nonne in Belgien. Die Lehre des Buddha ist, niemanden zu diskriminieren. Wenn wir sagen, dass wir gleich sein wollen, sagt der Buddha: „Klein und groß können nie gleich sein. Wenn ihr genügend Weisheit habt, dann seid ihr schon gleich!“ Also brauchten die Frauen nicht für ihre Stellung zu kämpfen, sie haben sie natürlicherweise durch ihre Entwicklung eingenommen.
Reporterin: Es war Lama Yeshe Rinpoche’s älterer Bruder, der eigentlich das Kloster damals gründete. Akong Rinpoche widmete sein Leben der Entfaltung dieses Ortes und der Hilfe für die armen Menschen in seinem tibetischen Heimatland. Aber vor sieben Jahren, als er wieder auf einer mildtätigen Reise war, wurde er in China umgebracht. Und das bedeutete, dass Lama Yeshe seinen Platz einnehmen musste.
Lama Yeshe Rinpoche: Er wurde ermordet. Aber er wusste es vorher und sagte vielen Leuten, dass er nicht zurückkommen würde. Wir feierten unsere Geburtstage zusammen und beim letzten kamen etwa 500 Leute aus ganz unterschiedlichen Teilen Europas, um mit uns zu feiern. Und am Ende sagte er: „Lama Yeshe Rinpoche wird noch weitere Geburtstage feiern, ich werde keine mehr haben.“ Er wusste ganz genau, was ihm zustoßen würde, aber er opferte sich. Denn wie so viele andere tibetische Lamas war er glücklich, sein Leben für etwas zu geben, das es zu schützen wert ist: Unsere Weisheit, die so nützlich für alle Wesen ist.
Reporterin: Wie sehr wird er hier vermisst?
Lama Yeshe Rinpoche: Er wird sehr vermisst, weil sein Beispiel jedermanns Herz berührte. Egal ob ich nach Südafrika oder nach Spanien gehe – auch hier in Schottland – ihm wurde so viel Respekt entgegengebracht. Er hat vielen tausenden, nicht nur hunderten, Tibetern in Tibet geholfen. Er bewerkstelligte es, dass sie Bildung erhalten konnten. Er war in Tibet sehr bekannt für seine Fähigkeit, furchtlos mit den Chinesen zu sprechen. Ich bin sein jüngerer Bruder: Er ist wie mein Vater, er ist wie meine Mutter. Er sagte: „Ich werde auf meinen jüngeren Bruder aufpassen.“ Er sagte immer: „Ich habe unseren Eltern versprochen, gut auf dich aufzupassen.“ Bis er starb, hat er mich total verwöhnt. [Lama Yeshe lacht.] Aber jetzt muss ich die Verantwortung übernehmen. Und ich zahle einen hohen Preis dafür, sicherzustellen, dass sein Projekt überlebt. […]
Quelle: Border Life: From the mountains of Tibet to the foothills of Dumfriesshire
Ganz neu erschienen das Buch über das Leben von Lama Yeshe Losal Rinpoche „Von einem Berg in Tibet“
Lama Yeshe sah kein Auto, bis er fünfzehn Jahre alt war. In seinem ruhigen Dorf rannten er und andere Kinder mit Yaks und Mastiffs durch die Felder. Der Lebensrhythmus wurde durch die Jahreszeiten verankert. Die Ankunft chinesischer Armeewagen im Jahr 1959 veränderte alles. Nach dem furchtbaren tibetischen Aufstand floh er als Flüchtling über den Himalaya nach Indien.
Als einer der 13 Überlebenden von 300 ursprünglich Flüchtlingen, verbrachte er die nächsten Jahre in Amerika, und erlebte die Exzesse der Woodstock-Generation, bevor er sich in Europa veränderte. Jetzt in seinen siebziger Jahren und als führender Mönch im Samye Ling Kloster in Schottland – dem ersten buddhistischen Zentrum im Westen – wirft Lama Yeshe einen hoffnungsvollen Rückblick auf sein bedeutsames Leben. Von seinen Erkenntnissen über Disziplin und Mitgefühl mit sich selbst, bis zu seinen Prüfungen und Schwierigkeiten mit Verlust und Misserfolg, spiegelt seine ergreifende Geschichte unsere eigenen Kämpfe wieder.
Mit Gelehrsamkeit und Humor geschrieben, beleuchtet From a Mountain in Tibet, wie die verzweifeltste Situation uns helfen kann, wichtige Lektionen für das Leben aufzudecken, und dauerhaften Frieden und Zufriedenheit zu erreichen.
Bezugsquelle Lama Yeshe Losal Rinpoche: From a Mountain In Tibet – A Monk’s Journey
Es folgen einige Auszüge aus Lama Yeshe Rinpoches neuem Buch, die auch für uns hilfreich sein können.
Nach vielen Jahren wilden Lebens in Schottland und Amerika fühlte sich Lama Yeshe an einem Punkt angelangt, an dem er zum ersten Mal die Ursache seines Unglücks verstanden hatte, und, wie er in seinem neuen Buch weiter schreibt:
„Noch entscheidender war es, dass ich den Ausweg sehen konnte. Dies war die Erkenntnis, zu der der Buddha kam, als er sein luxuriöses Leben als Prinz verließ, und allein in die Wildnis wanderte, um zu meditieren. Sobald er die Erleuchtung erlangt hatte, wurde seine tiefgreifende Erkenntnis in seiner allerersten Lehre, den Vier Edlen Wahrheiten, zusammengefasst. Er beschrieb die erste Wahrheit als die Wahrheit des Leidens. Die zweite ist die Wahrheit über die Ursache des Leidens. Die dritte ist die Wahrheit über das Ende des Leidens. Und die vierte ist die Wahrheit des Weges, der zum Ende des Leidens führt. Einfach ausgedrückt sind diese schmerzhaften Ereignisse im Leben unvermeidlich. Wir alle erleiden Krankheit, Alter, Tod. Wir werden krank, verlieben uns, sind verletzt, verletzen andere und sterben schließlich.
Das Leiden, das wir als Ergebnis dieser Ereignisse erfahren, wird typischerweise dadurch bestimmt und verstärkt, wie unser Geist auf diese Ereignisse reagiert bzw. damit umgeht. Es ist immer schmerzhaft, sagen wir, hintergangen zu werden, wenn wir verliebt sind, aber sobald der anfängliche Schock vorbei ist, bestimmt unsere Reaktion auf das Ereignis, wieviel wir leiden. Unser Geist ist die wahre Quelle unseres Leidens. Wenn wir uns ihm zuwenden und beobachten können, wie er den Gewohnheiten der Anhaftung und Abneigung versklavt ist, haben wir die Möglichkeit, uns vom Leiden zu befreien. Dies ist für keinen von uns einfach und die Arbeit eines Augenblicks, aber es ist durchaus möglich. Wir erreichen dies, indem wir das Wesentliche des buddhistischen Trainings perfektionieren: ethisches Verhalten, Meditationspraxis und Weisheit, die alle in der frühen buddhistischen Lehre des Edlen Achtfachen Pfades enthalten sind. “
Er schreibt auch über seine Zeit als Betreuer einer Gruppe von Menschen, die einen 4-jährigen Retreat in Purelands, Samye Ling, machten. Vielleicht kann der eine oder andere eine gewissen Vertrautheit mit eigenen Gefühlen und Erfahrungen finden:
„Immer wieder kamen Retreatants zu mir und fühlten sich schlecht in Bezug auf sich selbst und ihre Vergangenheit: traumatisiert, unfähig loszulassen, verärgert über sich selbst, weil sie nicht in der Lage waren,„richtig “zu meditieren. Viele Leute sagten mir, dass sie besondere Probleme hatten, mit ihrer von Wut umzugehen. Sie konnten nicht aufhören, sich mit vergangenen Verletzungen und Beleidigungen auseinanderzusetzen, konnten nicht loslassen, und sie konnten denen nicht vergeben, die ihnen Schmerzen verursacht hatten. So waren sie wütend auf ihre Eltern, oder manchmal auf Partner oder Ex-Partner. Eine große Anzahl von ihnen war auch von Wut auf sich selbst erfüllt.
Wenn ich vorschlug, dass es für sie heilsam sein könnte, zu vergeben, listeten sie erneut alles auf, worüber sie wütend sein mussten, und warteten auf mein verständnisvolles Nicken. Sie identifizierten sich vollständig mit ihren negativen Emotionen, und konnten sie trotz aller Bemühungen, nicht als bloße Phantome des Geistes sehen. Es ist so wichtig, die Anhaftung an ein Trauma loszulassen, anstatt sich weiterhin darauf zu konzentrieren, wie wir verletzt wurden, denn wenn wir nicht loslassen können, wird dieses Trauma unser ganzes Leben bestimmen, und unser gesamtes Denken verzerren.
Die Identifikation mit vergangenen Verletzungen führt zu einem Mangel an Vergebung, Vergebung für andere und für uns selbst. Das Problem ist, dass wir ohne Mitgefühl für jedes Lebewesen niemals Frieden finden können. Jede Freude, die wir erleben, ist von kurzer Dauer. Ich sage nicht, dass das einfach ist. Wir alle haben schmerzhafte Gefühle, weil es unvermeidlich ist, dass in diesem Leben Dinge geschehen, die schwierig für uns sind. Aber es gibt keinen anderen Weg.“
Inspirationen von Lama Yeshe Rinpoche
Osterkurs 2017
„Es ist niemals möglich, einfach zu meditieren und einen ruhigeren Geisteszustand finden zu wollen, ohne mit unseren negativen Emotionen umzugehen. Die Wurzel all unserer emotionalen Schwierigkeiten sind unsere Geistesgifte, also Anhaftung, Abneigung, Stolz, Eifersucht, Unwissenheit. Wenn du dich nicht mit diesen beschäftigst, kannst du auf keinen Fall auf eine lange Zeit des Friedens und der Ruhe hoffen. Ich sage immer, ich bin so glücklich, einen so weisen Weg zu gehen. Wir als Buddhisten müssen niemals denken, dass wir jemanden zum Buddhismus bekehren müssen, denn laut Buddhismus sind wir alle bereits Buddha. Was muss ich dann tun, wenn ich euch nicht bekehren muss? Ich kann euch zeigen, kann euch dabei helfen, dieses absolute Vertrauen zu gewinnen. Das Vertrauen darauf, dass jeder von euch so perfekt und gut ist wie alle anderen. Denkt niemals, dass ihr nicht gut genug seid. Denkt niemals: „Ich bin weniger wert oder schlechter als andere“. Denkt immer: „Ich bin so gut wie jeder andere Mensch“. Das nennt man Selbstvertrauen. Selbstermächtigung ist das, was Buddha lehrte.“
Purelands Retreat – 3 February 2021
Liebe Zentrums-Freunde,
Der 12. Februar 2021 ist nach dem tibetischen Mondkalender Losar, das tibetische Neujahr, das den Beginn des Jahres des Ochsen ankündigt. Dies ist ein besonderes Jahr für unseren höchsten Linienlehrer, Seine Heiligkeit, den 17. Gyalwang Karmapa, Ogyen Trinley Dorje. Es ist sein Geburtsjahr, das sich entsprechend dem tibetischen Kalender alle 12 Jahre wiederholt. In diesem Jahr ist es besonders wichtig zu beten und tugendhafte Handlungen anzusammeln, die dem langen Leben Seiner Heiligkeit, der guten Gesundheit und seinen ständig wachsenden Dharma-Aktivitäten gewidmet sind. Seine Heiligkeit ist mein eigener Wurzelguru, und als Abt bitte ich alle Zentren, Gebete zu sprechen, die ihm gewidmet sind.
