Samye Dzong daheim Nr. 56

Inspirationen für schwierige Zeiten

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Wir begreifen nicht, dass wirkliches Glück nur von innen kommen kann. Unser Fehler liegt darin, dass wir unser Glück außerhalb von uns suchen.
Akong Rinpoche

Alle zusammengesetzten Phänomene sind unbeständig
(Khentin Tai Situ Rinpoche)

Alles, was durch Ursachen und Bedingungen hervorgebracht wird, ist unbeständig, nicht nur in dem Sinne, dass es irgendwann enden muss, sondern auch in dem Sinne, dass es sich von Moment zu Moment verändert. Das Ende der Geburt ist der Tod, das Ende des Guten ist das Schlechte, das Ende des Schlechten ist das Gute, das Ende der Zweisamkeit ist die Trennung, das Ende der Schöpfung ist die Zerstörung und das Ende der Zusammensetzung ist die Zersetzung. Weil es immer so ist, sagt Milarepa:

„Unbeständigkeit, Unbeständigkeit, es gibt nichts, was dauerhaftes Wesen hat!“

Nichts in Samsara hat ein Herz, eine Essenz. Dies wird anschaulich durch den Bananenbaum veranschaulicht – wenn seine erste Schale abgeschält wird, gibt es eine andere Schale, wenn diese Schale abgeschält wird, gibt es eine andere, und so weiter. Schließlich erreicht man die Mitte: der Baum ist hohl – es gab nichts mehr als die Schale. Im Samsara ist nichts mehr als Illusion, und weil das so ist, ist alles vergänglich, und trotzdem sehen wir die Dinge und glauben dann an sie als „ich“ und „mein“. Wie die Illusion für real gehalten werden kann, wird durch Flüsse und Flammen veranschaulicht. Wenn wir von einer Brücke aus auf den Fluss schauen, sehen wir seine Wellen, seine Strömung und seine Bewegung. Wenn wir am nächsten Tag zurückgehen, sehen wir dasselbe; selbst nach einem Jahr sieht er noch genauso aus. Tatsächlich bleibt der Fluss, da er aus fließendem Wasser besteht, nie auch nur eine Sekunde lang still, und das Wasser, das wir gestern betrachteten, ist längst zum Ozean hinuntergeflossen, dennoch schauen wir heute hin und sagen, es sei derselbe Fluss wie gestern. Die Lampenflamme ist in ihrer Mitte dunkel, dann rötlich, dann gelb und dann wieder rot. Sie ist geformt wie eine Pfeilspitze. Noch einmal: Obwohl sie immer mehr oder weniger gleich aussieht, bleibt sie nie auch nur einen Augenblick lang gleich, und doch schauen wir sie an und sagen „die“ Flamme. Ähnlich wie bei diesen leicht verständlichen Beispielen ist alles, was wir sehen, hören und fühlen, nicht von Dauer, nicht einmal für eine Sekunde. Moment für Moment gibt es Vergänglichkeit.

Wie sollten wir uns also der Vergänglichkeit nähern? Unbeständigkeit ist nicht etwas jenseits der Hoffnung – sie ist tatsächlich voller Hoffnung. Der Bodhisattva Shantideva sagt in seinem Text namens Bodhisattvacaryavatara:

„…mit dem Gefäß dieser kostbaren menschlichen Existenz können wir den mächtigen Fluss des samsarischen Leidens überqueren“.

Um einen Fluss zu überqueren, brauchen wir ein Boot, und um den Fluss des Samsara zu überqueren, ist die kostbare menschliche Existenz das einzige „Boot“ von wirklichem Nutzen. Deshalb ist innerhalb der Unbeständigkeit der samsarischen Illusion die unbeständige, aber wertvolle menschliche Existenz sehr wertvoll. Milarepa sagt:

„Im Leben gibt es keine Zeit zu vergeuden, denn das Leben ist voller Zerstörung“.

