Inspirationen für schwierige Zeiten
Willkommen zur dreizehnten Ausgabe des Rundbriefs
Es ist schwierig, die ganze Welt zu verbessern. Wir haben die Wahl, einerseits über den Zustand der Welt nachzudenken und dabei die Hoffnung zu verlieren. Vielleicht sehen wir aber manchmal nur eine Person, die Mitgefühl praktiziert oder ein gutes Herz hat, und fühlen uns dadurch ermutigt.
Dies zeigt, wie unser Gefühl für die Welt davon abhängt, wessen Verhalten wir beobachten. Wir können beobachten, wie Menschen Mitgefühl üben und uns gut und eins mit der Welt fühlen, uns dann aber umdrehen und sehen, wie andere negative Dinge tun, und wieder die Hoffnung verlieren.
Ich denke, letztendlich hängt alles davon ab, wie wir selbst sind, und das ist das Wichtigste. Wenn wir an uns selbst arbeiten und uns in einen besseren Menschen verwandeln, werden wir der Welt auf jeden Fall helfen und das wird uns wiederum ermutigen. Wir tragen dazu bei, die Zahl der verwirrten Menschen mit negativem Geisteszustand in der Welt zu verringern und die Zahl der gutherzigen Menschen auf der Welt zu erhöhen. Und ich denke, wenn wir genau hinschauen, können wir es als etwas wirklich Wunderbares empfinden, uns als Menschen zu sehen, die an sich arbeiten und sich verbessern wollen und die dies auch wirklich tun.
Aus Belehrungen des 17th Gyalwang Karmapa Ogyen Trinley Dorje in London, UK, May 20-21, 2017.

In diesem Rundmail folgen weitere Anregungen und Informationen zur Arbeit mit den störenden Emotionen
Dharmapraxis bedeutet nicht hochtrabende Praktiken auszuüben, nicht in leerem Frieden yu verweilen, sondern genau zu erforschen, wo und wie unsere negativen Emotionen sich ausdrücken und dann daran zu arbeiten, sie zu verändern und umzuwandeln.
Die Grundlage, um mit negativen Emotionen zu arbeiten, ist, dass wir uns deren bewusst werden. Je weniger sie uns bewusst sind, desto mehr Macht haben sie über uns und desto weniger Kontrolle haben wir über uns selbst.
Das ist, was wir in der Meditation üben: achtsam sein, uns vollständig mit Körper und Geist beschäftigen. Wir arbeiten daran, unseren Geist kennenzulernen, zu erkennen, was ihn bestimmt, antreibt, hindert, beeinflusst. Das fängt damit an, unsere negativen Emotionen, Fehler, unguten Gewohnheiten zu erkennen. Wir finden heraus, was genau Anhaftung, Ablehnung, Gier, Wut, Eifersucht, Stolz sind, wann sie entstehen, was sie verstärkt, wann sie weniger werden. Wir erkennen, was den Geist wild macht, was uns ständig in Unruhe, Scham, Gereiztheit, Aufregung, kurz Schwierigkeiten, Leid und Unglück stürzt.
Das hört sich einfach an, aber ist sicher für uns alle eine große und überwältigende Herausforderung. Nichtsdestotrotz, ist es das Beste, was wir für unser eigenes Wohl und das der anderen im Leben tun können.

In der Reihe der Geistesgifte folgen diese Woche: Wut und Ärger
Wut, Ärger, Hass, Aversion, Aggression sind die stärksten und zerstörerischsten negativen Emotionen. Man kann aber leichter damit arbeiten, weil es für uns selbst und andere leicht ist, sie zu erkennen.
Der tiefe Grund für Wut ist die Angst, bedroht und verletzt zu werden.
Wut entsteht, wenn man Dinge außer Proportion, auf extreme Art und Weise sieht; entweder als sehr gut oder sehr schlecht. Dies ist sehr kindisch und wenn wir wütend sind, werden wir wie ein Kind. Entweder bewundern wir dann einen Menschen oder sehen nur die schlechten Seiten aufgrund unserer engen Sichtweise.
