Inspirationen für schwierige Zeiten
Willkommen zur siebzehnten Ausgabe des Rundbriefs

Zuerst ein paar mehr Informationen zu der Ngondro-Gruppe am Donnerstag und um was es dabei geht.
Dharmapraxis sollte etwas sein, das wir nicht nur praktizieren, wenn wir Probleme haben oder etwas frei Zeit, nichts „Extra“, das man tut, wenn alles andere erledigt und abgehakt ist, auch keine Unterhaltung, wenn wir Abwechslung oder Ablenkung brauchen. Ablenkung haben wir viel zuviel. Die buddhistischen Lehrer sagen uns, dass alle unsere Probleme durch unsere Verwirrung, durch eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit, von falschen Konzepten, Annahmen und Sichtweisen kommen. Durch die Ngondro-Praxis, oder die „grundlegenden Übungen, die den Geist zur Meditationspraxis lenken sollen“, fangen wir an zu lernen, die Dinge so zu betrachten, wie sie wirklich sind.
Ngondro teilt sich in zwei Teile auf: die allgemeinen vorbereitenden Übungen und die besonderen vorbereitenden Übungen. Jeder dieser Teile beinhaltet vier Praktiken.
Bei den allgemeinen vorbereitenden Übungen kontemplieren wir 4 Themen:
Die Kostbarkeit des menschlichen Lebens, Vergänglichkeit, Karma – das Gesetz von Ursache und Wirkung – und die Unzulänglichkeiten des samsarischen Lebens.
Bei der ersten Reflektion über das kostbare Menschenleben versuchen wir, uns tief bewußt zu werden, wie kostbar es ist, dieses menschliche Leben zu besitzen.
Das Leben als Mensch kann mit einem Gefäß aus reinem Gold verglichen werden oder einem wunscherfüllenden Juwel, es sollte uns überglücklich machen, am Leben zu sein.
Wir denken darüber nach, wieviel Glück wir haben, nicht als Tier geboren zu sein. Wir können in Freiheit leben, in einer friedvollen Gesellschaft und unsere Meinung äußern. Wieviele Menschen leben in ständiger Angst vor Gewalt und Hunger, oder sie verharren in schrecklichen Lebensumständen. Ihr Leben ist vielleicht ständig bedroht von Katastrophen, und es geht für sie um das reine Überleben.
Wir aber leben in einer Gesellschaft, in der moralische Prinzipien, Gewaltfreiheit, etc. wichtig sind. Wir versuchen Mitgefühl, Herzensgüte, Fürsorge füreinander aufzubringen, und dies sind Werte, die Menschen nicht unbekannt sind.
Dann machen wir uns aber auch bewußt, dass all dies nicht selbstverständlich ist. Wie zerbrechlich ist das Leben, und wie schnell kann es vorbei sein. Zu glauben, dass wir sterben werden, dass dieser Körper nur eine zeitlich begrenzte Wohnstätte ist, fällt uns sehr schwer. Aber es ist nicht schwer zu erfahren, wie schnell sich das ändern kann, und das Leben ist vorbei. Es gibt keine Gewähr, dass wir morgen, nächsten Monat, nächstes Jahr noch leben. Ständig lesen und hören wir von Menschen, die plötzlich sterben, einen Unfall haben, Herzversagen oder vieles mehr. Vor einem Arztbesuch fühlen wir uns vielleicht noch recht wohl, und dann verlassen wir die Praxis mit einer Diagnose, die bedeutet, dass unser Leben bald enden könnte.
Uns mit der Endlichkeit des Lebens zu beschäftigen, soll uns nicht deprimiert machen, sondern im Gegenteil, wir können lernen, es wertzuschätzen. Es soll uns helfen, so zu leben, dass wir am Ende voller Zufriedenheit und entspannt auf dieses Leben zurückblicken können und das Gefühl haben, das Beste daraus gemacht zu haben.