Milliarden von potenziell zerstörerischen Elementen warten immer auf die Chance, unser Leben zu beeinflussen, und genau aus diesem Grund sagt man, dass das Leben wie eine Wasserblase oder eine Lampe in einem zugigen Fenster ist – zerbrechlich, unvorhersehbar. Vom Augenblick der Geburt an hat der Tod begonnen, und es wird sehr schwierig sein, nach dem Tod ein weiteres Leben wie dieses zu gewinnen. Das kostbare menschliche Leben entsteht als Ergebnis früherer Ursachen und Bedingungen, die äußerst tugendhaft waren. Aus diesem Grund kann dieses Leben einen vom Leiden zu großem Glück führen. Es ist sehr wertvoll, aber unbeständig; es kann leicht zerstört werden. Deshalb sollten wir es nicht verschwenden, sondern die Möglichkeiten und den Reichtum, den es bietet, voll ausschöpfen. Nicht nur das Leben, sondern alle Dinge sind unbeständig.
Quelle: Samye Ling

Link: EMPTINESS INTERDEPENDENCE IMPERMANENCE by Ringu Tulku Rinpoche   https://www.youtube.com/watch?v=_Ahcm8HjHa8

Gedanken zu Samsara

Samsara ist kein anderer Ort, an den wir uns begeben oder ein Ort, den wir verlassen können, sondern der Zustand unseres Geistes. Samsara ist die Angst, dass wir erleben müssen, was uns Schwierigkeiten und Angst macht, es ist all unser Anhaften, all unsere Abneigung. Die fünf störenden Gefühle [Kleshas] machen Samsara aus:
Anhaftung, Gier, Suchtverhalten;
Abneigung, Wut, Hass und Groll;
Unwissenheit, Dumpfheit, Depression;
Eifersucht, Neid, Konkurrenz;
Stolz, Überheblichkeit, Einsamkeit.

Man könnte also sagen, dass Samsara die Zusammenfassung aller unbefriedigenden Zustände ist, in denen wir Menschen leben. Sie sind abhängig von unseren sich ständig verändernden Bedürfnissen, Stimmungen, Gefühlen, Erlebnissen, die wir nicht unter Kontrolle haben, und die uns hin und her wirbeln im unaufhörlichen Auf und Ab des Lebens. Wenn wir uns aber nicht mit dieser Realität befassen, bleiben wir in Samsara gefangen! Meditation mit einem friedlichen Geist allein ändert an unserer Situation nichts, wohl aber das genaue Hinsehen und die Reflexion, denn diese können als Basis für eine Veränderung dienen. Statt die Kleshas zu unterdrücken, sollten wir sie genau untersuchen, und versuchen, ihre Auswirkungen auf uns und andere zu erkennen. Nur wenn wir die störenden Gefühle kennen, können wir zu den geeigneten Gegenmitteln greifen. Und so gesehen sind die Kleshas in ihrer Essenz auch Weisheit. Durch die Erkenntnis der Geistesgifte und der Arbeit damit, können wir das Leid an der Wurzel abtrennen.
„Nur ein Buddha kann zählen, wie häufig wir im anfangslosen Samsara wiedergeboren wurden, und nur ein Buddha kann sagen, wann Samsara seinen Anfang nahm. […] Während all dieser unzähligen Leben hat alles, was du unternommen hast, dein Leiden nur weiterhin fortgesetzt, ohne dich der Befreiung und wahrem, dauerhaftem Glück einen Zentimeter näherzubringen. Warum? Weil alle deine Taten bisher schädlich, egoistisch, bestenfalls nutzlos waren.

