Akong Rinpoche gibt in seinem Buch „In Balance mit der Erde“ Anregungen, wie wir mit schwierigen Situationen umgehen können. Hier sind Anregungen zum Nachdenken und Üben aus dem Kapitel An Hindernissen wachsen lernen und Flexibel sein, heißt lebendig sein.

An Hindernissen wachsen lernen

Täglich erfahren wir Neues, haben viele verschiedene Erfahrungen, Empfindungen, und erleben uns selbst in unterschiedlichen Umgebungen und Lebensweisen. Jeden Tag begegnen wir anderen Menschen und haben die Chance, dazu zu lernen – unsere Ausbildung endet in diesem Sinne nie.  Die wahre Herausforderung liegt darin, den Geist so zu trainieren, stabil in der Balance zu bleiben, während unaufhaltsam Veränderung geschieht. Dabei müssen wir den alten Verhaltensmustern nicht folgen, die wir verinnerlicht haben, und uns wie abgerichtete Mäuse in einem Labor verhalten.

Im Allgemeinen fällt es uns leichter, uns auf Bedingungen einzustellen, wenn uns die Umstände vertraut sind. Sind wir aber nicht auf eine Veränderung vorbereitet, verhalten wir uns oft panisch und reagieren unangemessen oder verwirrt. Dies hat mit der Unfähigkeit zu tun, sich plötzlich auf eine neue Situation einzulassen. Doch dies kann sich ändern, je mehr wir den Geist zu verstehen lernen. Im Laufe der Schulung wird unser Geist flexibler und es wird möglich, die gewohnten Verhaltensmuster zu überwinden.

Eine kontemplative Herangehensweise entwickeln

Dabei lernen wir zu sitzen und zu beobachten, was auch immer geschieht. Wenn uns Kollegen oder Freunde kritisieren oder schlecht über uns reden, fühlen wir uns normalerweise gleich verletzt, werden ärgerlich und fangen an, uns zu verteidigen.

Können wir uns erinnern, dass alle Geräusche wie Echos sind, also nicht solide, hilft es, unsere Haltung zu verändern und zu denken: „Oh, das ist sehr hilfreich. Meine Schwächen sind der Grund für meine Schwierigkeiten, die nun für mich aufgedeckt wurden. Nun sind sie nicht länger verborgen. Welche eine gute Gelegenheit und grundsätzlich eine Ursache für Glück!“ Wenn wir diese Haltung annehmen können, schenkt uns jede Situation im Leben die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen.

Lernen, transparent zu sein

Außerdem können wir darüber reflektieren, wie wir sind und wie wir bis jetzt gelebt haben. Meistens neigen wir dazu, Fehler zu verstecken und unsere negativen Seiten zu verbergen. Aber nun sind wir ehrlich zu uns, gestehen unsere Schwächen ehrlich ein und akzeptieren unsere Fehler. Wir versuchen nicht mehr, einen guten Eindruck zu machen und unsere schlechten Seiten zu verstecken. Wir tun dies mit dem Verständnis, dass es ein Training ist, um zu wachsen und frei zu werden. So können wir allmählich alle Gefühle von Schuld, Versagen, Selbstkritik überwinden.

Das Gute in den anderen sehen

Ein weiterer Schritt ist, dass wir versuchen, das Positive und Gute in anderen Menschen zu sehen, nicht ihre negative und unangenehme Seite. Wenn wir über andere reden müssen, folgen wir diesem Prinzip. Wir reden über die guten Qualitäten in anderen und geben unsere eigenen Schwächen und Fehler zu. Es wird gesagt, dass man äußerst vorsichtig mit Kritik umgehen sollte, aber nie genug Loben kann.

Jeden Tag und zu jeder Zeit üben

Wir lernen, jegliche Erfahrung, die auf uns zu kommt, willkommen zu heißen, egal ob gut oder schlecht, und dass wir aus allem lernen können. Zum Beispiel, wenn uns jemand ärgert, können wir dem Menschen dankbar sein und überlegen: „So habe ich die Gelegenheit, Geduld zu entwickeln.“ Jeder negative Umstand oder jeder negative oder positive Gedanke bietet die Gelegenheit, uns zu verbessern.

So sollten wir ständig üben und nicht nur ein paar Tage lang. Wir erzeugen damit eine neue Haltung zum Leben: „Was immer mir das Leben serviert, ich werde es willkommen heißen. Was immer ich an Gutem oder Schlechtem erlebe, ich werde es willkommen heißen! Ich kann daran wachsen. Ich kann lernen, an widrigen Umständen zu wachsen.“

So schwächen wir die Neigung des Geistes, ausschließlich auf Negativem zu verweilen und das Positive zu ignorieren. Der Geist kommt in Balance und wird glücklich.

Flexibel sein, heißt lebendig sein

Ein starrer oder engstirniger Mensch hat Schwierigkeiten, mit anderen Menschen und mit dem eigenen Leben klarzukommen. Auf der anderen Seite wird jemand, der aufgeschlossen und flexibel ist, überall klarkommen. Da wir flexibel sind, werden wir bereit sein uns anzupassen, um wie Teile eines Puzzles zusammen zu passen. Dies ist die Einstellung von jemandem, der einen Schlafsack mit sich trägt und bereit ist, überall zu schlafen, der bereit ist, sich an die Umstände anzupassen, anstatt sich Veränderungen zu widersetzen.

