Samye Dzong daheim Nr. 22

Inspirationen für schwierige Zeiten

Willkommen zur 22. Ausgabe des Rundbriefs

Die Essenz des Buddhismus besteht darin, einen Zustand dauerhaften Glücks zu erlangen und zum Wohle anderer zu arbeiten. Auf diesem Weg sind Weisheit und Mitgefühl untrennbar miteinander verbunden. Durch einen Prozess des genauen Erforschens unserer Realität und der Reflektion kommen wir dem Verständnis der Wahrheit allmählich näher.
(17. Karmapa Ogyen Trinley Dorje)

Umweltschutz und Mitgefühl

Die natürliche Umwelt, in der wir leben, benötigt unsere Aufmerksamkeit in besonderer Weise. Suchen wir nach Aktionsfeldern für unser soziales Handeln, ist der Umweltschutz der direkteste Weg.

Es entstand aus der emotionalen Energie der Gier eine für unseren Planeten so verheerende globale Konsumkultur, die sich immer mehr in unsere Herzen schleicht. Menschliche Geisteshaltungen und Gefühle sind Ursachen für eine umfassende Zerstörung unserer natürlichen Umwelt. Deshalb schützen wir am effektivsten die Umwelt, indem wir unsere Einstellungen und Gefühle verändern und Sorge für alle Lebewesen in der Welt entwickeln.

Die Welt, in der ich aufwuchs, war vollkommen von modernen Annehmlichkeiten abgeschnitten – keine Elektrizität, keine Autos, noch nicht einmal Fahrräder. Es war einer jener Orte, wo das Auftauchen von Süßigkeiten bereits große Aufregung verursachte. Wenn man als Kind drei Mal im Jahr eine Süßigkeit erhaschen konnte, war es ein gutes Jahr. Abgesehen von den wenigen Verpackungen dieser Süßigkeiten sahen wir niemals etwas aus Plastik. So mussten wir uns keine Gedanken über die Müllentsorgung machen. Es gab praktisch nichts, das nicht kompostierbar gewesen wäre.

Ich trage seitdem das Bewusstsein von Respekt gegenüber der Natur in mir. Es stärkt in mir das Gefühl der Fürsorge und der Verbundenheit mit der Natur. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, begann eine Wasserquelle in unserem Tal auszutrocknen. Das war für die Nomaden, die in dieser trockenen Region große Herden zu den Wasserplätzen treiben, ein ernstes Problem mit großen Auswirkungen auf ihr Leben.
Die Menschen waren überzeugt, dass das Pflanzen von Bäumen der Bewahrung von Wasserquellen dient. Die Wissenschaft sagt heute das Gleiche. Sie hat ihr Wissen den alten Weisheiten entnommen. Ich pflanzte nahe dieser versiegenden Quelle einen Baum. Klein, wie ich war, übernahm mein Vater das meiste der Arbeit, doch ich erinnere mich daran, Gebete für all jene Lebewesen gesprochen zu haben, die vom Wasser abhängen. Unter den Höhenbedingungen dieser Region mit ihrem rauen Klima, ist es für Bäume schwer zu überleben, doch dieser Baum überlebte, und mit ihm auch unsere Quelle. Ich glaube, in jener Zeit wurde mein Wunsch geboren, für die Natur Sorge zu tragen.
(S. H. XVII Karmapa Ogyen Trinley Dorje, Das Edle Herz – Die Welt von innen verändern)

link zum Thema:
Caring for Our Global Environment (deutscher Untertitel) – H. H. Dalai Lama
https://www.youtube.com/watch?time_continue=167&v=vRwlygihP7I&feature=emb_logo

Einige Gedanken aus den Belehrungen mit Drupon Rinpoche am 1./2. August 2020.
Thema des Wochenendes waren die „Vier Dharmas von Gampopa“

„Es ist wichtig, dass der Dharma zum Dharma wird,
dass Dharma als Pfad zur Erleuchtung erfolgreich ist,
dass die Täuschung über den Weg beseitigt wird,
und dass Verwirrung in Weisheit umgewandelt wird.“

Wenn wir uns mit dem Dharma beschäftigen, liegt eines unserer Probleme darin, dass wir an den einzelnen Worten hängen und die Bedeutung dahinter nicht begreifen – dieser Gedanke stammt von Drupon Khen Rinpoche. Der Begriff Dharma kann verstanden werden als „Veränderung zum Besseren“. Ganz häufig ist uns das nicht klar. Aber worum es eigentlich geht, ist, dass wir eine Veränderung herbeiführen, unser Verhalten und unsere geistige Haltung korrigieren. Der Dharma ist die Methode, mit der diese Veränderung gelingt. Wenn Gampopa in seinem ersten Dharma formuliert „es ist unerlässlich, dass aus Dharma Dharma wird“, dann ist damit die erfolgreiche Veränderung gemeint. Dazu reicht es aber nicht, Worte auswendig zu lernen, wir müssen auch ihre Bedeutung verstehen, durchdringen und reflektieren. Erst wenn wir von uns sagen können, dass wir unser Verhalten und unsere Geisteshaltung reflektiert und die Dringlichkeit der Veränderung erkannt haben, haben wir ein Verständnis der Worte erreicht. Erst dann können wir unsere negativen Verhaltensweisen als einen Ausgangspunkt für die Veränderung zum Guten nutzen – genau dann wird Dharma zu Dharma, sagt Drupon Rinpoche.