Ihr könnt Grüne Tara Lobpreisungen oder Mantras, Weiße Tara Mantras, Guru Rinpoche Mantras oder 100 Silben Mantras von Dorje Sempa rezitieren, je nachdem, was einfacher ist, und widmet sie alle Seiner Heiligkeit. Wegen all der Einschränkungen aufgrund von Covid 19 haben viele von uns zusätzliche Zeit zur Verfügung. Nutzt diese Zeit also sinnvoll, und widmet so viele Gebete und Mantras wie möglich. Ich werde mich auch von meinem Retreat aus beteiligen, und jeden Tag Grüne Tara-Lobpreisungen und Langlebensgebete rezitieren. Wir möchten, dass Seine Heiligkeit mindestens 100 Jahre alt oder noch älter wird, um alle seine Aktivitäten zum Wohle der Wesen zu erfüllen.
Ich wünsche euch allen alles, alles Gute. Wir nähern uns dem Ende dieses langen, dunklen Tunnels und Licht beginnt, wieder zu erscheinen. Wir können uns auf ein sehr glückverheißendes und freudiges Wiedersehen freuen. Dann wird sich die ganze Welt freuen, die Schwierigkeiten und Leiden, die diese Pandemie mit sich gebracht hat, überwunden zu haben.
Wir dürfen niemals auf den Weg der Selbstsucht zurückkehren. Denkt immer daran, fürsorgliche, freundliche und mitfühlende Menschen zu sein. Emaho! Sarwa Mangalam!
Meditation (Auszug aus einem Meditations-Kurs mit Lama Yeshe Rinpoche)
Ich möchte sehr einfache Meditation lehren. Manchmal sagen die Leute über mich, „Lama Yeshe macht es uns einfach“. Aber euer Leben ist schon so geschäftig und chaotisch, ich möchte es nicht schwieriger machen.
Die buddhistische Philosophie sagt, dass bei allem, was wir in unserem Leben tun, die richtige Motivation das Wichtigste ist. Wenn wir Meditation nicht richtig verstehen, verlieren wir uns. Um Meditation zu lernen, sollten wir niemals denken, dass wir etwas tun müssen. Einige Leute denken, wenn man meditiert, muss man eine schöne Erfahrung machen. Das ist falsch. Einige Leute denken, Meditation bedeutet, den Geist zu entleeren. Der Geist ist schon leer, wie kann man also einen leeren Geist leer machen? Also was ist unsere Motivation? Wir wollen Meditation nutzen, um einen stabilen Lebensstil und Klarheit zu erlangen. Wir wollen aufhören, angespannt zu sein. Unsere Anspannung und Verwirrung lösen sich von selbst auf, wenn wir ruhig und friedlich werden.
Nach buddhistischer Lehre ist der Buddha-Geist wie ein wunderschönes Feld. Wir müssen dieses Feld pflegen und ständig jäten, damit kein unerwünschtes Unkraut wächst. Was ist dieses Unkraut? Wut, Eifersucht, großes Ego, Anhaften, Stolz. Dies sind die Unkräuter, die wir entfernen müssen. Was müssen wir auf dem Buddhafeld pflanzen? Liebe, Freundlichkeit, Vergebung, Geduld, Toleranz. Das sind die Schlüssel zum Erfolg. Lernt also zu meditieren! Wir brauchen uns nicht zu schämen, wenn wir einer anderen Religion folgen. Der Geist gehört uns, die Zeit gehört uns, wir brauchen nur liebevolle Güte und Vergebung. Wenn wir die Samen dieser schönen, liebevollen Güte pflanzen, spielt die Religion keine Rolle mehr, wir haben keine Grenzen mehr. Grenzen bringen Solidität. Menschen erschaffen Abgrenzung und Trennung.
Das ist falsch. Jeder Mensch möchte geliebt werden, jeder Mensch möchte glücklich sein, wer auch immer er ist. Wir sollten also keine Grenzen aufbauen. Einige Leute glauben, dass es Zeitverschwendung ist, zu meditieren, und nicht körperlich zu arbeiten, um zu zeigen, dass sie körperlich am Wohlergehen der Welt beteiligt sind. Aber sie rennen vor der Realität davon. Diese Leute haben den Punkt verfehlt. Samsara ist aus buddhistischer Sicht wie ein großer Hurrikan und wir werden auf und ab geworfen, gut, schlecht, glücklich, unglücklich. Wenn Menschen im Meer ertrinken, ist es nutzlos, ins Wasser zu springen, wenn man selbst nicht schwimmen kann. Man braucht die entsprechenden Voraussetzungen, um andere retten zu können.
Wenn die Motivation stimmt, wenn wir Stabilität, Ruhe und Frieden haben, können wir nützlich sein. Bis dahin sind wir nicht sehr nützlich. Manchmal können wir nicht nur nicht helfen, wir können sogar zu einem Hindernis für andere Menschen werden. Was wir tun können, ist, an einen geeigneten Ort zu kommen, vielleicht ein Meditationszentrum oder ein Dharma-Zentrum, um Meditation zu lernen und gemeinsam zu praktizieren. Einige denken, dass sie zu Hause meditieren können, aber das ist schwierig. Wenn wir mit anderen meditieren, können wir nicht einfach aufhören und den Raum verlassen, denn das Ego verhindert, dass man der Erste sein möchte, der rausgeht. „Lasst uns also lernen, richtig zu meditieren.“ Damit wir körperlich und geistig entspannt sein können, muss der Körper sehr gerade sein.
Wir können uns vor einen Spiegel setzen und verschiedene Kissen ausprobieren, damit wir herausfinden können, wie aufrecht unser Rücken ist. Dann ist der Kopf wie eine Kobra nach oben aufgerichtet, und dies zieht den Körper nach oben. Wir sind nicht zu ernst oder angespannt, und üben ohne Angst oder Anstrengung. Es ist sehr einfach. Anfänger können ihre Augen schließen. Wenn es viele Gedanken, Ängste, Höhen und Tiefen gibt, machen wir uns keine Sorgen, lassen sie in Ruhe. Wir machen uns keine Sorgen, ob sie kommen oder nicht. Wir tun nichts – lassen es einfach geschehen. Alle Gefühle und Gedanken kommen und gehen, aber sie stören uns nicht. Wir lassen Sie sie in Ruhe. Ob ein guter oder ein schlechter Gedanke kommt, wir lassen alle in Ruhe vorbeiziehen.
Wenn wir nicht aufhören können zu denken, zählen wir die Atemzüge; ein und aus ist eins; ein und aus ist zwei. Wir zählen geistig und sind sehr konzentriert dabei. Das Atmen ist wie ein Pferd, und das Bewusstsein ist der Reiter. Wenn wir keine gute Achtsamkeit haben, werden wir von unserem Pferd abgeworfen. Wir müssen also sehr konzentriert sein. Wenn der Geist ruhiger wird, können wir aufhören zu zählen. Wenn der Geist wieder unruhiger wird, fangen wir wieder an zu zählen. Wenn wir die Augen schließen, werden wir nicht von dem abgelenkt, was wir sehen können.
Aber dann denkt dein Verstand über die Vergangenheit nach oder plant die Zukunft voraus. Beides ist nicht erforderlich. Wenn der Geist nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft weilt, sind wir im Augenblick. Dann ist unser geistiges Chaos weg. Alle Verwirrung und Angst bezieht sich auf die Vergangenheit oder die Zukunft. Wir müssen lernen, nicht mehr der Vergangenheit zu folgen und nicht mehr in die Zukunft vorauszuplanen.
Frage: Sie sagten, unser Geist sei leer, deshalb müssen wir den Geist nicht leeren. Können Sie das klarstellen?
Lama Yeshe Rinpoche: Die Essenz des Geistes ist leer. Wir können dies analytisch untersuchen, indem wir physische Formen, Augen, Ohren beobachten und erkennen, dass wir dabei niemals den Geist finden. Wir können den Geist nirgendwo in unserem Körper finden. Wenn intelligente Wissenschaftler, die Stammzellen erforschen und nach dem Weg zum Geist suchen, den Geist finden könnten, würde sich unser Leben für immer verändern. Wir könnten Leiden, Altern und all die Schwierigkeiten, die wir durchmachen, beseitigen. Aber sie werden niemals den Geist finden. In einer anderen Kultur denken die Menschen, der Geist sei das Gehirn, aber wenn das Gehirn geschädigt ist, leben sie noch, also ist es nicht das Gehirn. Einige Leute sagen, es ist das Herz, aber mit einer Schrittmachermaschine anstelle eines Herzens ist der Geist immer noch erfahrbar. Er ist also nicht das Herz oder das Gehirn, nicht der Knochen oder das Fleisch. Wir können den Geist nicht finden, er ist kein Objekt, das wir greifen können.
Wir könnten Leiden, Altern und all die Schwierigkeiten, die wir erleben, beseitigen. Aber wir werden niemals den Geist finden. Trotzdem sagt etwas in uns: „Ich bin glücklich“, „Ich bin nicht glücklich“, „Ich kann denken“, „Ich kann fühlen“. Einige Leute sagen, dass sie nicht glauben, dass nach dem Tod etwas weitergeht, und für sie der Tod alles beendet. Aber das stimmt überhaupt nicht. Wenn wir jemanden sterben sehen, erleben wir manchmal viel Angst. Wenn der Körper stirbt, woher kommt diese Angst? Manchmal sehen wir sehr alte Menschen, die sich nicht bewegen können, nicht sprechen können und viel Angst haben. Wenn wir ein mitfühlender, spiritueller Mensch sind, kann viel Freude entstehen. Wir erleben Gedanken wie: „Gott wird mich empfangen oder Buddha ist für mich da“. Dies zeigt, dass sich der Geist nicht mit diesem physischen Körper auflöst.
Lama Yeshe Rinpoche zu Meditation
Meditation ist so kostbar. Wenn wir jung und körperlich fit sind, können wir, selbst wenn wir geistige Schwierigkeiten haben, geschäftig bleiben und Dinge unternehmen, die uns ablenken. Wenn wir älter werden, können wir das nicht mehr tun, so dass uns nur der Geist bleibt, um damit umzugehen. Darum ist es besser, uns jetzt darauf vorzubereiten. Wenn wir älter werden, werden wir vielleicht deprimiert. Wir können uns nicht mehr bewegen, wir müssen uns dann mit unserem Geist auseinandersetzen. Ihr seid sehr klug, denn ihr habt alles, Beruf, Familie, Zuhause, Eltern, Kinder, aber ihr seid trotzdem bereit, heute zu mir zu kommen und Schmerzen in Kauf zu nehmen. Ihr werdet verstehen, dass alles andere euch nicht glücklich macht, also muss es der Geist sein, mit dem wir uns befassen müssen.
Der Buddhismus sagt, der Geist ist alles. Der Geist sagt mir, dass ich glücklich bin, der Geist sagt mir, dass ich nicht glücklich bin, mein Geist sagt, dass ich das will, mein Geist sagt, dass ich das nicht brauche. Beschäftigen wir uns also mit diesem Geist, anstatt den Halluzinationen des Geistes nachzujagen. Alles, was wir verfolgen, ist eine Halluzination. Wie können wir Zufriedenheit finden, wenn wir einer Halluzination nachjagen? Wenn wir uns wirklich befreien wollen, kann uns keine andere Lehre Selbstbefreiung bringen. Wir müssen uns daran erinnern, Selbstachtung zu lernen.