Leider liebt das Ego gewohnheitsmäßige Sichtweisen und besteht auf starre Arten, Zufriedenheit zu erlangen. Wir lieben es, an unseren Mustern und Denkweisen festzuhalten: Wir leiten aus diesen Gewohnheiten ein falsches Gefühl der Sicherheit ab, obwohl sie dazu führen können, dass wir ein begrenztes Leben führen. Es ist, wie wenn jemand in Haft bleibt, obwohl die Tür nicht verschlossen ist und keine äußere Kraft ihn davon abhält, das Gefängnis zu verlassen und sein Potenzial auszuschöpfen. Wir haben kein Interesse, Neuland zu erkunden oder Horizonte zu erweitern. Stattdessen halten wir an allem fest, was uns das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. In der Zwischenzeit geschieht das ganze Leben jenseits dieser Grenzen und läuft an uns vorbei! So halten wir uns vom eigentlichen Leben fern, indem wir uns an feste Lebens- und Geistesmuster klammern!

An irgendeiner Meinung oder einem bestimmten Glauben wie Klebstoff festhalten, nur weil es immer so war oder wir denken: „Ich muss das glauben, weil es meinen Freunden, Eltern oder meiner Familie sonst nicht gefallen wird“, ist eine Ursache für Krankheit und wir müssen darüber hinausgehen. Es ist notwendig, Offenheit zu entwickeln, aufgeschlossen zu werden und nicht mehr an starren Meinungen festzuhalten, wenn wir unser volles Potenzial als Menschen entwickeln und entfalten wollen. Wenn wir in Ordnung sein wollen, müssen wir aus eigener Anstrengung heraus authentisch werden und geistig gesunden, indem wir das Potenzial in unserem eigenen Geist entdecken.

Meditation zur Entwicklung von Reife und Flexibilität

Unter Reifung ist hier die Fähigkeit zu verstehen, allen möglichen Lebenssituationen begegnen zu können – dazu gehören die äußeren Erfahrungen in der Welt, wie auch die Bewegungen, die in unserem Geist geschehen. Der Prozess des Heranreifens macht uns flexibler – wir akzeptieren die unterschiedlichen Ereignisse und passen uns an sie an, ohne das Gefühl zu haben, sie müssten immer im Einklang mit unseren Wünschen und Ideen sein.

Eine einfache Kontemplation kann uns dabei helfen, die Eigenschaften innerer Reifung und Flexibilität zu entwickeln.

Auf einfache Weise mit den eigenen Gedanken sein

  • Setz Dich bequem hin und entspanne Dich. Sitz still da.
  • Nimm wahr, wie Gedanken im Geist entstehen. Schau, ob Du sie entspannt beobachten kannst, ohne sie zu blockieren oder ihnen nachzujagen. Versuch, sie alle einfach nur wahrzunehmen. Erlaube den Gedanken, einfach vorbei zu ziehen, ohne dass Du den einen oder anderen bevorzugst. Welche Gedanken auch immer auftauchen, lasse sie frei kommen und gehen und entspanne Deinen Geist. Sei einfach nur achtsam und beobachte, was in ihm geschieht.
  • Nimm Deine Tendenz wahr, Geistesinhalte verändern zu wollen, sobald Du eine Erfahrung als gut oder schlecht bewertest. Verändere diese Mal nichts, lass den Geist einfach ruhen. Erlaube den Gedanken, zu kommen und zu gehen, ohne Bewertung.

Im Leben möchten wir oft Dinge ändern, aber nicht, weil sie verkehrt sind, sondern weil sie einfach nicht unseren Erwartungen oder Gewohnheiten entsprechen. Auf diese Weise bringt sich der engstirnige und unreife Geist in Schwierigkeiten und erschafft Probleme. Er bringt sich aus der Balance mit Gedanken, dass etwas schlecht sei, wenn er es nicht mag, oder etwas gut sei, wenn er es mag. Dadurch kann er nicht mehr frei fließen und auf positive Weise akzeptieren kann, wie die Dinge im Leben laufen.

Akong Rinpoche über die Natur des Geistes

Die Natur des Geistes ist transparent, klar, unbegrenzt, bedingungslos. Wenn wir daran glauben, sind alle Gefühle wie Angst und andere Erfahrungen nur Ängste ohne wahre Natur.

Die negative Seite des Geistes offenbart sich, wenn wir nicht die reine Natur sehen. Das führt zu Schleiern der Negativität. Die wahre Natur der Negativität ist Reinheit Die Reinheit nicht zu realisieren und weiter an der Unreinheit anzuhaften, erzeugt negative Empfindungen, Erfahrungen, Gefühle im Körper.

Wir haben Ketten von Gedanken. Wir glauben, Gedanken wären solide, unterscheiden den ersten, zweiten, dritten Gedanken. Aber wären Gedanken solide, bräuchten wir für sie einen Lagerplatz. Aber Gedanken sind nicht solide, sie sind nur Erfahrungen, nicht solide. Probleme, Depressionen usw. sind nicht sichtbar. Wenn wir an etwas anhaften und dann Veränderung erleben, ängstigen wir uns.

