Samye Dzong daheim Nr. 14

Inspirationen für schwierige Zeiten

Willkommen zur vierzehnten Ausgabe des Rundbriefs

Nichts bleibt. Wenn wir uns dem Wandel widersetzen, sind wir überwältigt und Leiden folgt. Wenn wir Veränderungen akzeptieren und mit ihnen fließen, werden wir flexibel und weise. Daraus entsteht Glück.
Choje Akong Tulku Rinpoche

In der Reihe der Geistesgifte folgt die Fortsetzung des Beitrags über
Wut und Ärger

Eigenschaften wütender Menschentypen
Sie sind oft sehr intelligent, effizient und gut in dem, was sie tun. Sie haben viel Klarheit, um Dinge auf die richtige Weise zu erledigen. Leider werden sie leicht ungeduldig, irritiert, wütend, wenn andere langsam, nicht so klug oder so gut organisiert sind, und Dinge nicht zu ihrer Zufriedenheit erledigen.

Gegenmittel und Methoden zur Arbeit mit Wut und Ärger
Lerne, die Wut, die Abneigung oder den Ärger zu erkennen, und werde damit vertraut. Beobachte, wie die Emotion entsteht, sich ausdrückt und auflöst.
Wenn wir viel Wut haben, können wir uns selbst sagen: „Gut, ich habe viel Energie, und damit kann ich viele gute Dinge erzielen.“ Versuche, die Energie umzuwandeln und dafür zu verwenden, anderen zu helfen.
Nutze die Energie, um die Wut zu heilen.
Wie auch mit allen anderen negativen Energien ist auch hier hilfreich, Herzensgüte, Liebe und Mitgefühl zu entwickeln. Außerdem sollten wir Liebe und Verständnis für uns selbst entwickeln, uns selbst guter Freund oder Freundin sein.

Die Qualität oder Empfindung, die Wut und Ärger heilt, ist Geduld. Geduld ist das Gegenteil von Wut. Geduld bedeutet Verständnis, Weisheit und Bewusstheit für die gesamte Situation zu haben.
Wut hat kein Element von Weisheit in sich, Verständnis fehlt und man kann nur eine Seite sehen. Im wahrsten Sinne des Wortes „verliert man den Kopf“.

Mit Geduld arbeiten
Geduld ist wichtig für jegliche Dharmapraxis, zum Beispiel auch bei der Reflektion über Vergänglichkeit. Wir reflektieren darüber, wie uns oft im Moment etwas so groß erscheint, und in ein paar Tagen hat es keine Bedeutung mehr und ist vergessen. Wir brauchen uns also nicht darüber aufzuregen oder traurig zu sein.

Sehr hilfreich ist auch zu lernen, Feinden dankbar zu sein, denn durch das Leid, das sie uns bereiten, helfen sie uns am meisten, uns zu verändern. Sie zwingen uns, etwas zu unternehmen und Wege zu finden, mit der Situation klar zu kommen.
Ein anderes Hilfsmittel ist, die Dinge richtig zu sehen, das heißt realistischer, objektiver und nicht so in Extremen von gut und schlecht, schwarz und weiß.

Akzeptanz entwickeln
Dies ist wichtig, denn wenn wir Dinge akzeptieren, sind sie nicht so schlimm. Eine grundlegend positive Einstellung allem gegenüber, das auf uns zukommt, gibt uns Zuversicht, Freiheit und Kraft. Viele Menschen leben in ständiger Angst vor Katastrophen oder Negativem, das auf sie zukommen könnte.
Wenn wir in einer Situation nicht klar darüber sind, ob wir reagieren sollen oder nicht, sollten wir uns fragen: „ist es etwas wirklich Wichtiges, oder bin ich wütend, weil mein Ego angegriffen wurde? Schadet es anderen und ist es auf lange Sicht gesehen schädlich und schlecht?“
Wir müssen uns auch klar machen, dass wir schlechtes Karma für uns schaffen, wenn wir aus Wut heraus handeln.

Achtsamkeit entwickeln
Dies tun wir, indem wir lernen, Wut, Ärger, Hassgefühle, Irritation wahrzunehmen und zu beobachten, aber nicht zu handeln oder die Emotion auszuleben. Wenn wir es schaffen, achtsam zu sein für den Moment, in dem das Gefühl entsteht, also solange es noch nicht so stark ist, können wir meist verhindern, unüberlegt aus dem Reflex heraus zu reagieren und die Wut kann sich wieder auflösen. Ein kurzer Moment, in dem wir unsere Wut ausleben, kann lange Freundschaften und gute Beziehungen untereinander zerstören.
Wenn sich unsere Wut allerdings nicht so leicht auflöst, dann sollten wir sie akzeptieren, Mitgefühl für uns selbst haben, und uns sagen: „Ok, ich bin sehr wütend“.
Ein sehr guter Weg der Transformation ist die Tonglen Praxis, in der wir die Wut aller Wesen zusätzlich zu unserer eigenen aufnehmen und mit den guten Gefühlen, dem Positiven in uns, austauschen.

Was immer wichtig ist
Wir sollten uns nicht schuldig fühlen, weil wir Wut oder Ärger empfinden. Wir sind nicht Buddha, deshalb ist klar, dass wir negative Emotionen haben und nicht perfekt sind. Wir können langsam und beständig daran arbeiten. Am allerwichtigsten ist, nicht aufzugeben und anderen nicht zu schaden.

