Samye Dzong daheim Nr.10

Inspirationen für schwierige Zeiten

Willkommen zur zehnten Ausgabe des Rundbriefs

Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und der Magie der Anfänge zu vertrauen.
Meister Eckhart

Nach mehr als 2 Monaten Schließung kann das Zentrum wieder öffnen. Zwei Monate sind schnell vergangen und wir erleben wieder ein Beispiel dafür, wie sich alles in einem Prozess der ständigen Veränderung befindet.
Wir erleben genau diese Realität, die zu kontemplieren wir in den Buddhistischen Lehren immer wieder dringend aufgefordert werden. Das Nachdenken über Vergänglichkeit ist eine der wichtigsten vorbereitenden Übungen, wenn wir wirklich den Dharmaweg gehen, Meditation lernen und zu authentischen Praktizierenden werden wollen.
Es ist für viele Menschen kein angenehmes Thema, aber die Reflektion darüber ist wichtig. Jeder Lehrer wird uns auffordern, über Vergänglichkeit nachzudenken und aufmerksam in allen Aspekten des Alltags zu beobachten.

Im vierten Vers der 37 Verse eines Bodhisattvas heißt es:

Von Verwandten und lieben, langjährigen Freunden werden wir uns trennen müssen.
Reichtum und Besitz, unter langwierigen Mühen erworben, wird man zurücklassen.
Der Gast, das Bewusstsein, lässt seine Herberge, den Körper zurück.
Unser Sorgen und Trachten für dieses Leben aufzugeben ist die Praxis eines Bodhisattva

Gesche Sonam Rinchen führt das treffende Beispiel im Vers etwas mehr aus. Er sagt, wir können den Körper als Gasthaus betrachten und unser Bewußtsein, unseren Geist, als einen Reisenden auf den Straßen der weltlichen Existenz. Reisende bewegen sich von einem Hotel zum nächsten, bleiben einmal länger, einmal kürzer in einem Gasthaus, aber verweilen nie für immer im selben. Immer wieder müssen sie sich von dem Ort, an den sie sich gewöhnt haben, trennen und weiterziehen.
Auf dieser Reise können sie nur mitnehmen, was sie an sich tragen können. Wenn unser Reisegepäck so beschränkt ist, wollen wir den Rucksack dann nicht mit wirklich sinnvollen Dingen vollpacken?
Da wir bei der Weiterreise aus diesem Leben nichts als das, was wir im Geist entwickelt haben, mit uns nehmen können, sollten wir dafür sorgen, dass so viel Positives, Heilsames wie möglich im „Geistes-Rucksack“ ist. Dies sind Qualitäten wie Herzensgüte, Mitgefühl, Toleranz, Geduld, Großzügigkeit, etc., die wir durch unsere Dharma-Praxis entwickeln.

Nachdenken über Vergänglichkeit, Tod, vergangene und zukünftige Leben soll uns nicht deprimiert und trostlos machen. Wir lernen dadurch die richtigen Prioritäten zu setzen, unsere Zeit nicht mit sinnlosen Beschäftigungen zu verschwenden, sondern jeden Moment dieser wertvollen Lebenszeit wertzuschätzen.
Vor allem hilft es uns, nicht so anzuhaften an Dingen, Menschen, unserem eigenen Körper, da wir ja irgendwann alles zurücklassen müssen, wenn wir sterben. Und da wir lernen, dass gerade dieses starke Anhaften sehr viel Leid schafft, können wir uns sehr viel Leid ersparen, wenn wir lernen, an all dem weniger festzuhalten und zu klammern.

Im Folgenden eine Übung, um mit Unsicherheit zu arbeiten

(von S. Santorelli aus dem Buch: „Zerbrochen und doch ganz“)

Wir versuchen im Leben feste Lebensgrundlagen aufzubauen, Plätze oder Situationen, die uns Sicherheit vermitteln. Aber vielleicht gibt es sie gar nicht, und wir verlieren einen großen Teil des Lebens mit der Anstrengung, diese Sicherheiten aufzubauen und zu erhalten.
In dieser Übung geben wir uns in den unendlichen Augenblicken jeden Tages, den Raum, unsere Vorstellung von Festigkeit und Sicherheit zu erforschen und folgende Aspekte zu beobachen:

Wir nehmen wahr, wieviel Zeit wir mit dem Versuch verbringen, Dauerhaftigkeit aufzubauen:
– Wann versuchen wir in Begegnungen, Beziehungen, Situationen die bekannte, gewohnte Welt zu schaffen, zu konsolidieren?
– Erzeugt das Spannung? Mehr oder weniger Härte? Mehr oder weniger Freude?
– ´´ Wir nehmen dabei wahr, was sich im Körper abspielt und was in unserem Geist geschieht, wie es ihn trübt, wenn wir Festhalten an Vorstellungen, Situationen, Menschen, Orten, die uns Sicherheit vermitteln sollen.