Die Natur des Geistes ist transparent, leuchtend, aber bedeckt mit verschiedenen Formen der Ignoranz. Wir erleben unsere Sinne. Wir halten an ihnen fest, zum Beispiel an einem Bild oder der Erfahrung einer Blume. Sie sieht wunderbar aus, sie gefällt uns, Verlangen entsteht. Störende Gefühle entstehen nur durch unsere Anhaftung an etwas. Von Natur aus ist nichts solide, alles ändert sich ständig. Erfahrungen sind wie ein fließender Fluss. Hast du Angst, setze dich still hin, werde nicht geschäftig, versuche nicht das Problem zu vergessen. Ein Weg, ein Problem zu lösen ist, es fließen zu lassen, es zu beobachten als würdest du fernsehen. Versuche nicht, das Problem zu erfahren, zu erfühlen, sondern beobachte es. Betrachte es wie einen Film im Fernsehen. Dann ist die Emotion oder das Leiden nicht mehr so real. Der Geist ist rein und schön. Negativität ist wie die Wolken. Negative Emotionen werden stärker, wenn wir an ihnen anhaften, die Schleier werden dichter.

Buddhistische Meditation lehrt uns:

Schau nicht zurück in die Vergangenheit, plane nicht die Zukunft. Was immer in diesem Moment erscheint, lasse es frei kommen und gehen. Wende dies im täglichen Leben an mit allen störenden Gefühlen, die auftauchen. Wenn wir sie frei kommen und gehen lassen, werden sie sich selbst lösen. Die Vergangenheit oder die Zukunft zu jagen, ist wie einen Schatten zu jagen. Am Ende wird der Schatten stärker sein als man selbst. Alles fängt mit der Bezeichnung oder der Bedeutung an, die wir dem Schatten geben. Der Weg, um das aufzulösen, ist zu sitzen, zu beobachten und nicht zu bewerten.

Heidelberg April 1998

Akong Rinpoche zum Umgang mit Schwierigkeiten

Wenn du dir die positiven Dinge in deinem Leben ansiehst und betrachtet, was gut läuft, wirst du eine positivere Erfahrung machen. Wenn du dich auf die negativen Dinge konzentrierst, wird dies zu deiner Erfahrung. Wenn du dich nicht ändern möchtest, ist es falsch, dich auf das Negative zu konzentrieren, da du negativ bleibst.

Wenn du jedoch feststellst, dass es in deinem Leben Negatives gibt, und du dies ändern möchtest, musst du diese Schwierigkeiten und Probleme untersuchen. Wenn du zehn negative Dinge hast, musst du dich jeweils mit einer Sache befassen und die lösen und loswerden, wodurch neun Dinge übrigbleiben.

Wenn du nicht an deiner Geisteshaltung arbeiten und dich ändern möchtest, hat es keinen Sinn, nur den negativen Aspekt zu betrachten. Vielleicht ist es dann viel klüger, die positiven Dinge zu betrachten. Um sich zu ändern und zu verbessern, ist es jedoch notwendig, unsere eigene Situation vollständig zu betrachten.

aus dem Buch „Limitless Compassion“


Im Moment erleben wir große Herausforderungen und sicherlich ist die Situation für viele Menschen sehr schwierig. Vielleicht können Akong Rinpoches Gedanken ein wenig Anregung sein, mit unserer Lebenssituation positiv umzugehen.

Wenn wir mit voller Achtsamkeit im Augenblick verweilen, gibt es keine Hindernisse

Akong Rinpoche – In der Gegenwart leben

Keiner von uns lebt wirklich in der Gegenwart. Wir denken entweder an die Vergangenheit oder wollen die Zukunft verändern. Wir leben unser Leben und machen ständig Pläne. Du kannst deine Probleme nicht lösen oder Pläne für die Zukunft machen, wenn du ständig ein neues Programm für dein Leben erstellst, einen neuen Zeitplan. Wenn du vollständig in der Gegenwart lebst, wird die Gegenwart deine Zukunft bestimmen: Du musst nicht an die Zukunft denken.

Die Vergangenheit ist bereits vorbei, daher ist es nicht sinnvoll, zurückzuschauen oder in den Mülleimer zu schauen, um festzustellen, ob du etwas Wertvolles hineingelegt hast. Jeden Tag immer wieder durchzugehen, löst keines unserer Probleme. Deine Zukunft hängt von deiner Gegenwart ab, nicht von Plänen. Pläne lösen deine Zukunft nicht, es kommt doch meist anders als geplant. Gib dir alle Mühe, um in der Gegenwart ein glückliches Leben zu führen. Du musst dein ganzes Leben in der Gegenwart leben. Das heißt, wenn du alles mit einer positiven Haltung akzeptierst, musst du nichts ändern.

Wenn du alles akzeptierst, hast du ein glückliches Leben, weil du dir keine Sorgen machen musst. Ein unglückliches Leben bedeutet, dass du immer Dinge ändern möchtest: „Ich mag das nicht, ich mag das nicht.“ Selbst für etwas Einfaches wie Kleidung sagst du: „Ich mag diese weiße Farbe nicht. Ich mag diese rosa Farbe nicht.“ Es hat nichts damit zu tun, sich warm zu halten oder vor Kälte zu schützen. Es ist nur eine Art Glaube, dass etwas schön oder nicht schön ist.

Wenn du diese Art von Spielen dein ganzes Leben lang mit Kleidung, Essen und allem anderen spielst und diesen besonderen Geschmack oder Look nicht magst, schaffst du so viele Hindernisse für dich. Andere Leute stellen keine Hindernisse für dich dar. Niemand schafft unsere Hindernisse, sie entstehen in uns. In den buddhistischen Lehren geht es darum, wie man Dinge akzeptiert. Es geht darum, keine Probleme durch unseren eigenen emotionalen Zustand oder unsere eigenen Ideen zu schaffen. Wenn wir alle unsere Ideen aufgeben und nur mit voller Achtsamkeit, offen in der Gegenwart verweilen, gibt es keine Hindernisse. Dann kannst du überall schlafen, alles essen, was angeboten wird, du kannst jede verfügbare Kleidung tragen, du schätzt das Leben, ob die Leute freundlich zu dir sind oder dich anschreien. Du hast keine Feinde, jeder ist dein Freund geworden.