Wut beginnt in der Kindheit. Es ist unsere erste Energie, sie führt dazu, dass wir den Mutterleib verlassen, weil er zu eng wird und wir genug haben. Nach der Geburt empfinden wir uns als in Einheit mit der Mutter, nicht als von ihr getrennte Wesen. Nach etwa 6 Monaten beginnen wir zu bemerken, dass wir getrennt von ihr sind. Wir denken dann, dass wir zwei Mütter haben, eine gute Mutter und eine schlechte Mutter. Wenn sie schlecht ist, schreien wir, und dies ist unser erster Wutanfall, eine Explosion. Der erste Wutausbruch ist sehr schmerzhaft, wie eine Art Vorärger, die richtige Wut kommt später.
Im Lauf der Entwicklung realisiert das Kind dann, dass die gute und die schlechte Mutter eins sind, dass die Wut aus ihm selbst entsteht, nicht von der Mutter herrührt.
Aber dieses gute-schlechte-Mutter Muster folgt uns das ganze Leben lang. Nur projizieren wie sie nun nach außen. Wenn Menschen sich entsprechend unserer Erwartungen verhalten und nett sind, sind sie unsere gute Mutter. Wenn Menschen sich nicht verhalten, wie wir wollen sind sie die schlechte Mutter, und wir werden immer wieder wütend.
Wenn wir diesen Prozess verstehen und dann versuchen, die Situation zu erkennen, ist dies der Hauptgrund, die Wut zu beenden. Mit Verständnis kommt das Ende des Unmuts. Je nachdem wie stark diese erste Erfahrung des Einteilens in gut und schlecht, gute und schlechte Menschen beibehalten wird, kann dies bis zu Fanatismus führen. Darum müssen wir üben, eine offenere Sichtweise zu entwickeln.
Dazu ein kurzes Video von Akong Rinpoche „Developing a broad view“ 2 min
https://www.youtube.com/watch?v=PxklzQTZjiQ&feature=youtu.be&fbclid=IwAR3SsMwpWTZ9wMGGw2tOktdmwJMzpqnM_2dkZsTjWrW0TSH086GyX2M8GEs
Der Höllenbereich
Jede der negativen Emotionen wird einem der sechs Daseinsbereiche zugeordnet. Wut, Hass, Ärger usw. sind die vorherrschenden Emotionen im Höllenbereich, wo sie voll ausgedrückt werden. Der Höllenbereich ist ein Geisteszustand mit so viel Wut, Aggression, Hass, dass man innerlich vor Hitze, Brennen kocht. Man fühlt sich so erhitzt, dass man verbrennt. Man erlebt eine Situation, in der man so gefangen ist, dass es keinen Ausweg gibt. Man kann den Ärger sogar sehen und leidet darunter, aber kann ihn nicht aufhalten, selbst wenn man möchte.
Dieser Zustand kann auch nach dem Tod erfahren werden. Dies ist umso schlimmer, da die Sinne verloren sind und man nur noch den eigenen Geisteszustand in voller Intensität erlebt.
Nach dem Tod erlebt man die stärkste Emotion. Der Ärger kommt zurück, es scheint, als ob das ganze Universum gegen uns ist, wir angegriffen werden. Aber all dies ist nur Ausdruck des eigenen Geistes.
Wenn Eltern, Lehrer während unserer Kindheit zu viel Autorität ausübten, und uns nicht erlaubten, wild zu sein, unterdrücken wir den Ärger und haben später im Leben mehr Probleme damit. Wir projizieren ihn auf andere, können Gewalt nicht ertragen, selbst wenn wir sie in anderen erkennen.
In den buddhistischen Lehren wird Wut in heiße und kalte Wut unterteilt und entsprechend auch die Höllenbereiche in heiße und kalte Höllen.