Wir sollten unser eigenes Wohlergehen schätzen. Wertschätzung ist sehr wichtig. Andernfalls können wir alles haben, aber wir realisieren es nicht, und jagen stattdessen den wenigen Dingen nach, die wir nicht haben. Dabei fügen wir uns selbst oft viel Leid zu. Entwickeln wir lieber Freude. Wenn wir Angst haben, werden wir niemals meditieren können. Man muss freudvoll sein und darüber nachdenken, wie gut es ist, meditieren zu können.
Mein Meditationsweg ist am Anfang vielleicht nicht so einfach, aber das Ergebnis kann innerer Frieden, Zufriedenheit und ein Glück sein, das wir niemals verlieren werden. Niemand kann es uns jemals wegnehmen. Bei eurer bisherigen Lebensweise kann man alles verlieren. Ihr habt also die Wahl. Oft hören wir: „Denke selbstständig, Du musst planen“. Und nun sage euch, ihr sollt nicht denken, nicht planen. Ihr fragt dann, wie kann ich nicht denken, wie kann ich Dinge ohne Planung tun? Aber ich sage nicht, dass ihr nie denken sollt, sondern eben nur nicht während der Meditation. Versteht das nicht falsch. Außerhalb der Meditation können wir so viel denken, wie wir möchten, aber während der Meditation sollten wir nicht denken. Wenn ich sage, nicht zu planen, meine ich nicht, dass ihr niemals planen dürft, ich meine damit, es nicht während der Meditation zu tun. Wir sind nicht hierher gekommen, um zu denken und zu planen, wir sind hierher gekommen, um zu meditieren.
Ihr könntet denken: ‚Lama Yeshe ist verrückt, uns zu lehren, dass wir nicht denken oder planen sollen.“ Aber ich bin ein Meditierender, ich kenne den Geist sehr gut. Ich weiß, wie euer Verstand funktioniert. Wenn ich sage, tut nichts, verliert ihr euch. Manche Menschen haben Angst vor der Meditation. Einige meinen, sie sollten nachdenken. Also gebe ich euch etwas Positives zum Nachdenken. Wenn wir nicht aufhören können zu denken, dann denken wir lieber an etwas Nützliches, etwas Sinnvolles. Ist das nicht besser, wenn wir hier sitzen und anstatt über etwas Nutzloses, stattdessen über die grüne oder weiße Tara nachzudenken? Wenn euer Verstand der Meinung ist, dass es eine große Herausforderung braucht, gebt ihm etwas anderes als alles, woran ihr jemals zuvor gedacht habt.
Im Buddhismus hat alles eine Bedeutung. Bevor wir beginnen, machen wir ein inspirierendes Gebet namens Dorje Chang Tungma. Wir beten, dass wir eines Tages nichtmehr durch unsere Gefühle und Ängste gestört werden, und dass wir erkennen, dass es nichts zu tun gibt. Wir bitten um einen Segen, damit unser Geist nicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Dabei wenden wir uns an all die großen Meister, durch die die Methoden und Lehren weitergegeben wurden, die nun für uns in authentischer Form verfügbar sind.
Lama Yeshe über Tod und Sterben
Wenn wir alt werden oder glauben zu sterben, sieht der gute Praktizierende den Tod als Chance und hat keine Angst vor dem Sterben. Sich als Tara oder Chenrezig vorstellen zu können, verhindert, dass wir Angst vor dem Tod haben.
Wenn wir selbst sterben
Der ganze Zweck des Praktizierens von Dharma ist es, die Angst vor dem Tod loszuwerden. Auf den Tod vorbereitet zu sein, ist sehr wichtig. Wenn wir sterben, fallen wir in ein Koma, eine totale Dunkelheit. Daraus entwickelt sich ein großes Licht. Wenn wir keine Dharma-Praktizierenden sind, werden wir Angst haben und vor dem strahlenden Licht davonlaufen und Schutz suchen wollen. Das ist falsch. Es ist möglich, Selbstbefreiung zu erreichen, indem man versteht, dass das Licht Buddhaschaft bedeutet.
Wenn wir dieses Licht versäumen, haben wir noch eine Chance, wenn wir Praktizierende sind, und während unseres Lebens Yidampraktiken wie Chenrezig oder Tara gemacht haben. Wenn wir uns zum Zeitpunkt des Todes an diese Praxis erinnern, sind wir nicht verloren oder verängstigt, sondern stellen uns als Vajrayogini, Chenrezig oder Tara vor. Dies ist der zweite Weg zur Selbstbefreiung, wenn wir sterben.
Wenn wir diese beiden Möglichkeiten verpasst haben, gibt es noch eine dritte Möglichkeit, was bedeutet, dass wir unsere zukünftigen Eltern auswählen können. Wir wollen Eltern auswählen, die uns zum Dharma bringen. Wenn wir alle drei dieser guten Gelegenheiten verpassen, können wir immer noch tief in unserem Geist oder Herzen beten, und auf eine bessere Zukunft hoffen und beten.
Jemandem anderen helfen, der stirbt
Manche Menschen sterben jung, manche alt, manche krank, manche unfallbedingt. Unabhängig davon, wie wir sterben, passiert jedem die gleiche Erfahrung. Denjenigen Menschen, die das Glück haben, allmählich alt zu werden und sanft zu sterben, können wir helfen und sie in ihrem Sterbeprozess begleiten.
Unser Körper besteht aus fünf Elementen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum. Wenn ein Mensch stirbt, wird er oder sie zuerst sagen, dass ihm oder ihr sehr kalt ist. Diese Menschen können sagen, „Gib mir eine Decke, gib mir Wärme“. Dies bedeutet, dass sich ihr Feuerelement auflöst. Sobald sie dieses Stadium erreicht haben, bedeutet dies, dass sie definitiv sterben werden. Dann hören sie allmählich auf, sich bewegen zu können, was bedeutet, dass sich das Windelement auflöst. Wenn jemand nicht mehr funktionieren kann, wissen wir, dass sich alle Elemente auflösen. Das Letzte, was man sieht, wenn der Moment des Todes naht, ist eine Träne, die aus ihrem Auge kommt. Dies ist das sich auflösende Wasserelement.
Wir können Sterbenden helfen, indem wir ihr Bewusstsein mental lenken. Wir sagen ihnen, dass sie keine Angst haben sollen, dass sie positiv denken sollen. Wenn sie Christen sind, sagen wir ihnen, sie sollen um Gottes Hilfe bitten. Wenn sie Buddhisten sind, sagen wir ihnen, sie sollen zu Buddha beten. Wenn wir das tun, können wir ihnen definitiv helfen.
Ein Praktizierender des Buddhismus zu sein bedeutet nicht nur, dass wir in diesem Leben bessere, fürsorglichere und freundlichere Menschen sein wollen, sondern dass wir auch wissen, wie man richtig stirbt. Wenn wir Angst vor dem Sterben haben, kann es schwierig werden, wenn wir sterben. Unkluge Menschen denken nicht gern darüber nach, was schief gehen könnte, aber wenn etwas schief geht, können sie damit nicht umgehen. Das ist schmerzhaft, und es bringt mehr Leiden, wenn man nicht weiß, was man tun soll.
Weise Menschen denken über die Natur der Vergänglichkeit nach. Wenn sich etwas ändert, möchten Sie vorbereitet sein. Wenn wir über Altern und Sterben nachdenken, haben wir mehr Zeit zum Üben. Weise Buddhisten denken, dass dieses Leben äußerst kostbar und sehr schwer zu erhalten ist. Nach buddhistischer Auffassung ist es die beste Lebensform, ein Mensch zu sein. Wir besitzen Intelligenz, aber auch gerade genug Leiden, was die beste Form zum Üben ist. Es gibt viele Lebensformen da draußen: Kühe, Schafe, Ziegen, Tiere, die nicht einmal wissen, wie sie Schutz für sich selbst finden können. Menschen sind intelligent. Dies ist der beste Zustand und sehr wertvoll, deshalb wollen wir ihn nicht verschwenden. Wenn wir so denken, können wir uns dem Dharma zuwenden.
Ihr habt den Brauch, am Jahresende gute Vorsätze zu überlegen für das neue Jahr, wie zum Beispiel das Rauchen aufzugeben. Nehmt Euch vor, dieses Leben zu nutzen und nicht zu verschwenden. Jeder von uns hat bestimmte Arten von Geistesgiften, die uns und anderen Menschen immer Probleme bereiten. Wenn wir eine sehr wütende Person sind, können wir mental ein Gelübde ablegen, dass wir von heute an, alles tun werden, um den Weg der liebenden Güte zu beschreiten, bis wir in der Lage sind, den Ärger vollständig aufzugeben. Oder wenn wir viel Eifersucht oder Stolz haben, versuchen wir Bescheidenheit und Mitfreude am Glück und Erfolg der anderen zu entwickeln. Es klappt.
Wenn wir diese Verpflichtung eingegangen sind, erinnern wir uns jeden Morgen daran, dass wir diese Verpflichtung übernommen haben. Wir meditieren jeden Morgen fünfzehn Minuten lang und sagen uns: „Ich werde mir nicht erlauben, wütend zu sein. Heute hat Wut keine Chance!“ Wenn jemand uns wütend macht, sagen wir uns: „Nein. Achtsamkeit üben! Denke daran!“ Meditiere dann abends noch fünfzehn Minuten. Untersuche dich selbst und frage: „Habe ich meinem Zorn nachgegeben?“
Versucht einen ganzen Tag der Achtsamkeit. Sagt euch am Morgen: „Ich bin glücklich, am Leben zu sein. Ich werde mir niemals erlauben, mit Wut zu sterben. Wenn dann jemand etwas sagt, das dich wütend macht – Wut – oh, nein, nein, nein. Wenn ihr wie ein Ballon mit Gas seid, erkennt es, ehe der Ballon platzen kann. Befreiet euch von Anfang an von der Wut. Lasst sie nicht wachsen. Normalerweise dauert Wut viele Wochen oder viele Tage. Zuerst denkst du vielleicht: „Ich mag nicht, wie er mich ansieht“. Dann wirst du immer wütender. Wenn ihr den Ärger los werdet, werdet ihr viel freudvollere Menschen sein. Ja, meine Freunde: “Keine Entschuldigung! Wut ist nicht euer Reichtum. Ihr seid nicht voller Wut auf diese Welt gekommen, also müsst ihr sie jetzt nicht haben.”
Also, setz dich und meditiere, überlege: „Was ist mein schlimmstes Gift? Eifersucht – muss ich die Eifersucht aufgeben? Oder den Zorn? Muss ich den Zorn aufgeben? Ist es Stolz? Der Stolz schaut auf alle herab und denkt, man selbst ist oder weiß es besser als alle anderen.
In dieser dunklen oder modernen Zeit ist die beste Medizin überhaupt die liebevolle Güte. Wenn wir sie haben, wird das Leben viel einfacher sein. Wenn wir keine Eifersucht haben, haben wir kein Leiden. Wenn wir keine Wut haben, haben wir kein Leiden. Denn wenn wir keine Freude haben, werden wir nicht glücklich. Wenn wir Eifersucht und Wut in unseren Herzen behalten, können wir nicht glücklich sein.