Wir selbst müssen uns befreien, nicht andere ändern. Der Weg, befreit zu werden, besteht darin, in der Gegenwart mit einem einfachen Geist zu leben. Dies ist der Hauptpunkt der buddhistischen Lehren. Die wertvollste Lehre ist, alles zu akzeptieren, was dir passiert. Akzeptiere alles in diesem Moment. Es geht darum, nicht zu urteilen: du beurteilst nicht das Essen, die Kleidung, was richtig ist, was falsch ist. Akzeptiere die Situation. Die Lehren besagen, dass du jede Erfahrung schätzen und denen dankbar sein solltest, die dir die Erfahrung präsentieren.

Das Wichtigste ist, dass wir uns selbst erziehen müssen, nicht andere Menschen. Spirituelle Menschen neigen dazu zu vergessen, dass man sich selbst trainieren muss. Sie sorgen sich immer um andere. Wir sind für uns selbst verantwortlich und sollten versuchen, unser eigenes Training nicht zu vergessen. Regelmäßige Achtsamkeit ist sehr wichtig und natürlich musst du mit Sorgfalt regelmäßig üben.

In der Praxis geht es nur darum, die natürliche Reinheit deines Geistes zu entwickeln und alles, was uns begegnet willkommen zu heißen in dem Bewusstsein, dass wir daraus lernen und daran wachsen können. Widerstände nützen nichts und erzeugen nur Leid und Probleme.

Gedanken zur Zähmung des wilden Geistes

von Akong Rinpoche

Der Geist ist die Wurzel all unserer Erfahrungen mit uns selbst und mit anderen Menschen. Nehmen wir die Welt nur undeutlich wahr, werden daraus Verwirrung und Leiden erwachsen. Wir gleichen einer Person mit einem Sehfehler, die die ganze Welt verkehrt herum sieht, oder einem ängstlichen Menschen, der sich vor allem fürchtet. Wir mögen uns unserer Unwissenheit und unserer falschen Wahrnehmung gar nicht bewusst sein, doch lässt sich unser gegenwärtiger Geist mit einem wilden Tiger vergleichen, der durch unser tägliches Leben tobt. Getrieben von Verlangen, Hass und Verwirrung, jagt dieser ungezähmte Geist blindlings allem nach, was er begehrt, und schlägt auf alles ein, was ihm im Weg steht; dabei hat er wenig oder gar kein Verständnis dafür, wie die Dinge wirklich sind. 

Diese Wildheit, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, ist nicht nur die der Wut und Raserei; sie ist sehr viel grundlegender. Die Neigung, uns von Unwissenheit, Hass und Verblendung antreiben zu lassen, ist es, die uns gefangen hält, und der Vorherrschaft von Verwirrung und negativen Gefühlen den Weg bahnt. So wird unser Geist wild und unkontrollierbar, und unsere Freiheit wird nachhaltig zerstört. 

Normalerweise sind wir so blind, dass uns nicht einmal bewusst ist, wie wild unser Geist tatsächlich ist. Misslingt uns etwas, geben wir lieber anderen Personen und Umständen die Schuld, statt in uns selbst nach den Ursachen des Leidens zu suchen. Wenn wir aber jemals wahren Frieden und wahres Glück finden wollen, müssen wir uns dieser inneren Wildheit stellen und mit ihr arbeiten. Nur so können wir mit der Zeit unsere Energie positiver und ausgeglichener einsetzen und hören auf, uns und anderen Schaden zuzufügen. 

Wollen wir den Tiger zähmen, müssen wir ihn zunächst einmal aufspüren. Beides ist nicht einfach; doch müssen wir uns den Schwierigkeiten und Gefahren einfach stellen. Bei der Schulung unseres Geistes brauchen wir Festigkeit; auch wenn sie zunächst schwierig oder sogar schmerzhaft ist, müssen wir es einfach versuchen und dabeibleiben. 

Wir Menschen wollen viel und hängen an vielen Dingen im Leben. Das kann für uns und andere viel Leid bringen. Wird ein Wunsch nicht erfüllt, sind wir unglücklich. Und selbst wenn wir bekommen, was wir wollen, ist unser Glück nicht von Dauer; unweigerlich entsteht ein neuer Wunsch und tritt an die Stelle des alten. Immer wieder befriedigen wir nur unser Verlangen; es ist endlos, grenzenlos und so weit wie der Himmel. 

Von Verlangen getrieben, häufen wir materielle Besitztümer an, haben ein ganzes Sortiment verschiedener Kleidungsstücke, kaufen besondere Nahrungsmittel und sammeln Häuser, Autos, Radios und Fernseher an. Weniger offensichtlich vielleicht sind unsere Wünsche nach Schönheit und Gesundheit. Manchmal werden wir sogar krank, um Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Freundlichkeit zu erhalten. Sind wir dann schließlich krank, möchten wir wieder gesund sein.  Trotz all unserer Bemühungen, Anstrengungen und Ausgaben gelingt es uns nie, unsere Wünsche zu erfüllen. 