In der Reflexion ist es notwendig, sich darüber Gedanken zu machen, was uns selbst Leid verursacht; genau das wird auch Leiden für andere bedeuten. Wenn wir das erkennen, können wir an der Veränderung arbeiten. Wie wir mit Körper, Rede und Geist handeln, soll auch Gegenstand der Reflexion sein. Möglicherweise haben diese Handlungen nicht sofort eine negative Auswirkung für uns, vielleicht liegen die Wirkungen irgendwann in der Zukunft. Mithilfe des Dharmas können wir uns aber selbst erkennen, und eine Veränderung herbeiführen.

Gampopas erstes Dharma beinhaltet aber auch die Möglichkeit, dass Dharma eben nicht zu Dharma wird. Drupon Rinpoche erklärt dies so: Wir können fleißig studieren und möglicherweise sogar einen Retreat machen und uns trotzdem nicht verändern, weil wir durch unser Studium und den Retreat unter Umständen stolz und hochmütig werden. Auch wenn wir stolz sind, dass wir einer bestimmten Gruppe, z.B. einer bestimmten Linie, angehören, wird Dharma nicht zu Dharma, da wir damit nur wieder unsere Anhaftung fördern. Wenn wir den Dharma auf diese Weise anwenden, und dadurch unseren Stolz und unsere Anhaftung pflegen, dann kann diese falsche Dharmapraxis überaus schädlich sein, da durch sie Eifersucht und Streit entstehen. Sich außerdem darauf zu verlassen, dass Spenden und Opfergaben ausreichen werden, um etwas zu erreichen, ist eine weiteres Beispiel dafür, dass Dharma nicht zu Dharma wird. Spenden und Opfergaben allein ohne die richtige Motivation können keine Veränderung herbeiführen. Wer mit der richtigen Motivation eine Spende macht oder Opfergaben darbringt, verringert dadurch seine Anhaftung an weltliche Reichtümer und führt seine eigene Veränderung herbei.

Eines unserer größten Hindernisse ist, dass wir stets auf die äußeren Begebenheiten achten, es uns aber schwerfällt, den Blick nach innen zu wenden und unsere Denkweise und unseren Geist zu betrachten. Möglicherweise haben wir Belehrungen zu Karma, dem Gesetz von Ursache und Wirkung gehört – inwiefern haben wir uns aber danach verändert? Wenn wir nur an den äußeren Begebenheiten, den einzelnen Worten einer Belehrung hängen und nicht deren Bedeutung verinnerlichen, wenn unsere ganze Energie in unser Alltagsleben fließt und wir nur noch wenig Anstrengung für die Dharmapraxis aufbringen können, dann sehen wir uns vor einer Reihe von Hindernissen in unserer Praxis.
Wäre unser jetziges Leben ein Tag und alle zukünftigen Leben unser gesamtes Leben, wäre es dann nicht eigenartig, wenn wir unsere gesamte Anstrengung nur in einen einzigen Tag stecken würden?
Beitrag von Sonja Molitor

Ein paar praktische Hinweise zur Teilnahme an Online-Belehrungen

In Anbetracht der immer häufiger angebotenen Online-Belehrungen, den Vorträgen und Veranstaltungen möchte ich ein paar Hinweise zum angemessenen Verhalten weitergeben.
Grundsätzlich sollten wir uns so verhalten, wie wenn wir im Shrineraum sitzen, und gemeinsam mit anderen meditieren oder Vorträgen zuhören. Wir machen deutlich, dass wir nicht achtlos, sorglos oder geringschätzig mit dem Dharma umgehen. Dies bedeutet, dass wir weder nebenher trinken (auch kein Wasser) noch essen, noch uns gemütlich im Sessel hinlümmeln oder zwischendrin aufstehen. Wir drücken damit den Respekt gegenüber den Dharmalehren und Methoden aus, der ihnen gebührt.