Lebewesen sind ständig beschäftigt. Wir Menschen sind ständig damit beschäftigt, miteinander zu wetteifern, Dinge zu verkaufen, zu kaufen, zu machen, aufzubauen, zu zerstören. Vögel sind andauernd beschäftigt damit, Nester zu bauen, Eier auszubrüten, Küken zu füttern. Bienen sind immer damit beschäftigt, Nektar zu sammeln, Honig zu machen. Andere Tiere sind immerzu damit beschäftigt, zu fressen, zu jagen, nach Gefahren Ausschau zu halten, ihre Jungen aufzuziehen. Je mehr du machst, umso mehr hast du zu tun, und umso mehr vervielfachen sich deine Probleme und Leiden – aber das letztendliche Ergebnis deiner harten Arbeit und deiner Mühen wird nicht länger Bestand haben als eine Zeichnung, die man mit dem Finger auf Wasser malt. Wenn du das Scheitern und die Nutzlosigkeit von so vielen bedeutungslosen Handlungen erkennst, wird klar, dass das einzig lohnenswerte Unterfangen die Dharmapraxis ist.“
Aus: Dilgo Khyentse – The Heart Treasure of the Enlightened Ones

Gedanken zur Zähmung des wilden Geistes
von Akong Rinpoche

Der Geist ist die Wurzel all unserer Erfahrungen mit uns selbst und mit anderen Menschen. Nehmen wir die Welt nur undeutlich wahr, werden daraus Verwirrung und Leiden erwachsen. Wir gleichen einer Person mit einem Sehfehler, die die ganze Welt verkehrt herum sieht, oder einem ängstlichen Menschen, der sich vor allem fürchtet. Wir mögen uns unserer Unwissenheit und unserer falschen Wahrnehmung gar nicht bewusst sein, doch lässt sich unser gegenwärtiger Geist mit einem wilden Tiger vergleichen, der durch unser tägliches Leben tobt. Getrieben von Verlangen, Hass und Verwirrung, jagt dieser ungezähmte Geist blindlings allem nach, was er begehrt, und schlägt auf alles ein, was ihm im Weg steht; dabei hat er wenig oder gar kein Verständnis dafür, wie die Dinge wirklich sind.  Diese Wildheit, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, ist nicht nur die der Wut und Raserei; sie ist sehr viel grundlegender. Die Neigung, uns von Unwissenheit, Hass und Verblendung antreiben zu lassen, ist es, die uns gefangen hält, und der Vorherrschaft von Verwirrung und negativen Gefühlen den Weg bahnt. So wird unser Geist wild und unkontrollierbar, und unsere Freiheit wird nachhaltig zerstört. Normalerweise sind wir so blind, dass uns nicht einmal bewußt ist, wie wild unser Geist tatsächlich ist. Misslingt uns etwas, geben wir lieber anderen Personen und Umständen die Schuld, statt in uns selbst nach den Ursachen des Leidens zu suchen. Wenn wir aber jemals wahren Frieden und wahres Glück finden wollen, müssen wir uns dieser inneren Wildheit stellen und mit ihr arbeiten. Nur so können wir mit der Zeit unsere Energie positiver und ausgeglichener einsetzen und hören auf, uns und anderen Schaden zuzufügen. Wollen wir den Tiger zähmen, müssen wir ihn zunächst einmal aufspüren. Beides ist nicht einfach; doch müssen wir uns den Schwierigkeiten und Gefahren einfach stellen. Bei der Schulung unseres Geistes brauchen wir Festigkeit; auch wenn sie zunächst schwierig oder sogar schmerzhaft ist, müssen wir es einfach versuchen und dabeibleiben. Wir Menschen wollen viel und hängen an vielen Dingen im Leben. Das kann für uns und andere viel Leid bringen. Wird ein Wunsch nicht erfüllt, sind wir unglücklich. Und selbst wenn wir bekommen, was wir wollen, ist unser Glück nicht von Dauer; unweigerlich entsteht ein neuer Wunsch und tritt an die Stelle des alten. Immer wieder befriedigen wir nur unser Verlangen; es ist endlos, grenzenlos und so weit wie der Himmel. Von Verlangen getrieben, häufen wir materielle Besitztümer an, haben ein ganzes Sortiment verschiedener Kleidungsstücke, kaufen besondere Nahrungsmittel und sammeln Häuser, Autos, Radios und Fernseher an. Weniger offensichtlich vielleicht sind unsere Wünsche nach Schönheit und Gesundheit. Manchmal werden wir sogar krank, um Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Freundlichkeit zu erhalten. Sind wir dann schließlich krank, möchten wir wieder gesund sein.  Trotz all unserer Bemühungen, Anstrengungen und Ausgaben gelingt es uns nie, unsere Wünsche zu erfüllen. Der Fehler liegt darin, dass wir unser Glück außerhalb von uns suchen; wir begreifen nicht, dass wirkliches Glück nur von innen kommen kann. Wir müssen also die Art und Weise, wie wir die Welt betrachten, verändern. Es geht darum, unser Verlangen zu akzeptieren, ohne uns davon antreiben zu lassen. Erst dann sind wir zufrieden mit dem, was wir haben, statt unaufhörlich mehr zu wollen. Wie der Geist keine Form und kein Ende hat, hat auch Verlangen keine Form und kein Ende — es ist ohne Gestalt, es setzt sich einfach immer fort. Deshalb hört die endlose Suche nach Befriedigung erst dann auf, wenn wir unseren Geist zähmen und unser Verständnis entwickeln. Gelingt uns das, sind wir vielleicht ein wenig reifer, ein bisschen erwachsener geworden.Wir können erst dann reifen, wenn wir akzeptieren, wer wir sind. Es hilft nichts, wenn wir versuchen, die Schuld für unsere Wildheit der Gesellschaft, unserer Familie oder unseren Feinden zuzuweisen. Wir müssen mit uns zurechtkommen, so wie wir wirklich sind, und unser Denken akzeptieren, sei es nun gut oder schlecht. Alle aufkommenden Gedanken lassen wir durch uns hindurchfließen. Wir agieren sie nicht impulsiv aus, wir versuchen nicht, sie zu unterdrücken oder einzusperren. Versuchen wir nämlich die schlechten Gedanken auszusondern und sie in einem Müllbeutel zu verstecken, statt sie anzunehmen, wird der Beutel irgendwann einmal so voll, dass er platzt. Das kann zu psychischen Störungen führen und ähnlich einem ungezähmten Tiger können wir viel Schaden anrichten und anderen großen Schmerz zufügen. Daher sollten wir lieber mit dem Negativen in uns arbeiten und es umwandeln. Dann findet die Kraft des Tigers in einem guten Sinn Anwendung. Wir sind auf dem richtigen weg, wenn wir den Tiger mit Würde und Akzeptanz zähmen.