Der Fehler liegt darin, dass wir unser Glück außerhalb von uns suchen; wir begreifen nicht, dass wirkliches Glück nur von innen kommen kann. Wir müssen also die Art und Weise, wie wir die Welt betrachten, verändern. Es geht darum, unser Verlangen zu akzeptieren, ohne uns davon antreiben zu lassen. Erst dann sind wir zufrieden mit dem, was wir haben, statt unaufhörlich mehr zu wollen. 

Wie der Geist keine Form und kein Ende hat, hat auch Verlangen keine Form und kein Ende — es ist ohne Gestalt, es setzt sich einfach immer fort. Deshalb hört die endlose Suche nach Befriedigung erst dann auf, wenn wir unseren Geist zähmen und unser Verständnis entwickeln. Gelingt uns das, sind wir vielleicht ein wenig reifer, ein bisschen erwachsener geworden.

Wir können erst dann reifen, wenn wir akzeptieren, wer wir sind. Es hilft nichts, wenn wir versuchen, die Schuld für unsere Wildheit der Gesellschaft, unserer Familie oder unseren Feinden zuzuweisen. Wir müssen mit uns zurechtkommen, so wie wir wirklich sind, und unser Denken akzeptieren, sei es nun gut oder schlecht. Alle aufkommenden Gedanken lassen wir durch uns hindurchfließen. Wir agieren sie nicht impulsiv aus, wir versuchen nicht, sie zu unterdrücken oder einzusperren. 

Versuchen wir nämlich die schlechten Gedanken auszusondern und sie in einem Müllbeutel zu verstecken, statt sie anzunehmen, wird der Beutel irgendwann einmal so voll, dass er platzt. Das kann zu psychischen Störungen führen und ähnlich einem ungezähmten Tiger können wir viel Schaden anrichten und anderen großen Schmerz zufügen. Daher sollten wir lieber mit dem Negativen in uns arbeiten und es umwandeln. Dann findet die Kraft des Tigers in einem guten Sinn Anwendung. Wir sind auf dem richtigen weg, wenn wir den Tiger mit Würde und Akzeptanz zähmen.

Sich der Situation stellen

Akong Rinpoche

Fühlen wir uns von Meditation angezogen, wollen wir vielleicht schweben oder fliegen lernen; es ist jedoch sehr viel sinnvoller, wenn wir zuerst einmal lernen, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben. Vielleicht halten wir uns auch schon für sehr weit fortgeschritten und meinen, keine Belehrungen mehr zu brauchen, obwohl wir unbewusst immer wieder die gleichen Leiden für uns und andere schaffen. Aber es geht vor allem darum, wie wir lernen können, die gewöhnlichen Situationen unseres täglichen Lebens zu akzeptieren und angemessen mit ihnen umzugehen. Gestehen wir uns nicht ein, Anleitungen zu brauchen, ist es eher unwahrscheinlich, dass wir irgendwelche echten Fortschritte machen.

Haben wir erst einmal erkannt, dass ein Weg notwendig ist, müssen wir ihn auch gehen. In einer Traumwelt wie Shangri-la können wir uns einfach hinsetzen, mit einer Zigarette in der einen und einem guten Glas Wein in der anderen Hand, einem oder einer bildschönen Geliebten an jeder Seite und trotzdem Erleuchtung erreichen. In der realen Welt funktioniert das jedoch nicht; wir müssen etwas Mühe aufwenden. Auch noch so viel Wunschdenken kann uns nicht vor tiefem Leid bewahren, wenn wir uns nicht mit den grundlegenden Situationen unseres gegenwärtigen Lebens befassen und wenn wir die Zähmung unseres Geistes vernachlässigen.

Zunächst müssen wir unseren Geist zähmen und damit ein solides Fundament für unsere weitere Entwicklung legen. Das ist sehr wichtig. Dabei sollten wir immer bedenken: Diese menschliche Existenz ist eine große Chance; alles ist vergänglich; gute Taten führen zu Glück, während schlechte, unbedachte Taten nur Leiden verursachen. Vor allem sollten wir niemals das Ziel der Zähmung unseres Geistes vergessen — die Entwicklung von Mitgefühl zum Wohl aller Wesen.

Von diesem festen Fundament aus können wir uns dann Schritt für Schritt weiterentwickeln. Ohne dieses Fundament kann unsere Entwicklung leicht aufgehalten werden, und wir kommen vielleicht sogar ganz vom wahren Weg ab. Lassen wir also unseren Stolz beiseite und akzeptieren die Ebene, auf der wir uns gerade befinden. Gleichgültig, wie intelligent oder erfolgreich wir im weltlichen Sinne sind; solange wir befürchten, unseren Wohlstand, geliebte Menschen oder unseren Besitz zu verlieren — ganz zu schweigen von unserem Leben —, so lange leiden wir noch und müssen unseren Geist zähmen. Für uns alle gilt: der einzige Punkt, an dem beginnen können, ist der Anfang.

Bislang haben wir uns damit befasst, was geschieht, wenn wir versuchen, vor unseren Problemen davonzulaufen. Selbstmitleid kann zu allen möglichen Problemen führen, ohne auch nur ein einziges zu lösen. Wir sehen: Es gibt offensichtlich viele verschiedene Möglichkeiten, unseren Vorsatz, Mitgefühl für uns und andere zu entwickeln, zu vergessen. Schulen wir unseren Geist, können wir lernen, uns dem, was wir gegenwärtig als schmerzhaft oder quälend empfinden, zu stellen und vernünftig damit umzugehen.