Das Beste heißt, dass wir das Potential in uns nicht vergeudet, sondern entwickelt und zum Leuchten gebracht haben. Dieses Potential an Herzensgüte, Liebe, Reinheit, von dem wir im Buddhismus lernen, dass es grenzenlos ist und jedem Lebewesen innewohnt. Wir haben nur leider keine Ahnung davon. Wir lernen, dass wir dieses Potential verschwenden, wenn wir nur egoistisch unsere eigenen Bedürfnisse erfüllen. Wenn wir aber dazu beigetragen, dass die Leiden anderer gelindert werden, dass mehr Harmonie und Frieden auf der Welt entstehen, machen wir unser Leben zu einem erfüllten und wertvollen Leben.

AN EINER SELBSTLOSEN MOTIVATION ARBEITEN
Wenn wir Dharma-Belehrungen mit der Motivation von „Möge dies gut für mich sein“ anhören, meditieren oder üben, ist dies nicht die beste Motivation. Wie ich bereits sagte, sind alle unsere Schwierigkeiten und Probleme auf dieses sehr starke Gefühl von „Ich“ zurückzuführen. Wenn wir dies als Grundlage für unseres Dharma-Praxis nehmen, wird es nicht wirklich funktionieren oder uns helfen, Fortschritte zu erzielen. Sollte es trotzdem zufällig Anzeichen für Fortschritte geben, sind diese mit Sicherheit nur vorübergehend. Wollen wir wirklich Fortschritte machen, müssen wir beim Studieren oder Praktizieren denken: „Ich mache das zum Nutzen anderer.“
Drupon Rinpoche

In der Reihe der störenden Emotionen geht es weiter mit Stolz
Wir alle haften an unserem Ego an und haben Probleme mit unserem Ego. Stolz ist ein riesiges Ego, das immer größer wird. Stolz genießt wirklich das „Ich“ des Ego. Man versucht, sich wichtig und anders als andere zu fühlen, besser und mächtiger.
Stolz wird dem Bereich der Götter zugeordnet, wo die Menschen sehr angenehm leben. Es gibt Menschen, die in diesem Leben großzügig sind, aber sie geben mit Stolz, und weil sie sich dadurch gut fühlen. In ihrer Großzügigkeit liegt Stolz. Wenn sie sterben, haben sie eine gewisse Art von gutem Karma, sind aber einfach glücklich. Es ist nicht das gute Karma für die spirituelle Entwicklung.
Nach dem Tod leben sie eine Weile in einer Art Paradies, in dem alles, was sie sich wünschen, sofort erfüllt wird. Es gibt Blumen und Musik. Die Menschen sind wunderschön, haben wundervolle Körper, guten Geruch und alles ist großartig und jeder ist glücklich.
Dabei vergessen sie die Armut und das Leiden der Menschen. Aber in der letzten Woche ihres Lebens im Götterbereich, wenn das gute Karma beendet ist, wird es schrecklich. Sie verfallen schnell, werden hässlich, riechen schlecht, es ist der Fall der Götter aus dem Götterhimmel in die niederen Bereiche. Dann will man wegrennen, kann es nicht akzeptieren, aber man kann nicht entkommen.
Genauso ist es im menschlichen Leben. Hier gibt es auch viele Götter. Götter sind die Menschen, für die alles perfekt funktioniert, die alles bekommen, was sie erstreben. Sie haben Macht, Wohlstand und die Familie liebt sie. Es gibt keine Schmerzen oder Leiden, bis dieses Glück endet und sie dann um so schrecklicher leiden. Alles Schöne und Gute in ihrem Leben zerfällt, sie können nichts festhalten. Manche gehen dann soweit, sich umzubringen, weil sie Geld oder den Partner verloren haben.
Menschen mit viel Stolz
Sie machen den Eindruck, sehr selbstbewusst zu sein und zu glauben, dass sie gut, mächtig und reich sind. Hinter dieser Fassade verbirgt sich jedoch ein Minderwertigkeitskomplex. Aufgrund dieser Unsicherheit brauchen die Menschen, die vorgeben, so gut zu sein, die ständige Bestätigung anderer, die ihnen versichern, dass dies wirklich der Fall ist. Das Bedürfnis, gelobt und anerkannt zu werden, ist groß.