„Es tut mir leid, dass ich euch eure alten Gewohnheiten genommen habe. Aber ihr habt eine Wahl. Ich zwinge euch nichts auf. Ich schlage das nur vor, ich sage euch nicht, dass ihr es tun sollt. Guter Lehrer, gute Religion bedeutet, dass ich niemandem meinen Glauben aufzwinge. Ich gebe euch meine Ideen weiter. Wenn ihr denkt, dass es besser ist, Ärger zu haben, gebt euer Bestes. Wenn ihr eure Wut mögt, gibt es kein Problem – es ist eure Wahl.“
Frage: Wie gehen Sie mit Angst um?
Lama Yeshe Rinpoche: Im Buddhismus besteht der richtige Weg, mit Angst umzugehen, darin, die Wahrheit der Buddhanatur zu studieren, um sie zu verstehen. Wenn Lama Yeshe nicht existiert, wie kann ich dann Angst haben? Angst kommt mit dem Ego, dem Ich. Meistens hat Lama Yeshe Angst im Namen von Lama Yeshe, also kann ich mich darin üben, zu sagen: „Wo ist Lama Yeshe, nicht hier, nicht dort? Wo finde ich ihn, im Körper, im Kopf?“ Ich existiere nicht, also habe ich keine Angst. Studiere analytisch die Essenz des Ego. Wenn wir wirklich verstehen, dass die Natur des Ego leer ist, das heißt ohne dauerhafte, solide, feste Essenz, dann geht die Angst. Das ist Freiheit von Angst für immer.
Über Hindernisse bei der Meditation von Lama Yeshe Rinpoche
Anfänger, die meditieren, haben zwei große Hindernisse. Wir müssen wissen, wie wir uns von diesen Hindernissen befreien können. Das erste Hindernis ist, dass viele von euch sehr aufgeregt und mit Energie aufgeladen sind. So könnt ihr nicht entspannen und euch beruhigen. Also entspannt euch, lasst alles los, wie vor dem Schlafengehen. Es wird euch beruhigen. Das zweite Hindernis ist, dass manche Menschen so entspannt sind, dass sie einschlafen. Dies ist keine gute Idee. Wenn ihr euch schläfrig fühlt, schaut nach oben und wacht mental auf. Wenn wir nach oben schauen, werden wir wacher. Diese Techniken sind gut für alle Meditierenden.
Wenn wir in einer Gruppe meditieren, husten oder bewegen sich Menschen manchmal oder schnarchen, und wir denken, dass dies uns daran hindert zu meditieren. In diesem Fall sollten wir denken, dass alle Geräusche in ihrer ursprünglichen Natur rein sind, und wir aufhören sollten, zu urteilen. Wenn wir das verstehen können, werden wir großartige Meditierende sein. Wenn aber dieses oder jenes Geräusch ein Problem ist, wird jedes Geräusch zu unserem Feind. Wenn wir denken, wenn es nur keinen Lärm gäbe, könnten wir gut meditieren, wenn wir vor dem Lärm anderer Leute davonlaufen, wird immer noch ein mentaler Lärm im Inneren auftreten, und wir werden das Problem nicht lösen. Für einen guten Meditierenden ist jedes Geräusch in Ordnung, es wird Teil unserer Meditation.
Meditations-Übung mit Geräuschen als Fokus
Wenn unsere Meditation gut läuft, müssen wir nicht nach Geräuschen suchen, sondern nur meditieren. Aber wenn unser Geist zu geschäftig ist, dann beschäftigen wir uns voll und ganz mit den Geräuschen.
In dieser Übung konzentrieren wir uns auf den Klang. Zuerst entspannen wir körperlich und geistig. Wir verwenden dann die Geräusche, die wir hören, und versuchen, Teil dieser Töne zu werden. Wir können es auch mit Formen und Gerüchen tun, aber jetzt verwenden wir Geräusche. Dabei müssen wir nichts analysieren, wir werden zum Klang, der Klang wird zu uns.
Lama Yeshe Rinpoche zum Umgang mit Geräuschen und Lärm
„Als ich in Amerika im Retreat war, dachte ich nach vier Jahren, ich sei ein guter Meditierender, und dass kein Lärm ein Problem darstellt. Es war mein Ego, das dachte: „Ich kann gut meditieren!“ Ich wusste nicht, dass mein Karma für Lärm dort nicht ausgelebt war. Dann ging ich zurück nach Samye Ling in Schottland, mit einem schönen Haus für mich an einem ruhigen Ort, perfekt für Meditation. Nur kurz darauf beschloss mein Bruder, weitere Retreathäuser zu bauen, was bedeutete, dass siebenundsiebzig Menschen sieben Tage die Woche dort arbeiteten. Mein Haus hatte eine schöne Veranda und der Platz war eng, so dass sie Zementsäcke in meine Veranda und Ziegelsteine gegen mein Fenster steckten.
Wieder war ich zuerst verärgert über den Lärm. Dann dachte ich: „Du bist ein Meditierender, diese Leute arbeiten Tag für Tag sehr hart im Regen und in der Kälte. Wie kannst du dich beschweren? Du hast das Glück zu meditieren, du solltest für sie mit meditieren.“ Danach konnte ich mit dem Lärm meditieren und positiv mit allem umgehen, was geschah. Jetzt stört mich Lärm nicht mehr.“
Also, Mütter, wenn Kinder ein Geräusch machen, schließt einfach die Augen, meditiert mit dem Geräusch und lasst euch nicht verärgern. Wenn ihr zu Hause meditieren lernt und die Leute auf und ab gehen und ein Geräusch machen, solltet ihr euch nicht verärgern lassen, es ist eine Herausforderung. So können wir alle Probleme mit Lärm überwinden. Wir sollten Lärm nicht als Hindernis für unseren inneren Frieden sehen. Unser Hindernis sind unsere Geistesgifte, nicht der Lärm.
Im Buddhismus sollen alle Geräusche als rein betrachtet werden. Es gibt keine guten oder schlechten Geräusche. Wenn du also meditierst, denkst du, was auch immer du hörst, es ist rein. Wir werden eins mit dem Lärm, so dass der Hörer und der Klang eins werden, und Lärm kein Problem mehr ist. So können wir alle Fortschritte machen. Wenn wir meditieren lernen, versuchen wir, einen scharfen Verstand zu haben. Welche Herausforderung auch immer kommt, wir müssen uns daran erinnern, positiv zu sein, sie nicht abzulehnen, sondern zu akzeptieren.
Vortrag von Lama Yeshe Rinpoche – Auszug – in Kirchheim 2016 „Ihr habt die Wahl“
Ihr habt immer die Wahl: Ihr müsst keine Buddhisten sein! Ihr müsst kein Buddha sein. Wenn wir vom wahren Buddha sprechen, dann meinen wir Weisheit und Mitgefühl, nicht eine glatzköpfige Person, die ihr normalerweise seht. Ein solcher Buddha wird von allen beansprucht, ihn findet man in Cafés, in Gärten, in Bars, in Restaurants. Doch das ist nicht der Buddha. Wenn wir von Buddha sprechen, meinen wir Weisheit und Mitgefühl.
Ich denke wir sollten alle die Absicht entwickeln, diese Qualitäten zu entwickeln! Es gibt nichts Schlechtes daran, freundlich zu sein, es ist nicht falsch daran, tolerant zu sein. Es ist nichts Schlechtes daran, ein wirklich fürsorglicher Mensch zu sein. Daher ist meine Nachricht, egal wohin ich gehe: In unseren Zentren, so wie auch in diesem hier, werden wir niemals jemanden diskriminieren, der hier herkommt, solange er Nutzen daraus ziehen kann, wenn er hier herkommt. Wir werden ihn nicht abweisen aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Religion oder seines Glaubens, das geht uns alles nichts an. Was lehren wir denn? Wir lehren, dass wir alle Menschen sind und glücklich sein wollen. Wir sollten eigentlich intelligent sein. Daher sollte die oberste Priorität sein, dass Menschen lernen gut miteinander auszukommen.
Wenn man einmal aufs Land fährt und sich dort umschaut, wird man erkennen, dass Schafe miteinander klarkommen. Sie müssen gut miteinander auskommen um Schafe zu sein. Bei Kühen ist es genauso. Kühe müssen auch miteinander auskommen um Kühe zu sein. Und Pferde kommen auch miteinander klar. Menschen sind die einzigen, die mit ihresgleichen nicht auskommen. Da erkennt man, dass wir unsere Intelligenz völlig missbrauchen. Um wirklich sagen zu können, dass wir Weisheit besitzen, dass wir intelligent sind, müssen wir erkennen, dass es keine Lösung ist, nicht miteinander zurecht zukommen. Das bringt uns nur dazu, dass wir leiden.
Wir sollten lernen miteinander auszukommen. Wir sollten lernen, uns um einander zu kümmern. Das ist etwas so Schönes: miteinander auszukommen, sich umeinander zu kümmern. Das ist etwas, um das wir uns zu jeder Zeit bemühen sollten. Was wir also lehren ist kein sektiererisches Verhalten. Manche von euch sind neu hier und wenn ihr seht, dass wir Niederwerfungen machen und ihr damit nichts anfangen könnt, dann müsst ihr das auch nicht tun! Ihr sitzt einfach da und hört zu. Als Buddhisten nehmen wir Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Wir sind dankbar darüber, was er uns zeigen kann.
Also wie können wir gute Menschen sein? Wir haben die Wahl! Aber eines ist klar: für uns ist diese Statue hier nicht Buddha. Das ist nur eine Darstellung. Buddhas Weisheit ist zu allen Zeiten anwesend. Sein grenzenloses, bedingungsloses Mitgefühl umgibt uns immer.
Lama Yeshe Rinpoche über Vegebung und Sorge für Eltern und Kinder Auszug aus Vortrag in Kirchheim 2016
Bedingungslose Vergebung ist etwas, das wirklich alle von euch haben sollten! Es gibt gute Gründe hierfür. Manchmal bereiten euch eure Kinder große Schwierigkeiten. Und wenn ihr dann nicht bedingungslos vergeben könnt, werdet ihr sehr schwer aneinander geraten. Bedingungslos bedeutet nicht, dass ihr erwartet, dass immer alles perfekt läuft. Wir streben oft Perfektion an. Wenn du sehr weise bist und in deinem Geist Ordnung schaffst, ist alles in Ordnung. Es gibt das Sprichwort „erwarte nicht, dass alle in deine Schuhe passen. Wenn du aber lernst in die Schuhe der anderen zu passen, hast du keine Probleme.“ Das bedeutet, dass man nicht ständig andere beurteilen oder verurteilen sollte, nicht bewerten als „gut“, „schlecht“, „richtig“ oder „falsch“. Beobachte stattdessen dich selbst! Woher habe ich das Recht andere zu beurteilen? Warum sollte ich immer nach den Fehlern anderer suchen und sie beurteilen? Ein guter Buddhist zu sein bedeutet daher, als erstes seinen eigenen Geist beobachten und kennenlernen.