Wenn wir Situationen vermeiden oder vor ihnen davonlaufen, verdrängen wir nur unsere Probleme und tun nichts, um sie zu lösen. Tun wir einfach nur, was uns gefällt, und weichen dem aus, was uns nicht gefällt, nehmen unsere Schwierigkeiten lediglich zu und wiederholen sich unaufhörlich. Unterdessen schaden wir unserer Gesundheit und unserem Geist und nehmen alle möglichen schlechten Gewohnheiten an, die immer schwerer zu durchbrechen sind. Geben wir unserer Schwäche nach, werden wir nur schwächer und können uns auf lange Sicht immer weniger vom Leiden befreien. Ein Bauer verwendet vielleicht viele Tonnen Dünger, damit er für ein paar Jahre eine gute Ernte hat; später stellt er fest, dass er den Boden ausgelaugt und vergiftet hat. Wir sollten mit etwas mehr Weisheit handeln, nicht so sehr an kurzfristig wirksame Heilmittel denken, sondern nach langfristigen Lösungen suchen, die uns helfen, die Ursachen des Leidens hinter uns zu lassen.

Bislang haben wir uns damit befasst, was geschieht, wenn wir versuchen, vor unseren Problemen davonzulaufen. Schulen wir unseren Geist, können wir lernen, uns dem, was wir gegenwärtig als schmerzhaft oder quälend empfinden, zu stellen und vernünftig damit umzugehen.

Warum aufhören, sich zu beschweren?

Stell dir vor, du stehst in der Mitte einer breiten, endlosen Straße. So weit du sehen kannst, ist der Boden mit spitzen Felsen und Steinen bedeckt. Leider musst du diese Straße hinuntergehen, um an dein Ziel zu gelangen. Noch bedauerlicher ist, dass du barfuß bist. Es scheint, dass du eine von zwei Möglichkeiten hast, wenn du diesen Weg gehen willst. Entweder du legst einen Teppich auf die Straße und machst alles glatt für deine nackten Füße, oder du nimmst einen Stoff und machst dir ein Paar Schuhe, ohne dich um die Steine auf der Straße zu kümmern.

Das moderne Leben ist so ähnlich wie das Gehen auf dieser Straße. Viele Menschen sind nicht glücklich damit, wo sie sind. Überall um sie herum scheint die Welt voller Steine und Glasscherben zu sein. Es gibt ein Problem – und es gibt eine Wahl. Entweder man schließt sich dem Straßenprojekt mit dem Teppich an und macht sich daran, die Welt zuzudecken, oder man schließt sich dem Schuhprojekt an und macht sich ein schönes Paar effizienter Laufschuhe. Diejenigen, die sich für die zweite Option entscheiden, wollen sich selbst verändern, nicht die Welt. Die meisten Menschen entscheiden sich für das Straßenprojekt, weil sie lieber versuchen, alles um sich herum zu verändern, als sich selbst.

Quelle: Dr. Akong Tulku Rinpoche and Dona Witten

Über die Notwendigkeit, Achtsamkeit in Ihren gesamten Alltag einzuführen

Akong Rinpoche – Limitless Compassion, A Way of Life

Es wird gesagt, dass wahre Meditation „Nicht-Meditation“ ist. Die Leute haben das Gefühl, dass sie etwas tun müssen, wenn sie meditieren. Eigentlich bedeutet Meditieren, dass du nichts tust. Wir sind uns nur all unserer Gedanken und allem, was in uns auftaucht, bewusst, ohne Anhaftung oder Verurteilung. Wir bleiben uns dessen bewusst, was passiert.

Meditation ist wie ein Mensch, der ein Pferd trainiert. Man muss wissen, wie man ein Pferd trainiert und sicherstellen, dass es nicht davonläuft. Der Trainer führt das Pferd, aber während er führt, gibt er dem Pferd die Freiheit, sich zu bewegen. Wenn das Pferd unachtsam wird, muss er es nur kurz erinnern. In ähnlicher Weise ist Meditation eine Erinnerung daran, die ganze Zeit achtsam zu sein. Die Hauptsache, an die man sich immer erinnern muss, ist, den Geist in den gegenwärtigen Moment zu bringen.

Unser Leben ist schon sehr kompliziert. Wir wissen nicht, wie man einfach ist. Zumindest können wir die Einfachheit nicht akzeptieren, wenn wir es wissen. Wir müssen immer aktiv sein, wir müssen etwas tun. Zum Beispiel sagen die Leute: „Ich bin heute zu müde, ich kann nichts tun.“ Anstatt zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen, gehen sie aber laufen oder joggen oder Rad fahren. Auf der einen Seite sagen sie: „Ich bin zu müde“, aber auf der anderen Seite entscheiden sie sich für ein sehr beschäftigtes Leben, um die Müdigkeit zu überwinden.

Um zu erkennen, dass es uns viel besser geht, müssen wir harte körperliche Arbeit leisten. Wir erlauben uns nicht, geistige Arbeit auf diese Weise betrachten. Wenn Teenager die Schule satt haben, sagen sie, dass sie zu müde sind und ihr Studium nicht machen können. Wenn man sich ansieht, was sie tun, werden sie tanzen, vielleicht die ganze Nacht ohne Unterbrechung, und fühlen sich sehr frisch. Sie ruhen nicht, um frisch zu sein. Um frisch für das Studium zu sein, müssen sie ein sehr beschäftigtes Leben haben.