Menschen mit viel Stolz verhalten sich wie Könige, die Untertanen unter sich brauchen, und die ihnen ein gutes Gefühl vermitteln. Sie können großzügige Menschen sein, aber mit dieser Großzügigkeit versuchen sie, die Untergebenen quasi zu bestechen, damit sie von ihnen gelobt werden. Wenn wir aber Selbstvertrauen haben, brauchen wir nicht ständig das Lob anderer.
Stolz beinhaltet sehr starke Selbstsucht, man denkt nur an sich. Aufgrund der Selbstsucht merkt man nicht, was um einen herum vor sich geht, nimmt nicht wahr, dass andere Probleme haben oder leiden könnten. Kommunikation ist für einen König schwierig. Er kann nur über sich selbst sprechen. Das Hauptthema ist man selbst und was man macht oder möchte.
Im Eheleben wollen stolze Menschen, dass die Ehefrau, der Ehemann und die Kinder nach den eigenen Vorstellungen funktionieren, so dass man sie anderen vorführen kann. Sie müssen gut gekleidet sein und sich gut benehmen. Kinder müssen den eigenen Wünschen und Ideen folgen. Die Familie wird eher als Besitz betrachtet, man möchte damit angeben, wie gut der Besitz ist.
Aber hinter dem Stolz steckt viel Angst. Die Angst, ignoriert zu werden, nicht gut genug zu sein, die Angst, vom Thron zu fallen.
In der Kindheit entsteht Stolz, wenn wir beginnen, uns als Individuum zu fühlen, wenn sich ein Gefühl für „mich“ entwickelt. Dann ist der richtige Zeitpunkt, sich wichtig zu fühlen und alles sollte sich um uns drehen. Die ganze Familie sollte für uns da sein. Zum Beispiel werfen wir Dinge auf den Boden und sobald jemand sie aufhebt, werfen wir sie erneut. Es besteht die Notwendigkeit, sich wie der König des Hauses zu fühlen. Aber dieses Gefühl das ganze Leben lang weiter zu behalten, ist nicht angemessen und hilfreich.
Es gibt verdrängten und offensichtlichen Stolz
Es ist die schlimmste negative Emotion für Menschen, die einem spirituellen Weg folgen. Denn jeder spirituelle Weg hat das Ziel, den Sinn für das Ego zu verringern. Um eins mit Gott oder ein Buddha zu werden, muss das Ego abnehmen.
Wenn wir Dharma praktizieren und die Menschen uns preisen, sollten wir uns bewusst darüber sein, dass Stolz auf dem Weg ist. In jeder Situation im Leben, in der wir erfolgreich sind, und die Leute uns sagen, wie gut wir sind, ist es sehr wichtig, immer achtsam zu sein, weil der Stolz darauf lauert, uns zu erfüllen. Vielleicht sehen wir nicht viel Stolz in uns, aber wir können uns selbst beobachten, wie wir uns fühlen, wenn wir kritisiert oder gelobt werden.
Stolze Dharma-Praktizierende
Sie hören sich die Belehrungen einmal an, und beim zweiten Mal denken sie, dass sie schon alles verstanden haben. Sie halten es für unnötig, dass der Lehrer sich wiederholt, und noch einmal über dasselbe Thema spricht. Sie sind wie eine umgedrehte Teetasse, in die nichts gefüllt werden kann. Patrul Rinpoche betonte, wie wichtig es ist, immer den Geist eines Anfängers beizubehalten, und jedes Mal wieder aufs Neue mit Aufmerksamkeit zu folgen, so, als ob man das Gesagte zum ersten Mal hört.
Stolz beinhaltet viel Blindheit und Ignoranz
Als stolzer Mensch kann man nicht die Qualitäten der anderen Menschen wertschätzen, oder mit ihnen kommunizieren. Wir sind alleine auf unserem Thron, können andere nicht verstehen, und haben keine Ahnung von unserem eigenen Wert. Wir haben unsere eigenen Qualitäten nicht erkannt. Wenn wir dies getan hätten, würden wir das Gefühl haben, in Ordnung zu sein, hätten Selbstvertrauen und keine Notwendigkeit für Stolz.