Heißer Ärger explodiert leicht, kann sich aber auch leichter auflösen. Aggressivität ist ein Ausdruck von Wut.
Kalte Wut kann Ausdruck finden durch das Abtrennen oder Unterbrechen von Kommunikation, indem man eine Wand zwischen sich und anderen aufbaut, oder die Vorbehalte, die man hat, nicht ausdrückt. Man wendet sich aber ab und handelt entsprechend. Man leidet darunter, weil man sich vollkommen alleine fühlt, nichts ausdrücken kann und es damit auch schwierig ist, Hilfe zu erhalten.
Subtile Weisen, Wut und Ärger auszudrücken
Eine subtile Form von Wut ist Ungeduld, zum Beispiel beim Warten in der Kassenschlange, oder die Ungeduld Menschen gegenüber, die langsamer, unorganisierter sind, etwas nicht gleich verstehen etc. Auch schlechte Laune, die offen ausgedrückt wird, kritisch sein, bewertend, auch Gewalt, die andere ausüben, zu genießen, sind subtile Ausdrucksweisen von Wut. Dazu kann Fußball spielen, Gewaltfilme anschauen etc. gehören. Auch Bosheit, anderen Schlechtes zu wünschen, Gehässigkeit, Gewaltverherrlichung sind Aspekte davon etc.
Emotionen drücken sich im Verhältnis zu anderen aus. So können durch den Partner alle Kindheitsprobleme, die man mit Mutter oder Vater hatte, wieder hervorkommen. Dann projizieren wir unsere Probleme auf den Partner.
Wenn wir aber bereit sind, mit den Emotionen zu arbeiten, dann kann jeder Mensch, jede Beziehung, jede Situation, Lehrer für uns sein und eine gute Möglichkeit, ein guter Weg, zu lernen und zu wachsen.
Fortsetzung im nächsten Rundbrief

Einige wahre Juwelen zum Anschauen
Bei diesen Vorträgen im Allgäu hab ich Akong Rinpoche kennengelernt und drei Monate später war ich in Samye-Ling für einen 2-wöchigen Meditationskurs aus dem 34 Jahre wurden.
Akong Rinpoche Therapie German Sommercamp 1986 Talk 1 1 h
https://www.youtube.com/watch?v=qpJR46uCzPI
Akong Rinpoche Therapie Sommercamp Talk 2
https://www.youtube.com/watch?v=1ElbcQbSO20
Akong Rinpoche 1983 talk extract 2: „radiator
https://www.youtube.com/watch?v=EWWE3DQRrjA
Chime Rinpoche Introduction to Akong Rinpoche’s talk 1968 8 min
https://www.youtube.com/watch?v=5XyJEsFJ4M0&t=60s
Fortlaufende Online-Zoom-Meditationsgruppe:
dienstags 19.30-20.45 h
Link: https://us02web.zoom.us/j/81843424571
Meeting ID: 818 4342 4571
Die Gruppe ist jederzeit für alle Interessierten offen.
Weiterhin Online auch:
Samstag morgens 7 – 8 Uhr
Die Praxis der Grünen Tara
Achtung neuer Link: https://us02web.zoom.us/j/82278999525

Meditationsgruppen im wieder geöffneten Zentrum
Montag und Mittwoch Abend: fortlaufenden Meditationsgruppen
Jeweils 19.30 h bis 20.45 h
Donnerstag Abend: stille Meditation und Chenrezig Puja
18 – 18.45 h Meditation und 18.45 – 19.30 h Chenrezig-Puja
Hygiene-Maßnahmen sind auf der Webseite nachzulesen:
www.Kirchheim-Samye.org
Noch ein paar Eindrücke aus Samye-Ling
Das Bild mit den Gebäuden zeigt Purelands. In dem langgezogenen gelben Gebäude lebe ich und in dem weißen, rechts davon finden die einwöchigen Retreats statt, an denen einige von Euch ja schon teilgenommen haben.