Wenn wir so denken, und wenn wir sehr entspannt sein und meditieren möchten, dann werden wir feststellen, dass wir nicht meditieren können, indem wir einfach nichts tun. Wir müssen meditieren, indem wir beten, indem wir unseren Geist trainieren, um die richtigen Dinge zu denken. Wir machen dann viele verschiedene mentale Übungen, um die einfachen Dinge zu sehen. Es scheint dann, um einen Sinn für Einfachheit zu entwickeln, muss man einen sehr aktiven Geist haben. Wir können nicht aufhören, uns zu bewegen oder zu denken.

Auf dem spirituellen Pfad zu praktizieren bedeutet nicht, dass du nichts denken solltest, es bedeutet, dass du deinen Gedanken keinen Wert beimessen solltest. Manchmal versuchen wir, ein spiritueller Mensch zu sein, und wir denken, dass dies bedeutet, dass wir uns nicht bewegen sollten, nicht mehr nur ein ganz normaler Mensch sein sollten. Wir denken: „Ich muss anders sein als andere. Ich muss anders sein als ich vorher war.“ Dann machst du so viele dumme Dinge, vielleicht färbst du dir die Haare, um spirituell zu sein, oder du versuchst, dir einen Bart wachsen zu lassen und sehr seltsame Kleider zu tragen mit dem Gedanken, ein Heiliger zu werden! Wenn wir ein Heiligenbild sehen, sehen wir immer jemanden, der weiß trägt und einen langen weißen Bart hat, also beginnen wir, weiß zu tragen und einen langen Bart wachsen zu lassen.

Das hat nichts mit Verstehen oder Meditation zu tun. Selbst wenn wir versuchen, spirituell zu sein, verstehen wir manchmal nicht, was es bedeutet, ein spiritueller Mensch zu sein. Wir erschaffen eine künstliche Vorstellung davon und so geschieht ein permanenter Kampf. Wir meinen, weil wir vor drei Jahren angefangen haben mit dem spirituellen Weg, verdienen wir nun ein Zertifikat. Wir zählen die Jahre und Zahlen und denken: „Ich habe zehn Jahre meditiert, also habe ich ein bestimmtes Niveau erreicht. Ich muss eine bestimmte Identität haben, weil ich so viele Jahre praktiziert habe“. Aber nach diesen zehn Jahren blicken wir nicht auf die Art unserer Lebensqualität, sondern wir schauen nur auf die Jahre oder die Stunden. Das ist Verwirrung in unserem Leben.

Ich denke, wenn wir möchten, dass unser Leben einfach ist, aber einen gewissen Wert und Nutzen hat, dann sollten wir mit unseren Füßen auf dem Boden ankommen. Zunächst müssen wir lernen, ruhig zu sitzen und unseren Geist zu beruhigen, ohne uns so viele Sorgen zu machen. Wir machen uns so viele Sorgen um unser Leben, um unseren Reichtum, unsere Positionen, unsere Jobs und Pflichten; es gibt nichts, worüber wir uns keine Sorgen machen. Wann immer wir ein wenig Freizeit haben, sorgen wir uns um uns selbst, unsere Familien, unsere Kinder. Alles, was wir betrachten, ist besorgniserregend.

Sorgen lösen keines unserer Probleme. Der einzige Weg, wie wir unsere Probleme lösen oder für uns selbst von Nutzen sein können, besteht darin, still zu sein. Wie ein steter Tropfen  keine große Menge auf einmal produziert, aber er ist nicht zu schnell oder zu langsam, nur konstant. Da er konstant ist, egal wie groß der Topf ist, wird dieser eines Tages voll sein. Aber wenn man nur einen Tag lang drei oder vier Eimer unter dem Tropf stehen lässt und dann zehn oder zwanzig Jahre lang nichts tut, wird man sehr wenig erreichen. Dies zeigt die Notwendigkeit von Beständigkeit und Sorgfalt. Aber unser Leben verändert sich ständig und wir finden keine Stabilität. Wenn wir keine Beständigkeit haben, besteht so viel Gefahr. Gefahr für unserem Leben, Gefahr für unsere Stimmung, alles das ist Teil des Leidens, das unser Leben durchzieht. Daher ist es sehr wichtig, die Vier Grundlagen zu verstehen, um wirklich meditieren zu können.

Über negative Emotionen

Wir lernen, dass negative Emotionen unseren Geistesfrieden zerstören und unser Leben vergiften. Unter ihrem Einfluss zu sein bedeutet, dass wir keine Kontrolle über unseren Geist haben. Sie sind wie Gift, das es unmöglich macht, uns anders zu verhalten oder zu denken, auch wenn wir dies wollten. Wir verursachen Schmerz und Leid für uns selbst und andere und schaffen als Folge schlechtes Karma, das irgendwann wieder zu uns zurückkommen wird.

Aber der Buddha hat gelehrt, dass die Essenz unseres Geistes vollkommen rein und perfekt ist. Wir sind von Natur aus keinen schlechten Menschen, im Gegenteil, wir sind perfekt mit allen erdenklichen positiven Qualitäten. Leider ist diese perfekte Natur, Buddhanatur genannt, überdeckt und versteckt hinter einem Schleier von Unwissenheit, Anhaftung, Abneigung, den drei wichtigsten Geistesgiften, zu denen Eifersucht, Gier und Stolz dazu kommen. Im Rad des Lebens sind sie ausgedrückt durch Schlange, die Wut und Ärger symbolisiert, Verlangen, ausgedrückt durch den Hahn, und Unwissenheit als Schwein dargestellt. Sie sind die Wurzeln all unserer Probleme.