In bezug auf die Dharmalehrer und Lehren hat Drupon Rinpoche zurecht erklärt, dass wir uns im Alltag, an Schule, Uni, oder im Beruf gegenüber Lehrern und dem, was sie lehren, ja auch respektvoll verhalten und signalisieren, dass wir ihre Bemühungen wertschätzen. Wir können dort auch nicht einfach Veranstaltungen fernbleiben und entschuldigen uns, wenn wir aus triftigen Gründen verhindert sind.
Indem wir durch Körperhaltung, Rede, Geisteshaltung ausdrücken, wie wertvoll und kostbar die Dharmalehren sind, tragen wir auch dazu bei, dass andere Menschen einen positiven Eindruck erhalten und sich vielleicht inspiriert fühlen, mehr darüber zu erfahren.

KARMAPA
MUD & GOLD (a Heart Advice given at Bodhicharya Berlin) 10 min
https://www.youtube.com/watch?v=FivViP4aXWw

Dalai Lama THIS IS HOW YOU CALM YOUR MIND!
Top 10 Rules 30 min talk
https://www.youtube.com/watch?v=wSktiBReOSA

Meditation über Liebe

Alle Wesen streben danach, glücklich zu sein. Keines möchte unglücklich sein und leiden. Was sie nicht verstehen, ist, dass die Ursache des Glücks in heilsamem Verhalten liegt, und so überlassen sie sich den zehn negativen Verhaltensweisen. Was sie sich zutiefst wünschen, das durchkreuzen sie mit ihrem Verhalten. Auf ihrer Suche nach Glück schaffen sie sich nichts als Leid.

Meditiert immer wieder darüber, wie schön es wäre, wenn jedes Wesen alles Glück und Wohlergehen erlangen könnte, das es sich wünscht. Meditiert so lang darüber, bis ihr das Glück der Anderen ebenso sehnlich herbeiwünscht wie euer eigenes!

Die Sutras sprechen von „liebevollen Taten des Körpers, der Rede, des Geistes“. Dass heißt, alles, was ihr sagt und tut, sollte ehrlich und liebevoll sein. Auch wenn ihr einfach jemanden anschaut, tut es mit einem freundlichen Lächeln und nicht mit aggressiver oder unfreundlicher Miene. Ganz besonderes wird alles, was ihr mit Körper, Rede und Geist euren eigenen Eltern oder Kranken an Hilfe geben könnt, zu einer Quelle unvorstellbar großen Segens. Jowo Atisha sagt hierüber:
„Gut zu denen zu sein, die von weither kommen, zu denen, die seit langem krank sind, zu unseren alten Eltern, ist gleichwertig damit, über Leerheit zu meditieren, deren Essenz Mitgefühl ist“. (Patrul Rinpoche – Die Worte meines vollendeten Lehrers, Seiten 263-266).
link zum Thema https://www.youtube.com/watch?v=MhtsrFeX5CA

Buddhismus in Zahlen
Die 10 negativen Verhaltensweisen:
drei in bezug auf den Körper (töten, stehlen, sexuelles Fehlverhalten),
vier in bezug auf die Rede (Lügen, unnützes Geschwätz, Verleumdung, verletzende Worte)
drei in bezug auf den Geist (Boshaftigkeit, Neid und falsche Sichtweisen).

Ankündigungen
Ab 16. September werde ich wieder in Kirchheim sein, wie die letzten Jahre Retreat machen, aber auch die Meditationsgruppen weiterführen und, soweit wie möglich, verschiedene Veranstaltungen anbieten.

Geplant ist am 3./4.Okt.20: Studienkurs 2. Jahr Block 1
Im zweiten Jahr des 3-jährigen Studienkurses beschäftigen wir uns mit dem Mahayana-Buddhismus. Es geht darum, einen Überblick zu erhalten über dieses große Fahrzeug, die Sichtweise, die Ziele und Methoden.
Neue Teilnehmer können einsteigen, verpflichten sich jedoch, an jedem der 4 Wochenenden teilzunehmen. (außer wirklich schwierige Umstände machen eine Teilnahme unmöglich)

Anfängermeditation
Ab September finden wieder regelmäßig 4-wöchige Anfängerkurse im Zentrum statt. Beginn jeweils am 1. Mittwoch im Monat.

  1. Termin: Mittwoch 2.9.2020
    Anmeldung über die Email-Adressen am Ende des Rundmails.

Durch alles Positive, erzeugt durch unsere Praxis,
mögen alle negativen Geisteshaltungen überwunden werden
und mögen alle Wesen befreit werden vom Ozean des Samsara, dem Kreislauf der Existenzen,
aufgewühlt durch die Wellen von Alter, Krankeit, Geburt und Tod.

Bitte schickt Kommentare, Anregungen, Fragen etc. an folgende E-Mail Adressen Tanka_schnabel@hotmail.com oder an silvia.schwarzfeld@arcor.de.