Sind wir wütend, gibt es noch eine Methode, nämlich so zu tun, als ob alles in Ordnung und gut ist. Wir lächeln und zählen dabei bis 10, geben uns somit Zeit, die Wut nicht auszuleben, nicht zu explodieren.
Durch das Lächeln wird eine Nachricht ans Gehirn gesendet, dass alles in Ordnung ist. Das ist eine gute Methode, wenn wir wütend sind.

Eine Lastwagenladung Mist
von Ajahn Brahm

Unangenehme Dinge passieren im Leben. Sie passieren jedem. Der einzige Unterschied zwischen einem glücklichen und einem depressiven Menschen besteht darin, wie er auf Katastrophen reagiert.
Stell Dir vor, Du hattest gerade einen wunderschönen Nachmittag am Strand mit einem Freund. Wenn Du nach Hause zurückkehrst, stellst Du fest, dass eine riesige Ladung Mist direkt vor Deiner Tür abgeladen wurde. Es gibt drei Dinge, die Du über diese Lastwagenladung Mist wissen solltest:

  1. Du hast sie nicht bestellt.
  2. Niemand hat gesehen, wer den Mist abgeladen hat, also kannst Du auch nichts unternehmen, niemanden anrufen und auffordern, ihn wegzuräumen.
  3. Er ist schmutzig und ekelerregend und der Gestank erfüllt dein ganzes Haus. Es ist fast unmöglich, ihn zu ertragen.

In dieser Metapher steht die Lastwagenladung Mist vor dem Haus für die traumatischen Erlebnisse, die uns im Leben auferlegt werden. Wie bei der Lastwagenladung Mist gibt es drei Dinge, die man über die Tragödien in unserem Leben wissen sollte:

  1. Wir haben Probleme und Leid nicht bestellt. Die Probleme sind einfach da. Oft hadern wir damit und wir fragen: „Warum ich?“
  2. Es ist unsere Angelegenheit. Niemand kann uns unsere Probleme abnehmen, nicht einmal diejenigen, die uns am meisten lieben (obwohl sie es vielleicht versuchen).
  3. Es ist schrecklich, zerstört unser Glück, und der Schmerz erfüllt unser ganzes Leben. Es ist fast unmöglich, das zu ertragen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, um ähnlich darauf zu reagieren, wie Du mit einer Lastwagenladung Mist umgehst.
Der erste Weg ist, den Mist mit Dir herumzutragen. Du steckst etwas in Deine Taschen, etwas in Deinen Rucksack und die Aktentasche, einiges in Dein Hemd, vielleicht sogar in Deine Hose. Aber wenn wir Mist herumtragen, kann es leicht geschehen, dass wir viele Freunde verlieren! Selbst die besten Freunde scheinen nicht so oft da zu sein.
„Den Mist herumtragen“ ist eine Metapher für das Versinken in Depressionen, Negativität oder Wut. Es ist eine natürliche und verständliche Reaktion auf Widrigkeiten. Aber wir verlieren dadurch viele Freunde, weil es natürlich und verständlich ist, dass unsere Freunde nicht gerne in unserer Nähe sind, wenn wir so depressiv sind. Außerdem wird der Misthaufen nicht kleiner und zusätzlich verschlimmert sich auch noch der Geruch, wenn der Mist reift.

Zum Glück gibt es einen zweiten Weg. Wenn eine Lastwagenladung Mist vor unserem Haus abgeladen wird, seufzen wir und machen uns an die Arbeit. Heraus kommen die Schubkarre, die Mistgabel und der Spaten. Wir gabeln den Mist in den Karren, fahren ihn zur Rückseite unseres Hauses und bringen ihn in den Garten, wo wir ihn auf die Beete verteilen. Dies ist eine anstrengende und schwierige Arbeit, aber wir wissen, dass es keine andere, hilfreichere Option gibt.
Manchmal schaffen wir vielleicht nur einen halben Karren pro Tag. Trotzdem tun wir etwas gegen das Problem, anstatt uns über Depressionen zu beschweren.

Tag für Tag graben wir im Mist. Tag für Tag wird der Stapel etwas kleiner. Es dauert vielleicht mehrere Jahre, aber der Morgen kommt, an dem der Mist vor unserem Haus verschwunden ist. Außerdem ist in einem anderen Teil unseres Grundstücks ein Wunder geschehen. Die Blumen in unserem Garten erstrahlen überall in einem wunderbaren Farbenreichtum. Ihr Duft weht die Straße entlang, so dass die Nachbarn und sogar Passanten entzückt lächeln. Auch der Obstbaum in der Gartenecke fällt fast um, er ist so schwer mit Früchten. Und die Früchte sind so köstlich und süß. Besser als alles, was man kaufen kann.


Eindrücke aus Samye Ling – der Weg nach Purelands und aus meinem Fenster

Wir werden Selbstversorger!

Herrlicher Salat und knackiges Gemüse, jeden Tag frisch und organisch direkt vom Garten in die Küche.
Brot ohne Backmischung, jeden Abend frisch aus dem Backofen.
Und alles möglich, weil viel, viel Mist auf den Beeten für Wärme und Wachstum sorgt.

Zwei kurze Videos mit mehr Eindrücken aus Samye-Ling

Samye-ling Tea Party 2011.wmv
https://www.youtube.com/watch?v=uJWM_nUWG9s&t=142s
Akong Rinpoche’s Birthday 2012
https://www.youtube.com/watch?v=wmv_ExqtLwk&feature=youtu.be