Ein gutes Beispiel: Wenn ihr einen sehr offenen, weiten und positiven Geist habt, dann sind sogar eure Träume die allerschönsten Träume. Wenn ihr einen sehr negativen, sehr ärgerlichen Geist habt, dann habt ihr Albträume! Ihr könnt das also an euren Träumen erkennen. Was in eurem Geist ist, manifestiert sich in euren Träumen. Ihr müsst euch also denken „ich habe eine Wahl!“ Wieso sollten wir unseren Geist nicht leiten, ihn nicht lehren, das zu haben, was wir die richtige Sichtweise nennen? Die richtige Sichtweise bedeutet in Europa normalerweise alles zu benennen und zu beurteilen. Wenn hier jemand eine Art emotionales oder mentales Trauma hat, hat man hier eine sehr merkwürdige Bezeichnung dafür. Ihr nennt das ein psychisches Problem. Aber wenn ihr ein guter Buddhist seid, dann existiert für euch glücklicherweise der Geist gar nicht. Also habt ihr keine geistigen Probleme! (lacht) Wenn der Geist nicht existiert, wie kann er dann ein Problem haben? Wenn ihr in der Lage seid zu reflektieren, wenn ihr zu einem Psychiater geht und sagt „ich habe ein mentales Problem“. Ihr könntet den Psychiater fragen, kannst du mir bitte zeigen, wo mein Geist ist? Dann kann ich damit arbeiten.
Ihr wundert euch vielleicht, wie ich sagen kann, dass der Geist nicht so fest existiert, wie wir denken. Man kann euch den Geist nicht zeigen. Wenn ihr in der Meditation sitzt und danach sucht, werdet ihr nichts finden, das man Geist nennen könnte, also wo kann dann ein Problem sein? Das Problem ist, dass ihr eine sehr große Angst entwickelt. Einen sehr starken, gestressten Geisteszustand. Dann denkt ihr der Geist hat ein Problem. Aber dafür ist die falsche Sichtweise verantwortlich.
Ihr, die ihr alle zu meinem Vortrag gekommen seid, rufe ich dazu auf, freundlicher zu euch selbst zu sein. Seid nicht so hart zu euch selbst! Und wenn ihr Kinder habt, seid freundlicher zu ihnen! Helft ihnen den richtigen Weg zu sehen! Zeigt ihnen, was richtig ist und zeigt ihnen, was falsch ist! Das nennt man richtige Erziehung. Das größte Problem in Europa ist die Unsicherheit, wenn man alt wird. Man weiß nicht, wie man das Ende seines Lebens erleben wird. Ich möchte, dass jeder mal darüber nachdenkt, dass wir alle alt werden. Wenn ihr alte Eltern habt, schaut nach ihnen! Schickt sie nicht weg, schickt sie nicht dahin, wo sie nicht hinmöchten. Kümmert euch um eure alternden Eltern, erzieht eure Kinder richtig!
Bitte, kümmert euch um eure alternden Eltern! Eines Tages werdet ihr alle alt werden, kümmert euch darum, dass eure Kinder lernen, was richtig und was falsch ist! Heutzutage lehrt ihr den Kindern überhaupt nichts mehr und nennt das Freiheit. Sie werden im Fernsehen alles lernen, was falsch ist. Sie werden so viel Zeit darauf verwenden fernzusehen, dass sie schlechte Augen davon bekommen. Menschen haben keine körperliche Energie mehr, da sie keine Körperübungen machen, ihr geht nicht mit den Kindern raus. Ihr solltet ihnen wirklich beibringen, was einen zu einem gesunden Menschen und was uns zu einer starken Person macht, nämlich gut und freundlich und weise sein. Das müsst ihr ihnen beibringen! Vielleicht seht ihr einmal eine Tiersendung über Elefanten. Wenn junge Elefanten keine Eltern haben und niemanden, der sich um sie kümmert, dann drehen sie durch, werden verrückt! In Südafrika haben sie viele verrückt gewordenen Elefanten, da ihre Eltern getötet wurden und sie keine Vorbilder haben.
Also behandelt eure Kinder nicht nach dieser falschen Freiheit. Das ist keine Freiheit, denn ihr übernehmt keine Verantwortung für sie. Wenn ihr Eltern seid, habt ihr eine Verantwortung. Bringt ihnen bei, was richtig ist! Das bedeutet es, Eltern zu sein. Wieso wollt ihr überhaupt Kinder haben, wenn ihr ihnen nichts beibringt? Gutes Denken! Und dafür müsst ihr keine Buddhisten sein. Junge Menschen wachsen durch rechtes Denken sehr gesund auf, geistig gesund, körperlich gesund, und dadurch gibt es weniger Unsicherheit in den Alten, denn sie wissen, dass sich ihre Kinder um sie kümmern werden. Jeder wird Sicherheit haben. Jeder wird sich sicher fühlen.
Den Geist zu entwickeln bedeutet den Geist mit positivem Denken zu nähren. Denn wenn ihr einen guten, positiven Geist habt, ist er weniger krankhaft, gibt es weniger Probleme. Wenn ihr immer einen negativen Geist habt, dann werdet ihr niemals den blauen Himmel sehen, immer nur Regen und Wolken. Haben wir hier nicht die Wahl? Ja! Seid freundlich zu euch selbst, seid freundlich zu eurem Partner. Das bedeutet richtige Bedingungen zu schaffen.
Jeder sollte bedingungslos nach dem anderen schauen. Wenn ich mich um meinen Partner und um meine Kinder und ihre Erziehung kümmere und auch nach meinen Eltern schaue, dann wird es zu Hause Frieden und Harmonie geben. Wenn ihr es schafft auf diese Art zu praktizieren, dann seid ihr besser als die meisten Buddhisten. Es bringt nichts zu sagen man sei Buddhist, wenn man keine dieser Handlungen ausführt. Dann ist man ein nutzloser Buddhist. Ein guter Mensch behauptet vielleicht nicht von sich selbst ein Buddhist zu sein, aber er ist großzügig, hilfsbereit wann immer es die Möglichkeit gibt, anderen Menschen zu helfen. Das nennen wir die sechs Paramitas von Großzügigkeit, ethischem Verhalten, Geduld, freudigem Eifer, Konzentration und Weisheit. Weisheit bedeutet zu erkennen, dass jeder Frieden möchte. Also erschafft zuerst hier den Frieden!
Ich denke ich muss nicht mehr viel hinzufügen. Wenn ihr das anwendet, was ich gesagt habe, werden große Veränderungen in eurem Leben entstehen. Denn der Buddha hat gesagt, macht die Dinge nicht, weil ich es so gesagt habe. Buddhismus ist wirklich sehr gut, denn man kann debattieren. Überlegt und fragt euch, warum bedingungslose Vergebung so wichtig ist, oder wieso dieses grenzenlose Mitgefühl so wichtig ist.
Es folgen einige Auszüge aus einem Zoom-Meeting der Teilnehmer des August-Retreats mit Lama Yeshe Rinpoche. Diese Information sind hoffentlich auch für andere, die nicht am Retreat teilnehmen konnten, hilfreich.
„Als guter Buddhist solltest du dich mehr darauf konzentrieren, deinen Geist zu schulen. Es gibt keinerlei Garantie dafür, dass die Anhäufung von Besitz, Macht, Reichtum in der Zukunft nützlich ist. Dies ist vielleicht gar nicht der Fall, denn es ist hundertprozentig sicher, dass der Klimawandel stattfindet. Wenn wir von Dharma-Praxis sprechen, geht es nicht darum, klug über Dharma zu denken oder über Dharma zu reden. Es geht um Wertschätzung, Wahrheit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit. Schaut stets nach Innen.
Fragt euch immer wieder: „Lasse ich mich wirklich auf die Praxis ein und praktiziere ich wirklich, oder bin ich nur oberflächlich dabei?“ Also bitte, praktiziert mit eurem Herzen. Alles, was ich tue, sobald ich Zeit habe, ist zu beten. Ich bete für die Menschen, die gestorben sind, und ich bete auch für die Menschen, die einen wankelmütigen, irritierten Geist haben. Ein unsteter, verwirrter Geist hilft euch nicht weiter, weil ihr nicht wisst, wo ihr anfangen und wo aufhören sollt. Bitte gebt euch nicht den wankelmütigen Gedanken, Emotionen und Ängsten hin – sondern kehrt zur Praxis zurück.
Schaut in euch hinein. Schaut dorthin, wo dieses diffuse, unklare Gefühl ist. Das nennt man wahres Praktizieren. Wenn ihr nur einen Tag in der Woche regelmäßig Grundlagen- oder Ngondro-Praxis macht, wird euch das bereits zugutekommen. Manchmal könnt ihr alle zusammen üben und euch manchmal auch mit anderen darüber austauschen, damit es alle auch wirklich verstehen. Das Wichtigste ist das 100-silbige Dorje Sempa Mantra zur Reinigung von allen Hindernissen. Wenn wir keinen verwirrten Geist haben, können wir uns auf das konzentrieren, worauf wir unseren Geist richten wollen.
Das ist sehr einfach! Also praktiziert konsequent.
In Bezug auf den Retreat, den ihr nun beginnt, möchte ich sagen: Ein Retreat ist sehr gut für alle. Vor allem aber für euch, die ihr die meiste Zeit so sehr in den Alltag eingebunden seid, mit euren Partnern, euren Familien, euren Freunden und euren Jobs. In Retreat zu gehen sollte eine Freude sein und ein Zusammentreffen mit Gleichgesinnten. Deshalb solltet ihr niemals, wirklich niemals, bei den anderen Teilnehmern nach Fehlern suchen.
Denkt stattdessen immer daran, dass wir hier sind, um unsere Liebe, Freundlichkeit, unser Mitgefühl und unsere Toleranz auf Andere auszuweiten. Es geht auch um die richtige Balance. Wenn ihr also eine gewisse Zeit meditiert, und dann das Dorje Sempa Mantra rezitiert, dann denke ich, ist das sehr ausgewogen. Ich denke also, es ist gut. Wenn Ihr im Retreat den Fokus auf Dorje Sempa-Praxis und die Rezitation des Mantras legt, ist das gut. Ja, man sollte den Fokus auf Dorje Sempa legen, sonst wird Samsara niemals enden…“
Lama Yeshe Rinpoche über regelmäßige Praxis
Meditation sollte regelmäßig praktiziert werden. Am besten morgens. Wenn ihr ausschlaft und spät aufsteht, könnt ihr morgens nicht meditieren, und das ist nicht richtig. Wir unterscheiden zwei Arten von Energie. Die aufsteigende, anwachsende Energie und die abnehmende Energie. Am Morgen wird alles lebendig, die Sonne geht auf und man kann besser Fortschritte machen. Am Abend wird die Negativität stärker, die Sonne geht unter, die Energie nimmt ab. Deshalb ist es besser, am morgen zu meditieren.
Viele Leute sagen: „Wir haben keine Zeit, wir sind zu beschäftigt, um zu meditieren.“ Aber wie viel Zeit verschwenden wir mit Tratsch, Geselligkeit oder anderen sinnlosen Aktivitäten? Wir schaffen es, viel Zeit zu verschwenden. Wenn wir all diese Zeit finden, um sie zu verschwenden, können wir definitiv Zeit finden zum Meditieren.
Es gibt zwei Arten von Menschen. Manche Leute sind stolz und arrogant und schauen auf andere herab. Das ist nicht gut. Sie sollten denken, dass nicht nur sie selbst, sondern alle Menschen Buddha-Natur haben, also gibt es keinen Grund, auf andere herabzusehen. Andere fühlen sich sehr unglücklich und nicht gut genug. Sie denken, die anderen sind in Ordnung und gut, aber sie selbst sind schlecht. Das ist auch nicht gut. Sie sollten sich sagen: „Ich habe Buddha-Natur, ich bin allen anderen gleich“ und sich selbst respektieren. Wir müssen eine Balance finden, und arrogante Leute sollten bescheidener werden, während Leute mit wenig Selbstachtung selbstbewusster werden sollten.