Lama Yeshe Rinpoche zu Meditation

Meditation ist so kostbar. Wenn wir jung und körperlich fit sind, können wir, selbst wenn wir geistige Schwierigkeiten haben, geschäftig bleiben und Dinge unternehmen, die uns ablenken. Wenn wir älter werden, können wir das nicht mehr tun, so dass uns nur der Geist bleibt, um damit umzugehen. Darum ist es besser, uns jetzt darauf vorzubereiten. Wenn wir älter werden, werden wir vielleicht deprimiert. Wir können uns nicht mehr bewegen, wir müssen uns dann mit unserem Geist auseinandersetzen.

Ihr seid sehr klug, denn ihr habt alles, Beruf, Familie, Zuhause, Eltern, Kinder, aber ihr seid trotzdem bereit, heute zu mir zu kommen und Schmerzen in Kauf zu nehmen. Ihr werdet verstehen, dass alles andere euch nicht glücklich macht, also muss es der Geist sein, mit dem wir uns befassen müssen. Der Buddhismus sagt, der Geist ist alles. Der Geist sagt mir, dass ich glücklich bin, der Geist sagt mir, dass ich nicht glücklich bin, mein Geist sagt, dass ich das will, mein Geist sagt, dass ich das nicht brauche. Beschäftigen wir uns also mit diesem Geist, anstatt den Halluzinationen des Geistes nachzujagen. Alles, was wir verfolgen, ist eine Halluzination. Wie können wir Zufriedenheit finden, wenn wir einer Halluzination nachjagen? Wenn wir uns wirklich befreien wollen, kann uns keine andere Lehre Selbstbefreiung bringen.