Der gesamte Dharmaweg, alle buddhistischen Lehren, haben das Ziel, diese negativen Emotionen oder Kleshas zu überwinden und bei allen Methoden geht es darum, sie zu reinigen und zu überwinden und dabei alle positiven Qualitäten zu fördern.

Zu diesem Thema auch einige Erklärungen von Akong Rinpoche

Keine inneren Kämpfe mehr aufgrund von Unwissenheit

Unwissenheit zu überwinden bedeutet, das Ego oder unsere Selbst-Bezogenheit zu verstehen. Dies ist die fundamentale Unwissenheit, die überzeugt ist, dass es eine solide, getrennte Selbsteinheit gibt, und dass dies alles ist, was uns ausmacht.

Durch diese Art von Unwissenheit wird das „Ich“ sehr solide mit einer starken Identität. Durch diesen starken Glauben an die Solidität unserer selbst, entstehen alle negativen Emotionen oder die sogenannten Geistesgifte, die unser Leben sprichwörtlich vergiften. Anhaftung, Abneigung, Stolz, Eifersucht usw. gedeihen.

Unser Ego kann gefährlich sein, wenn wir nicht sehen können, was passiert, und angemessen handeln können. Denn je stärker das Ego ist, desto mehr kämpfen wir für unsere Wahrnehmungen, Ideen, Wünsche, Bedürfnisse usw. und erschweren uns und anderen das Leben.

Begrenzte Perspektiven loslassen

Der Weg der Selbstsucht ist eine Spirale, die zu Problemen führt, weil Verlangen und Begehren kein Ende haben. Je mehr wir haben, desto mehr wollen wir, und geraten in einen ständigen Kreislauf der Frustration. Aber wir können niemals gewinnen, wenn wir aggressiv mit dem Ego umgehen und es bekämpfen. Wir müssen es nicht als Feind betrachten und uns als Krieger, die dagegen kämpfen.

Es ist klüger, die Natur des Verlangens selbst zu untersuchen und daran zu arbeiten und herauszufinden, was es wirklich befriedigen wird.

Wir projizieren

Die Art und Weise, wie wir uns selbst und anderen gegenüberstehen, hängt von unserem Grad der Ego-Bezogenheit ab. Es ist, als würden wir durch Filter schauen, entsprechend unseren jeweiligen Emotionen: ein roter Filter für Wut, grün für Eifersucht. Natürlich sprechen wir nicht von wörtlichen Farben, sondern von einer Tendenz, die Wahrnehmung durch unsere Emotionen und falschen Konzepte zu verzerren.

Wenn wir ein sehr starkes Ego haben und zu sehr in unseren eigenen Ansichten und Handlungen gefangen sind, können wir, egal was wir versuchen, nicht richtig und angemessen mit anderen in Beziehung treten. Bereichernde Beziehungen und eine bessere Koordination werden einfacher, wenn wir aufrichtig sind und verstehen, wer wir sind und welche Bedürfnisse andere haben. Dies erfordert, dass wir uns auf die Reise machen, unsere wahre Natur und unseren Platz in der Welt herauszufinden. Da unsere wahre Natur nicht Verlangen, Hass und Unwissenheit sind, müssen wir uns der Herausforderung stellen, unser Potenzial an Weisheit, Verständnis und Mitgefühl zu entdecken.

Wie wir anfangen

Einerseits ist die Antwort einfach: Wir müssen Achtsamkeit und Bewusstheit fördern, damit wir uns nicht unangemessen und rücksichtslos verhalten oder andere unbeabsichtigt verletzen. Ohne Achtsamkeit und Bewusstsein könnten wir weiterhin neue Wunden verursachen, während wir versuchen, die alten zu heilen.

Meditation kann uns helfen, den Geist und seine Funktionsweise selbst, aber auch so, wie er sich durch unseren Körper und unsere Sprache ausdrückt, zu verstehen. Bis der egoistische, ichbezogene Geist aufgegeben oder transformiert werden kann, wird es keinen wirklichen Fortschritt geben, aber wenn wir dies erreicht haben, können wir beginnen, uns in die richtige Richtung zu bewegen.

Meditation kann helfen, uns den Raum und die Zeit zu geben, um uns vom Problem zu distanzieren und es so klarer sehen zu können. Im Moment erkennen wir vielleicht nicht einmal seine Existenz, aber irgendwann müssen wir diesen Diktator identifizieren und konfrontieren. Dann können wir sagen: „Schau, du hast meinen Körper und meine Sprache zu lange beherrscht. Sie haben mehr als genug Schaden und Leiden verursacht. Jetzt musst du gezähmt werden!“

Bis jetzt war es ein weitgehend egoistischer, egozentrischer Geist, der unsere Worte und Taten inspiriert hat und der aufgrund unserer Unwilligkeit oder Unfähigkeit, seine Aktivitäten einzudämmen, große Stärke und Kraft besessen hat.

Zeigen deine Fehler – deutlich wie ein Kristall

Der Buddha machte klar, dass wir alle unsere Fehler zeigen sollten, wenn wir ein guter Mensch sein wollen. Andererseits sollten wir all die guten Qualitäten in anderen sehen. Wenn wir alle unsere Fehler sehr deutlich wie Kristall zeigen, haben wir keinen solchen Dialog im Kopf: „Ich sollte das sagen oder ich sollte das nicht tun“, weil wir authentisch geworden sind. Es spielt keine Rolle, was andere Leute denken oder was sie sagen.

Solange wir in der Lage sind, alle unsere Mängel und Fehler zu zeigen und nur die guten und positiven Seiten anderer zu sehen, hat niemand Probleme.