Auszug aus den Wochenend-Belehrungen von Lama Yeshe Rinpoche in Kirchheim 2016
Das, was wir Buddha-Geist oder Buddha-Natur nennen ist schon immer perfekt. Wenn wir in der Lage sind den unendlichen Raum zu sehen, wenn die Wolken verschwunden sind, dann gibt es keine Grenze, oder? Wenn er komplett frei ist von Wolken, wie großartig und frei ist der Raum? Das ist das einzige Beispiel, das wir finden können, um zu beschreiben, wie unser Geist sein sollte. Es gibt also nichts, das ihr tun könnt um ihn zu verbessern. Er braucht keine Verbesserung! Du kannst ihn nicht schlecht machen. Du kannst ihn nicht gut machen. Dann fragt ihr euch vielleicht „aber was machen wir dann?“ Entledigt euch des Unrats! Als erstes müsst ihr das erkennen.
Ich bin so voller Freude und deshalb habe ich das Bedürfnis euch aufzuwecken, euch zum Nachdenken zu bringen. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, was ihr alles habt? Nicht besonders viele machen das. Alle denken immer nur daran, dass sie dies nicht haben, dass sie das nicht haben. Wo bleibt die Dankbarkeit? Wo die Wertschätzung? Ich habe so viel Dankbarkeit, ich brauche überhaupt nichts! Manche Menschen sagen mir „Lama Yeshe, du lebst im reinen Land, gehst zu Zentren, bekommst leckeres Essen, dir werden schöne Räume hergerichtet.“ Das stimmt, warum sollte ich also irgendwas brauchen? Wenn ihr wirklich Erfüllung anstrebt, seid dankbar! Sucht nicht immer nach Fehlern in eurem Partner, falls ihr einen habt. Und sucht nicht nach Leiden, wenn ihr keine habt. Was ihr hier hört ist „crazy Lama-Talk“.
Denkt daran, ihr habt immer die Wahl: Ihr müsst keine Buddhisten sein! Ihr müsst kein Buddha sein. Wenn wir vom wahren Buddha sprechen, dann meinen wir Weisheit und Mitgefühl. Nicht eine glatzköpfige Person, wie ihr sie normalerweise seht. Ein solcher Buddha wird von allen beansprucht. Man findet ihn überall, in Cafés, in Bars, in Restaurants. Doch das ist nicht der Buddha. Wenn wir von Buddha sprechen, meinen wir Weisheit und Mitgefühl.
Ich denke wir sollten alle die Absicht entwickeln, diese Qualitäten zu entwickeln! Es gibt nichts Schlechtes daran, freundlich zu sein, es ist nichts Falsches daran, tolerant zu sein. Es ist nichts Schlechtes daran, ein wirklich fürsorglicher Mensch zu sein. Daher ist meine Nachricht immer, egal wohin ich gehe: In unseren Zentren, wie diesem hier, werden wir niemals jemanden diskriminieren, der das Zentrum besucht, solange die Person Nutzen daraus ziehen kann, hierher zu kommen. Wir werden sie nicht abweisen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihres Glaubens. Das geht uns alles nichts an. Was lehren wir denn? Wir lehren, dass wir Menschen sind. Wir sollten eigentlich intelligent sein. Daher sollte die oberste Priorität sein, dass Menschen lernen gut miteinander auszukommen.
Wenn man mal aufs Land fährt und sich dort umschaut, wird man erkennen, dass Schafe miteinander klarkommen. Sie müssen gut miteinander auskommen um Schafe zu sein. Bei Kühen ist es genauso. Kühe müssen auch miteinander auskommen um Kühe zu sein. Und Pferde kommen auch miteinander klar. Menschen sind die einzigen, die mit ihresgleichen nicht auskommen. Da erkennt man, dass wir unsere Intelligenz völlig missbrauchen. Um wirklich sagen zu können, dass wir Weisheit besitzen, dass wir intelligent sind, müssen wir erkennen, dass es keine Lösung ist nicht miteinander klarzukommen. Das bringt uns nur dazu zu leiden. Wir sollten lernen, uns um einander zu kümmern. Das ist etwas so schönes! Miteinander auszukommen, sich umeinander zu kümmern. Das ist etwas, um das wir uns zu jeder Zeit bemühen sollten.
Was wir also lehren ist kein sektiererisches Verhalten. Manche von euch sind neu hier und wenn ihr seht, dass wir Niederwerfungen machen und ihr damit nichts anfangen könnt, dann müsst ihr das auch nicht tun! Ihr sitzt da und hört zu. Wenn ihr Buddhisten seid, nehmt ihr Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Wir sind dankbar darüber, was er uns zeigen kann.
Normalerweise, wenn uns jemand verletzt hat und man möchte vergeben, oder die Sache gut bereinigen, sollte man das niemals mit einer Erwartung machen, sonst wird man enttäuscht werden. Du solltest freudvoll sein und dich erinnern: „Ich möchte vergeben, ich möchte tolerant sein“. Damit folgst du dem richtigen Weg. Man kann nicht sagen, dass du meditierst, aber du folgst dem richtigen Weg. Deswegen erinnere ich euch alle daran „ihr habt die Wahl!“.
Wenn ich sage, ihr habt die Wahl, heißt das, dass ihr während der Meditation untersuchen könnt, welche Art zu denken euch emotional beeinflusst. Welche Art zu denken macht euch zu einem verärgerten Menschen? Wenn ihr das erkennt, solltet ihr es schrittweise aufgeben. Und untersucht auch, welche Art zu denken euch zu einem glücklichen Menschen macht? Denn nur eine glückliche und freudvolle Person kann anderen Menschen helfen. Als verärgerter Mensch, als emotionale Person, ist man nicht in der Lage jemandem zu helfen, egal wie sehr man das auch möchte. Es ist nie etwas falsch daran freudvoll zu sein. Denkt immer daran, „Ich habe die Wahl, es liegt in meiner Hand“. Sprich nie davon zu kontrollieren. Sprich nie von etwas zu unterdrücken.
Emotionen sind nicht leicht zu überwinden. Sie haben keine Form, keine feste Erscheinung. Es gibt nichts, das man wegstoßen oder unterdrücken könnte. Aber du kannst dir selbst dabei helfen, indem du dich nicht darauf einlässt. Das ist alles Weisheit. Zuviel Wissen führt zu vielen Kopfschmerzen. Ohne Weisheit löst man keine Probleme. Du kannst niemals Weisheit durch Bücher oder Lehrer lernen. Weisheit kann wachsen indem man untersucht was Probleme löst, was die beste Art und Weise ist mit Dingen umzugehen, wie man jede Situation bewältigen kann. Weisheit ist etwas, das man nicht durch Bücher lernen kann, Weisheit ist etwas mit dem man gemeinsam wächst.
Frage: Wenn ich es schaffe nicht zu sehr verwickelt zu sein mit meiner Vergangenheit oder meiner Zukunft, wird mein Körper sehr präsent. Dann fühle ich meine Beine und dann tauchen wieder Emotionen auf. Ich spüre Schmerz, Wut, möchte mich bewegen, kann nicht ruhig sitzen bleiben. Gibt es einen Tipp für die Körperhaltung, für die Beine oder soll man Schmerzen irgendwie aushalten und dann wird es weniger über die Zeit hinweg?
Lama Yeshe Rinpoche: Alle Angewohnheiten, die du hast, hast du laut dem Buddhismus über viele Leben entwickelt. Und wenn du nicht an den Buddhismus glaubst, hast du zumindest die Angewohnheiten entwickelt seit du ein sehr kleiner Mensch warst, seit du ein Baby warst.
Und jetzt sitzt ihr alle plötzlich hier und ich kann erkennen, dass das Sitzen etwas schwierig für euch ist. Erlaubt euch die Zeit. Wenn ihr in der Gegenwart seid und euer Körper möchte, dass ihr das Bein ausstreckt, dann streckt das Bein aus! Ihr seid nicht angekettet, es gibt also keinen Grund verärgert zu werden. Wieso sollte man sich ärgern? Der Grund ist, dass man immer sofort etwas erreichen möchte. Wie Instant-Kaffee.
Aber es gibt keine Instant-Erleuchtung, okay? Es braucht Zeit. Vorher hattet ihr etwas, mit dem ihr euch beschäftigen konntet, sei es Ärger, oder andere Emotionen, oder sonst was. Plötzlich habt ihr nichts mehr zu tun und fragt euch, was jetzt? Und ihr möchtet euch wieder mit den Emotionen auseinandersetzen. Aber es ist nicht so, als ob ihr das euer ganzes Leben lang machen müsstet! Wir sprechen hier von 10 Minuten. Ihr werdet euch verbessern und schrittweise werden die Beinschmerzen weggehen. Für viele Menschen macht der Geist Schwierigkeiten, wenn sie meditieren, und dann finden sie viele Probleme. Aber wenn euer Geist sehr friedvoll ist, dann verschwindet der Körper einfach und hat keine Schmerzen mehr. Nehmt euch die Zeit und dann wird es okay!
Inspiration von Lama Yeshe Rinpoche
Obwohl Lama Yeshe den Buddhismus als etwas Wunderbares betrachtet, gehen die Buddhisten nicht davon aus, dass nur sie gute Menschen seien, sondern sie sehen in jedem Lebenswesen ein inneres Potenzial und einen inneren positiven, guten Kern. Es gibt da keine Unterschiede. In dem Sinn ist der Buddhismus eine universelle Lehre, die lehrt, sich gegenseitig zu helfen und sich nicht gegenseitig zu verletzen. Im Buddhismus lernen wir, unser Herz für alle Wesen zu öffnen. Buddhismus lehrt uns Herzensgüte, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.
Uns geht es aber so, dass wir einerseits vielleicht denken, wir könnten oder praktizierten dies oder jenes bereits, aber andererseits haben wir oft die Tendenz, uns selbst schlecht zu machen, uns für nicht gut genug zu halten und zu denken, nichts würde uns gelingen. Buddha lehrt uns, dass wir nicht bewerten sollen. Unser Fehler ist, dass wir uns selbst zu sehr bewerten und denken, wir seien nicht gut genug. Dadurch werden wir unzufrieden und fühlen uns schlecht. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass wir genauso gut wie Buddha sind, dass wir genau das gleiche Potential in uns haben und dass es nur unsere Gewohnheit ist, alles so sehr als solide und unabänderlich zu betrachten und alles zu bewerten. Dies sind lauter Gewohnheiten, mit denen wir uns das Leben selbst schwer machen
Inspirationen zum Umgang mit Vergänglichkeit und unseren Emotionen von Lama Yeshe Rinpoche
Im Buddhismus wird gelehrt, dass alles vergänglich ist und dass nichts wirklich gleich bleibt. Dazu gehört zu erkennen, dass sich alles verändert, so wie sich unsere Stimmungen von Moment zu Moment verändern – in einem Moment können wir zufrieden und glücklich sein, im nächsten können wir wütend sein und es geht uns nicht gut, wir sind enttäuscht. Genauso kann sich unsere Position, die wir im Beruf oder im Leben haben, verändern. Wir können arm sein und wir werden reich oder auch umgekehrt. Wie gesagt, im Buddhismus wird uns gelehrt, dass alles veränderlich ist. Wir bekommen Dinge, erreichen Dinge und wir verlieren diese auch wieder. Darum wäre es gut, keine Zeit und Energie dafür zu verschwenden, uns um bedeutungslose Dinge zu sorgen, sondern unser Leben mit bedeutungsvollen Dingen zu bereichern.