Wir müssen uns daran erinnern, Selbstachtung zu lernen. Wir sollten unser eigenes Wohlergehen schätzen. Wertschätzung ist sehr wichtig. Andernfalls können wir alles haben, aber wir realisieren es nicht, und jagen stattdessen den wenigen Dingen nach, die wir nicht haben. Dabei fügen wir uns selbst oft viel Leid zu. Entwickeln wir lieber Freude. Wenn wir Angst haben, werden wir niemals meditieren können. Man muss freudvoll sein und darüber nachdenken, wie gut es ist, meditieren zu können.

Mein Meditationsweg ist am Anfang vielleicht nicht so einfach, aber das Ergebnis kann innerer Frieden, Zufriedenheit und ein Glück sein, das wir niemals verlieren werden. Niemand kann es uns jemals wegnehmen. Bei eurer bisherigen Lebensweise kann man alles verlieren. Ihr habt also die Wahl.

Oft hören wir: „Denke selbstständig, Du musst planen“. Und nun sage euch, ihr sollt nicht denken, nicht planen. Ihr fragt dann, wie kann ich nicht denken, wie kann ich Dinge ohne Planung tun? Aber ich sage nicht, dass ihr nie denken sollt, sondern eben nur nicht während der Meditation. Versteht das nicht falsch. Außerhalb der Meditation können wir so viel denken, wie wir möchten, aber während der Meditation sollten wir nicht denken. Wenn ich sage, nicht zu planen, meine ich nicht, dass ihr niemals planen dürft, ich meine damit, es nicht während der Meditation zu tun. Wir sind nicht hierher gekommen, um zu denken und zu planen, wir sind hierher gekommen, um zu meditieren. Ihr könntet denken: ‚Lama Yeshe ist verrückt, uns zu lehren, dass wir nicht denken oder planen sollen.“ Aber ich bin ein Meditierender, ich kenne den Geist sehr gut. Ich weiß, wie euer Verstand funktioniert. Wenn ich sage, tut nichts, verliert ihr euch. Manche Menschen haben Angst vor der Meditation. Einige meinen, sie sollten nachdenken. Also gebe ich euch etwas Positives zum Nachdenken. Wenn wir nicht aufhören können zu denken, dann denken wir lieber an etwas Nützliches, etwas Sinnvolles.
Ist das nicht besser, wenn wir hier sitzen und anstatt  über etwas Nutzloses, stattdessen über die grüne oder weiße Tara nachzudenken? Wenn euer Verstand der Meinung ist, dass es eine große Herausforderung braucht, gebt ihm etwas anderes als alles, woran ihr jemals zuvor gedacht habt.

Im Buddhismus hat alles eine Bedeutung. Bevor wir beginnen, machen wir ein inspirierendes Gebet namens Dorje Chang Tungma. Wir beten, dass wir eines Tages nichtmehr durch unsere Gefühle und Ängste gestört werden, und dass wir erkennen, dass es nichts zu tun gibt. Wir bitten um einen Segen, damit unser Geist nicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Dabei wenden wir uns an all die großen Meister, durch die die Methoden und Lehren weitergegeben wurden, die nun für uns in authentischer Form verfügbar sind.

Der Buddha in uns  –  Meditation

(aus „Den Tiger zähmen“ von Akong Rinpoche)

In dieser Übung ist »Buddha« Symbol für den erwachten Geisteszustand, für völlige Bewusstheit und vollkommene Weisheit, verbunden mit umfassendem Mitgefühl. Wer irgendwelche Widerstände oder Probleme damit hat, sich den Buddha vorzustellen, kann auch eine Kugel aus reinem, goldenem Licht als Symbol für diese Eigenschaften visualisieren, d.h. für Erwachtheit, Mitgefühl und vollständige Reinheit des Geistes.  