Wenn wir uns gut in uns selbst fühlen, uns akzeptieren, können wir wirklich großzügig sein, können wir geben, weil wir uns über unseren inneren Reichtum im klaren sind. Stolz ist nur nötig, wenn wir unseren inneren Reichtum nicht kennen.
Im nächsten Rundbrief geht es weiter mit den Gegenmitteln zu Stolz.

THE FOUR DHARMAS OF GAMPOPA
Online-Belehrungen von Drupon Rinpoche 1./2. August
The Four Dharmas of Gampopa is the most concise teaching of all Gampopa’s instructions and covers the entire path. It is also recited as a prayer and is considered to hold great blessings. Gampopa taught that for those who could not meet him in person, encountering his teachings will be equivalent to meeting him in the flesh.
Drupon Khen Rinpoche has agreed to give these teachings online for those who have a sincere wish to receive them.
One of the other retreat masters at Thrangu Sekhar, Drupon Khenpo Wangchuk, has also kindly agreed to give one teaching each day.
■ DATE & TIME August 1st & 2nd,
three teaching sessions a day:
Teaching Session 1 – 6:00-7:30 (UK); 10:45-12:15 (Nepal)
Teaching Session 2 – 09:30-11:00 (UK); 14:15-15:45 (Nepal)
Teaching Session 3 – 12:00-13.30 (UK); 16:45-18:15 (Nepal)
■ TEACHERS & TOPICS
Teaching Session 1&3: Drupon Khen Rinpoche
The Four Dharmas of Gampopa
Teaching Session 2: Khenpo Wangchuk
The Benefits of Listening to the Dharma and of putting it into Practice.
The teachings will be given in Tibetan with interpretation into English and Chinese.
Hier findet ihr mehr Informationen:
http://www.druponrinpoche.org/en/the-four-dharmas-of-gampopa/?fbclid=IwAR2klHLiwPFhkTy09uWsb1KGAPyYXyTeiW7uaPC_uFH_agLAyv3kdsbC3KU

Video über ein Interview mit dem 16. Karmapa
Wish fullfilling jem – an interview with HH. 16. Gyalwa Karmapa 48 Min.
http://meridian-trust.org/video/wish-fulfilling-gem-an-interview-with-h-h-the-16th-gyalwa-karmapa_dldv000167/

Veranstaltungen über Zoom Online
Aufbaugruppe
Nächstes Treffen für alle Teilnehmer früherer Studienkurse und auch Interessierten, für die Buddhismus nicht ganz neu ist:
Samstag 8.August 2020 16 – 17.30 h.
Bitte schreibt mir, damit ich den Link zuschicken kann.
Achtung Neu!
Drupon Rinpoche hat wieder eindringlich auf die Wichtigkeit der 4 grundlegenden Kontemplationen als Grundlage und zur Vorbereitung für authentische Meditationspraxis hingewiesen. „Nichts ist wichtiger,“ betonte er eindrücklich.
Mit Teilnehmern des Kurses – aber auch gerne allen, die Interesse haben – beschäftigen wir uns nun alle 2 Wochen donnerstags mit diesen Gedanken.
Donnerstags 19.45 – ca. 21 h Nächster Termin 16.Juli 2020
Für alle, Anfänger und Leute mit mehr oder weniger Erfahrung.
https://us02web.zoom.us/j/88556313059
Meeting ID: 885 5631 3059
Fortlaufende Meditationsgruppe mit Zoom online
dienstags 19.30-20.45 h
Link: https://us02web.zoom.us/j/81843424571
Meeting ID: 818 4342 4571
Die Gruppe ist für alle Interessierten offen.
Samstag morgens 7 – 8 Uhr
Die Praxis der Grünen Tara
Achtung neuer Link: https://us02web.zoom.us/j/82278999525
Meditationsgruppen im wieder geöffneten Zentrum
Montag und Mittwoch Abend: fortlaufende Meditationsgruppen
Jeweils 19.30 h bis 20.45 h
Donnerstag Abend: stille Meditation und Chenrezig Puja
18 – 18.45 h Meditation und im Anschluss 18.45 – 19.30 h Chenrezig-Puja
Hygiene-Maßnahmen sind auf der Webseite nachzulesen: www.Kirchheim-Samye.org