Wenn ich anderen etwas rate, dann sagen sie oft, dass es zu schwierig sei, was ich da von ihnen verlange. Sie seien auch zu beschäftigt mit ihrem Beruf und ihrer Familie, um jetzt z. B. zu meditieren oder Achtsamkeit zu entwickeln oder sich mit solchen Themen zu beschäftigen.
Wenn das, was wir jetzt tun, zum Beispiel unsere zu intensive Beschäftigung mit Beruf und Familie, nur dazu führt, dass es uns schlecht geht, dass wir zusammenbrechen, dass wir überlastet sind, dann macht es keinen Sinn und es wäre wirklich besser, wenn wir lernen zu meditieren und lernen, unseren Geist zu beruhigen, und uns mit den wesentlichen Dingen im Leben zu beschäftigen. Dazu gehört, dass wir unsere Gedanken zähmen, dass wir unseren Geist und das, was in diesem Geist ständig abläuft, zähmen, so dass ihr nicht zu mir kommen müsst und sagen: „Lama Yeshe, ich habe so viele Gedanken und ich habe diese starken Gefühle, die in mir entstehen.“
Wir müssen damit anfangen, nachzuforschen, wo denn diese Gefühle und Gedanken herkommen, wie sie entstanden sind. Wir müssen lernen zu erkennen, dass zuerst die Gedanken entstehen und diese Gedanken dann bestimmte Gefühle hervorrufen, die sehr machtvoll und kraftvoll sein können.
Wir sollten falsche Sichtweisen loslassen und damit aufhören, uns selbst ständig zu bewerten oder auch andere zu bewerten oder einzuordnen. Wir sollten andere mehr als einen ‚Spiegel‘ betrachten, damit, wenn wir einen anderen nicht mögen oder eine Abneigung haben, wir erkennen, dass dies wirklich an unserem Geist und nicht an der anderen Person liegt. Im Buddhismus lernen wir auch, nicht festzuhalten und jede Anhaftung aufzugeben. Es ist gut, den Geist zu erforschen und herauszufinden, was dieser ‚Geist‘ ist. Wir versuchen ihn zu erkennen, indem wir z.B. darüber nachdenken, wo der Geist, von dem wir denken, dass er uns jetzt so viele Probleme bereitet, herkommt und wo er wirklich ist. Denn wir denken, dass all diese Gedanken im Geist entstehen und dass er uns geistig krank macht. Wenn wir durch unser Erforschen keinen Geist finden können, wie sollen wir dann geistige Probleme haben. Wenn wir uns vorstellen, dass der Geist im Herzen ist, wie ist es dann aber bei Menschen, die einen Herzschrittmacher haben. Denn obwohl ihr Herz mit einer Maschine betrieben wird, sagen sie, sie hätten einen Geist.
Auch die Wissenschaftler haben versucht herauszufinden, was der Geist ist und wo man ihn im Körper finden kann. Aber auch sie konnten nichts finden. Wenn also der Geist nicht existiert, wie können dann unsere geistigen Probleme existieren? Wenn nichts da ist, wie sollen wir dann eigentlich geistig krank sein? Das zu erforschen kann dazu führen, dass wir erkennen, dass alles von unserem Ego erschaffen ist und wir ständig bemüht sind, dieses Ego aufrecht zu erhalten und nicht wollen, dass es von anderen irgendwie in Frage gestellt oder beleidigt wird. Wir fangen sofort an, darauf zu reagieren. Es hilft zu erkennen, dass dieses Ego eigentlich ohne Grundlage ist, dass es eigentlich gar nicht besteht.
Ich habe am Anfang gesagt, dass viele Menschen geistige und emotionale Probleme haben und daran auch festhalten und nicht loslassen können. Es wäre gut, sich klarzumachen, dass wir ohnehin nicht wissen, was morgen sein wird, und dass es nichts nützt, sich darüber Sorgen zu machen. Für viele, die emotionale Probleme haben, gilt, dass sie irgendwann im Leben etwas Schlimmes erlebt haben, was sie nicht loslassen können. Vielleicht hatten sie Probleme durch ihren Vater, ihre Mutter oder durch ihre Familie, vielleicht haben diese sie schlecht behandelt. Nun tun sie sich selber Leid, aber es wäre gut, sich davon zu befreien und zu lernen, wie man das überwinden oder wie man das loslassen kann. Dabei kann einem helfen, dass man Mitgefühl für die Menschen, die einem geschadet haben und die einem Leiden verursacht haben, entwickelt. Es kann auch helfen, dass man darüber nachdenkt, dass diese Menschen es nicht anders gewusst haben. Sie sind einfach einer Linie gefolgt und haben die Art und Weise, wie sie von ihren Eltern behandelt wurden, unreflektiert weitergegeben. Es wäre besser, den Menschen zu vergeben und sich durch dieses Vergeben von so alten Dingen, von denen man nicht loskommt, zu befreien.
Wenn es um den Partner geht, der uns jetzt Leiden verursacht, muss man sich klarmachen, dass es nicht an dem Partner liegt, sondern an der Anhaftung an ihn, an den eigenen Erwartungen an ihn. Wenn ich verletzt werde, dann liegt es mehr an mir und nicht an dem anderen. Es liegt daran, wie sein Verhalten mich beeinflusst, wie ich es empfinde. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir eine Wahl haben. Dazu gehört auch, dass wir uns befreien können von Menschen und Situationen, die uns verfolgen, die uns nicht gut tun. Wir können uns vorwärts entwickeln. Wollen wir uns weiterentwickeln, müssen wir loslassen und vergeben. Das ist wirklich der Schlüssel dafür.
Vortrag in Kirchheim, 11.2.2011
Einige Inspirationen von Lama Yeshe Rinpoche
Zoom-Treffen mit Retreat-Teilnehmern im August 2021, Kirchheim
Seht niemals die Schuld bei den Anderen. Weil euer ignoranter Geist schnell über andere Menschen urteilt, ist es wichtig, dass ihr immer wieder und immer wieder zu euch zurückkommt. Lernt tolerant zu sein, lernt Verständnis zu haben und lernt Mitgefühl zu zeigen. Sich zu fragen: „Wie kann es sein, dass die anderen mich immer stören?“ ist nicht wirklich nett gegenüber denjenigen, die wirklich und wahrhaftig euer Verständnis benötigen. Das ist, was Buddha mit dem „Marigpa- oder ignoranten Geist“ meint.
Der ungezähmte Geist ist wie ein verrückter Affe oder ein wildgewordenes menschliches Wesen. Ihr müsst ihn also zähmen und diese Wildheit in eurem Geist befrieden. So werdet ihr einen sanften, wachsamen Geist haben – einen wachen Geist, einen freudigen Geist und einen wertschätzenden Geist. Auch wenn euch alle beschimpfen, dann könnt ihr euch freuen und denken: „Ich kann mich glücklich schätzen, dass sie mich so nennen – und zwar bin ich deshalb froh, weil ich mich selbst sonst gar nicht so gut erkenne.“ Wenn andere also denken, dass mit mir etwas nicht stimmt, dann werde ich alles dafür tun, das zu verbessern. Wenn ihr euch selbst in so einer herausfordernden Situation freuen könnt und die Kritik akzeptiert, dann seid ihr das, was wir einen Buddhisten nennen.
Wenn ihr jedoch keine Geduld, keine Toleranz, kein Mitgefühl habt, dann könnt ihr zu noch so vielen Belehrungen von Lamas gehen – zu Tai Situpa’s Unterweisungen, zu Karmapa’s Belehrungen, zu Dalai Lama‘s Unterweisungen, zu jeder Belehrung, die ihr besuchen könnt – und trotzdem seid ihr nicht wirklich würdige menschliche Wesen. Solang ihr nicht praktiziert und die Lehren nicht in eurem Alltag umsetzt, sondern nur Belehrungen anhäuft wie andere Wohlstand anhäufen und es nur darum geht, sagen zu können: „ich habe diesen Guru, ich studiere diese Sutras, ich studiere diese oder jene höchsten Texte,…“ und zwar haufenweise davon, dann ist alles, was daraus resultiert, dass nur noch mehr Neurosen und noch mehr Bewertungen entstehen. Das tut mir leid, denn damit verschwendet ihr nur eure Zeit.
Frage: Hast du einen Ratschlag für die Menschen, deren Alltag so geschäftig ist: Wie können sie Dharma, ihre Arbeit, ihre Familie und die ganzen anderen Dinge, die zu organisieren sind, unter einen Hut bringen? Vor allem jetzt, wo dies noch schwieriger wird, weil die Corona-Beschränkungen wieder gelockert werden?
Lama Yeshe Rinpoche: Das ist nicht der Punkt. Wenn ihr gestresst seid, wenn ihr nicht glücklich seid, dann könnt ihr 5 oder 6 Tage die Woche arbeiten und macht mehr Fehler, verursacht mehr Leid für eure Familie und ihr werdet ein schwierigeres menschliches Wesen. Wenn ihr es euch selbst zugesteht, dass ihr zwei freie Tage verdient und nur 5 Tage pro Woche arbeitet, gibt euch das zwei Tage Zeit, den Geist zu stabilisieren. Dann werdet ihr nicht mehr diese wütenden und ungezähmten menschlichen Wesen sein, sondern werdet freundliche und verzeihende Menschen. Also fordert eure Familien oder Partner dazu auf, euch zu sagen, wenn ihr durch die Dharma-Praxis negativer werdet, und versprecht, dass ihr dann damit aufhört. Aber fragt sie auch: „Wenn ich durch die Dharma-Praxis netter, freundlicher und glücklicher werde, profitiert ihr dann nicht auch davon?“. Wen kümmert es, wie viel Geld ihr benötigt, um sagen zu können: „Ich bin wirklich sehr erfolgreich“ – ihr könnt es jeden Moment wieder verlieren. Vereinfachen, weniger brauchen, weniger wollen und weniger denken, das ist der Weg.
Einige Inspirationen von Lama Yeshe Rinpoche
Auszüge aus Belehrungen an einem Wochenendkurs in Kirchheim
Meditation bedeutet, dass wir uns wirklich hinsetzen, den Geist zur Ruhe bringen, Weisheit entwickeln und zu uns sagen: „Schau her, anstatt zu erkennen, dass alles, was du brauchst schon in dir ist, jagst du Halluzinationen nach.“ Wenn wir Halluzinationen nachjagen, suchen wir im Äußeren nach etwas, an dem wir uns festhalten können. Aber das werden wir nie finden. Aber wenn wir erkennen, dass alles im eigenen Geist liegt, dann kann man wirklich etwas tun. Anstatt dazusitzen und zu denken, wie schlecht es uns geht und dass wir nicht bekommen, was wir wollen, können wir uns sagen, dass wir glücklich sind. Denn auch wenn wir alles bekommen würden, was wir uns wünschen, wird es doch nicht von Dauer sein. Das ist einfach die Realität und dann kann man aufhören, sich als Opfer zu fühlen und kann die Abhängigkeiten durchtrennen.
Manchmal werden die Gedanken so stark, dass wir völlig darin verwickelt werden. In diesen Situationen können wir Liebe und Herzensgüte zum Inhalt der Meditation machen.