Die Übung  
1. Die Grundlage 

Vergewissert euch, dass eure Haltung aufrecht ist, und stellt euch dann eine aufgerichtete gelbe Lotosblüte im Zentrum eures Körpers vor. Visualisiert eine Röhre, die an eurem Scheitel beginnt (da, wo die Haare einen Wirbel bilden). Der obere Teil der Röhre ist wie ein großer Trichter geformt; er ist weit geöffnet. Die Röhre senkt sich in euren Körper hinein und endet im Herzen der Lotosblüte. Sie hat keine bestimmte Farbe. 

2. Die Einladung 
Stellt euch direkt über der Öffnung des Trichters einen wunderschönen goldenen Buddha aus Licht vor oder eine Kugel aus goldenem Licht in beliebiger Größe. Fühlt und seht, wie euer Körper immer mehr seine Festigkeit verliert, wie er immer offener und durchlässiger wird.

3. Das Herabsinken
Bringt die wunderschöne, durchsichtige Buddha-Gestalt oder die Kugel durch den Trichter hinunter zum Zentrum eures Körpers ins Herz der Lotosblüte. Stellt euch weder die goldene Lichtgestalt noch euren Körper fest und undurchlässig vor. 

4. Entspannung 
Führt die Entspannungs-Meditation durch. Lasst euren Geist ausruhen. Lasst Gedanken, Gefühle und Vorstellungen in einem leichten Fluss kommen und gehen. Denkt darüber nach, dass die Essenz von Erwachtheit und Mitgefühl jetzt in euch und in allem um euch herum ist. Es gibt keine undurchlässigen, festen Körperteile oder Organe, keine Schmerzen und keine Spannungen mehr. Alles darf sich gelassen in einen friedvollen Geisteszustand hinein auflösen.

Akong Rinpoche empfiehlt in seinem Buch, die Meditation 45 Minuten lang und die Entspannung im Anschluss eine Stunde lang auszuführen, sofern man dem stufenweisen Aufbau der Übungen im Buch folgt. Wer weniger Zeit hat, kann sie auch kürzer machen.

FRAGE: Wo soll man sich das Zentrum des Körpers genau vorstellen? 
RINPOCHE : Im allgemeinen ist damit die Herzregion gemeint, aber das ist nicht die einzige Möglichkeit. Es hängt davon ab, wo eurem Empfinden nach euer Körperzentrum liegt. 
FRAGE: Wenn ich die Form des Buddha in meinem Geist nicht wirklich sehen kann, reicht dann das Gefühl, dass er da ist?
RINPOCHE : Ja, unser Ziel ist es, einen Ort für das grundlegend Gute unseres Geistes zu finden — die genaue Form ist zweitrangig.

Wer möchte sich anschließen?

Neue Gewohnheiten zu etablieren kann herausfordernd sein. Gemeinsam geht es oft leichter. So hat sich ganz spontan eine kleine Gruppe gefunden und diese Woche begonnen, morgens gemeinsam um 6 Uhr zu meditieren. Dabei meditieren wir individuell (d.h. ohne Zoom-Verbindung) und doch zusammen. Zu wissen, dass wir zur gleichen Zeit mit der selben positiven Intention zum Wohle aller Lebewesen praktizieren, stärkt nicht nur unser Durchhaltevermögen sondern auch unsere Gemeinschaft. Alle, die sich von dieser Idee angesprochen fühlen, möchten wir herzlich einladen, sich anzuschließen. Dabei seid ihr frei, eure Morgenpraxis für euch passend zu gestalten – Meditation, Kontemplation, Mantras… alles ist möglich. 

Zum Abschluss noch eine wichtige Anmerkung: Solltet ihr euch der Gruppe anschließen und morgens mal nicht aus dem Bett kommen oder am Wochenende pausieren wollen, erkennt dies als Gelegenheit, für euch selbst Mitgefühl zu empfinden. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern den eigenen Möglichkeiten entsprechend zum Wohle aller beizutragen sowie sich selbst Gutes zu tun.