Wenn wir auf uns selbst oder auf jemand anderen wütend sind, erinnern wir uns daran und rezitieren im Geist: Liebe und Herzensgüte. Anstatt der falschen, werden wir nun die richtige Methode benutzen. Das bedeutet, dass wir dieses Mal mit Liebe und Herzensgüte auf unsere eigenen körperlichen und psychischen Problemen reagieren werden. Anstatt uns selbst schlecht zu machen, werden wir Liebe und Herzensgüte uns selbst gegenüber empfinden und wenn wir auf jemand anderen wütend sind, werden wir Liebe und Herzensgüte für die anderen Menschen entwickeln.
Meditation
Liebe und Herzensgüte entwickeln gegenüber
- unseren eigenen Schwächen und Problemen, unseren Emotionen, Gedanken
- unseren körperlichen Schwierigkeiten,
- Menschen, auf die wir wütend sind, die wir nicht mögen und allen Wesen gegenüber.
Wenn wir uns also während der Meditation daran erinnern können, werden wir nicht mehr von unseren eigenen alten Gewohnheiten gequält werden. Liebe und Fürsorge werden wichtiger als alles andere.
Die innere Haltung auf dem Meditationsweg
Wir sind jetzt alle neugierig und wollen anfangen, die Meditation zu lernen. Am Anfang ist es aber gut, nicht zu große Erwartungen zu haben, zum Beispiel dahingehend, dass man jetzt jegliches Leid, alle Sorgen und alle weltlichen Interessen hinter sich lässt. Viele Menschen erwarten auch wunderbare Erlebnisse oder Erfahrungen von der Meditation. Viele Europäer haben die Idee, dass alles, was wir tun, mit besonderen Erlebnissen oder Erfahrungen zu tun haben muss. Aber Meditation fangen wir nicht mit Erlebnissen an, wir brauchen keine außergewöhnlichen Erfahrungen.
Vielleicht sind wir jetzt alle sehr inspiriert und denken: Wie wunderbar ist es, dass ich jetzt lerne zu meditieren, ich führe so ein positives Leben und werde allen Lebewesen helfen, sich zu befreien. Wenn wir von solchen Gedanken davongetragen werden, wird unser Geist immer noch geschäftiger und ist das letztendlich nichts anderes als Zeitverschwendung und nicht das, was wir unter wirklicher Meditation verstehen. Wir haben unsere Entscheidung getroffen, jetzt zu meditieren, und die positive Motivation entwickelt, für alle Lebewesen von Nutzen zu sein. Es ist, wie wenn wir ein Feld pflügen. Wenn wir das Feld richtig pflügen und wenn wir sehr reine Samen haben, dann brauchen wir die Samen nicht immer auszugraben und nachzuforschen, ob sich etwas getan hat und ob das Ergebnis gut ist oder nicht. Wenn wir wissen, dass wir alles richtig gemacht haben, das Pflügen, das Säen, dann wird die reine Frucht von selbst daraus erwachsen. Wenn wir also praktizieren, ist es nicht nötig, immer wieder nach dem Ergebnis zu suchen. Alles was wir tun müssen, ist, richtig zu meditieren, und darüber hinaus brauchen wir unseren Geist nicht weiter zu beschäftigen.
Nicht-Werten, Nicht-Anhaften, Loslassen
Wenn man über Buddhismus oder Meditation liest oder etwas darüber hört, wird immer von Nicht-Werten, Nicht-Festhalten, Nicht-Anhaften gesprochen. Wir sollten dies also auch anwenden. Viele Menschen, die Bücher lesen und von Nicht-Anhaftung oder Loslassen hören, denken, dass sich dies nur auf Objekte, Menschen, Geld oder Besitz bezieht. Aber wenn wir Nicht-Anhaften oder Loslassen richtig verstehen, geht es um unsere Gefühle, unsere Gedanken oder Emotionen.
In der Meditation haben wir es nämlich nicht mit Objekten zu tun, sondern in der Meditation geht es um Gedanken und Emotionen, mit denen wir umgehen müssen. Wir sollten uns darum ununterbrochen an diese Qualitäten: Nicht-Werten, Loslassen, Nicht-Anklammern oder Anhaften erinnern. Wenn wir diesen Gedanken sehr stark in unserem Geist entwickeln, dann kann uns das helfen, unsere Empfindungen, unsere Sensitivität gegenüber Gefühlen, gegenüber Gedanken, die wir in der Meditation wahrnehmen, zu schwächen.
Mit Problemen umgehen
Vielleicht haben manche von uns ein Problem zu Hause oder mit der Arbeit, und wenn wir meditieren, kann es sein, dass uns das Problem immer wieder einholt. Aber egal, was passiert, wir sollten uns immer an das „Nicht-Festhalten“ erinnern. Wir können uns sagen, dass wir jetzt Zeit haben für uns selbst und nicht wollen, dass das Problem die Meditation stört. Wir sollten verstehen, dass, ganz egal wie groß das Problem ist, es nicht gelöst wird, wenn wir in der Meditation darüber nachdenken und grübeln. Deshalb versuchen wir jetzt einmal, die Probleme in Ruhe zu lassen. Wir kommen erst einmal zur Ruhe, und wenn wir uns dann nachher wieder an das Problem erinnern, werden wir vielleicht feststellen, dass es gar nicht so groß war.
Aufgrund unserer Erziehung glauben wir, dass wir jeden Moment über ein Problem nachdenken müssen, um es zu lösen, um es loszuwerden. Aber durch das Grübeln wächst unsere Angst und Sorge und wir lösen das Problem im Grunde nicht. Wir schaffen eher mehr Probleme. Lassen wir das Problem also einfach eine Zeit lang in Ruhe, dann werden wir vielleicht erkennen, dass wir gar nicht wirklich ein Problem haben, und wenn es wirklich da sein sollte, werden wir in einer besseren Verfassung sein, um damit umzugehen.
Ansonsten sollten wir, wenn wir in der Meditation sitzen, nicht in die Vergangenheit zurückdenken. Alle unsere guten oder schlechten Erfahrungen, unsere Schmerzen und Leiden fangen in der Vergangenheit an. Also egal ob es eine gute Erfahrung, eine schlechte Erfahrung ist, richtig oder falsch, wenn wir diese Gedanken während der Meditation auftauchen lassen und weiterverfolgen, werden wir so geschäftig, dass wir diese stabile Ruhe nicht finden werden. Deshalb sollten wir uns sehr bemühen, uns nicht von der Vergangenheit ablenken zu lassen.
Meditation über Vergänglichkeit im täglichen Leben von Lama Yeshe Rinpoche
Ich weiß, dass das für viele Menschen schwer in ihre Tradition oder in ihre Kultur zu integrieren ist. Die Menschen wollen eben nicht über die Vergänglichkeit nachdenken. Sie glauben, dass es zu schmerzvoll sei. Wenn dann wirklich etwas passiert, können sie damit nicht umgehen, weil sie Vergänglichkeit vorher immer verleugnet haben. Wenn ich als Buddhist über die Vergänglichkeit nachdenke, und ich habe das schon vor langer Zeit getan, weiß ich um Vergänglichkeit. Wenn ich dann eines Tages mit Vergänglichkeit konfrontiert werde, dann kann ich damit gut umgehen.
Es gibt keinen sinnvollen Grund, das alles zu verleugnen, es ist einfach die Wahrheit. Für mich gilt die asiatische Denkweise: Jedes Jahr werde ich älter und ich denke mir dann, dass ich wieder ein Jahr zu meinem Leben hinzufügen konnte. Wenn ihr mich fragt, wie alt ich sei, so sage ich nicht 20 oder 30, sondern 50 oder 60, und ich fühle mich wohl dabei! Aber hier wollen Leute noch nicht einmal über ihr Alter nachdenken, wenn sie schon Falten und Runzeln sehen. Niemand kann uns das ewige Leben geben. Die Menschen sind glücklich, wenn sie Unmengen an Geld ausgeben können, um ihre Haut straffen zu lassen, aber das ist doch für gar nichts gut! Das sind keine glücklichen Menschen. Sie wollen nicht glauben, dass sie sterben müssen, sie wollen auch nicht daran denken und deshalb auch überhaupt nicht alt werden.
Buddhismus im täglichen Leben schließt alle Situationen ein. Ich höre schon manche sagen: Oh, mit Buddhismus sollten wir uns gar nicht beschäftigen, da geht es sowieso nur um das Leiden! Aber Buddhismus bewirkt nicht das Leiden, sondern zeigt nur die Wahrheit auf. Wir alle wissen, dass selbst wenn ich einen wunderbaren Partner habe, die Zeit uns trennen wird. Und auch, wenn wir nicht so gut harmonisieren, wird er uns eines Tages verlassen. Nur wir wollen die Menschen nicht gehen lassen und wenn sie bleiben, leiden wir ebenso, wie wenn sie uns verlassen. Wären wir vorbereitet, wäre das für uns in Ordnung.
Das Nachdenken über die Vergänglichkeit ist keine schädliche Sache, es kann unser Leben bereichern — warum? Wenn ich um das Wesen der Vergänglichkeit weiß, wenn ich weiß, dass eine Trennung zu jedem Zeitpunkt kommen kann, dann ist mir auch klar, dass es unsinnig ist, ein Zusammenleben in Ärger und Streit zu führen. Ich kann stattdessen ein friedvolles Leben in Liebe und fürsorglicher Partnerschaft leben. Wenn wir zusammenleben, können wir alles darauf ausrichten, uns zum Guten zu entwickeln, und wenn eine Trennung ansteht, dann wissen wir, wie wir damit umgehen müssen. Das Nachdenken über die Vergänglichkeit ist deshalb sehr hilfreich!
Wenn wir also über den Buddhismus im täglichen Leben sprechen, dann möchte ich dazu einen guten Ratschlag geben: In diesem Teil der Erde gibt es zwei verschiedene Menschentypen; manche sind ziemlich stolz und arrogant und sehen sich als etwas Besseres als die übrigen Menschen. Diese sollten die Meditation im alltäglichen Leben machen, um zu erkennen, dass sie in vieler Hinsicht so wie alle anderen sind. Sie müssen einfach ihren Stolz und Ego auf ein normales Maß bringen.
Und dann sind da noch die Menschen, die ein geringes Selbstbewusstsein haben, die sich sagen: „Ich bin nichts wert“, „Ich bin nicht gut genug oder nützlich für andere.“ Wenn ihr euch so fühlt, dann solltet ihr daran denken: „Auch ich habe die Buddha-Natur in mir“, „Ich habe ein grenzenloses Potential in mir“, „ Ich bin ein menschliches Wesen und Menschen sind etwas Besonderes, denn sie verfügen über Intelligenz, Weisheit und viele Kenntnisse. Sie können lernen und sich verändern, und deshalb bin auch ich ein nützlicher Mensch!“ Man muss sich klar machen, dass man alles erreichen kann, was man erreichen möchte. Alles, was wir in unserem Leben machen müssen, ist den mittleren Weg anzustreben: das heißt, wenn wir arrogant und stolz sind, dann nützt das niemandem, und wir müssen uns durch die Meditation im täglichen Leben wieder auf den Boden zurückbringen. Wenn wir uns dagegen nutzlos, bedeutungslos oder insgesamt niedergedrückt fühlen, dann müssen wir uns an unsere Buddha-Natur erinnern und daran, dass wir sein können, was immer wir wollen.