Experimentieren im Labor des Lebens:
Was könnte passieren, wenn wir versuchen, auf den Wellen des Lebens zu reiten, anstatt zu versuchen, an dem illusorischen Zustand von Stabilität festzuhalten? Vielleicht können wir ungeahnte Schätze entdecken im riesigen Netzwerk des Lebens, gerade dann, wenn wir uns öffnen für das, was wir ansonsten als Unsicherheit bezeichnen.

Karmapa Ogyen Trinley Dorje

zu Tod und Wiedergeburt – „Der Tod ist nicht das Ende“

Niemand kann eindeutig sagen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, aber eines können wir feststellen. Wenn jemand, der uns wichtig ist, den wir innig lieben, stirbt oder aus unserem Leben verschwindet, ist es aufgrund unserer Liebe für uns sehr schwierig oder fast unmöglich zu glauben, dass dieser Mensch ganz verschwunden ist und nie mehr, wie auch immer, auf irgendeine Weise da ist.

Die meisten Menschen haben das Gefühl, dass der geliebte Mensch noch immer irgendwie anwesend ist. Wir sprechen mit ihm im Geist, besuchen den Ort, an dem er oder sie eingeäschert oder begraben wurde, bringen ihm Blumen, beten für sein Wohlergehen. Wir träumen, von diesem Menschen, einige sehen oder spüren vielleicht sogar die Gegenwart eines Verstorbenen . Es ist unsere Liebe, die uns den Eindruck vermittelt, dass es etwas natürlich Angeborenes gibt, das nicht endet, wenn wir sterben.
Wir sehen uns nicht als Kerze, die aufgebraucht ist, wenn die letzte Flamme ausgegangen ist, sondern als Fackel, ein Licht, das überall hin scheint und das als helle Flamme zur nächsten weitergegeben werden kann. Karmapa hält diese Denkweise für sehr wichtig.

Wir brauchen den Tod nicht als Ende ansehen. Der Tod ist nicht ein Nichts oder ein leerer Zustand; es ist die Zeit, wenn wir unser Licht auf eine andere Daseinsform übertragen. Mit diesem Verständnis können wir sehen, dass es möglich ist, unser Leben dazu zu verwenden, Licht in die Welt zu bringen für zukünftige Generationen, aber auch für unsere eigene Zukunft. Wenn wir das verstehen, dann wird der Tod weder ein Ende sein noch etwas, vor dem man sich fürchtet. Und dieses Leben kann zu etwas werden, das uns und anderen große Bedeutung und großen Nutzen bringen kann.

Seit Montag, 18.Mai, ist das Zentrum mit Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen wieder geöffnet für die Meditationsgruppen am Montag und Mittwoch Abend, jeweils 19.30 – 20.45 h
(Hygiene-Vorsichtsmaßnahmen sind auf der Webseite nachzulesen.)

Fortlaufende Online-Zoom-Meditationsgruppe: dienstags 19.30 h
Aufgrund von Interesse, auch weiterhin eine Zoom-Online-Meditationsgruppe beizubehalten, biete ich nun dienstags eine fortlaufende Gruppe an, die an dem Text über die 37 Praktiken eines Bodhisattvas weiterarbeitet.

Link: https://us02web.zoom.us/j/81843424571
Meeting ID: 818 4342 4571
Die Gruppe ist jederzeit für alle Interessierten offen.

Vers 6 aus dem Text „Die 37 Praktiken eines Bodhisattva“
Stützt Du Dich dagegen vertrauensvoll auf diesen,
dann schwinden Fehler und Mängel
und gute Eigenschaften mehren sich wie der zunehmende Mond:
Einen echten spirituellen Freund höher zu schätzen
als unseren eigenen Körper, ist die Praxis eines Bodhisattva.
Vers 7
Selbst gefangen und eingeschlossen im Gefängnis des Samsara,
wem könnten die weltlichen Götter da wahrhaft Schutz gewähren?
Auf der Suche nach verlässlichem Schutz, der nicht täuscht,
Zuflucht zu nehmen bei den Drei Juwelen, ist die Praxis eines Bodhisattva.

Bücher zum Text:
Seine Heiligkeit der 17. Karmpa Ogyen Trinley Dorje:
„Die Reise auf dem Pfad des Mitgefühls“ Edition Mandarava
Geshe Sonam Rinchen: „The Thirty-Seven Practices of Bodhisattvas“
Buchhandlung in Saarbrücken speziell für Buddhismus/Tibet, www.tsongkang.de.

Zoom Online Veranstaltungen mit Ani Semchi weiterhin:
Dienstag abend fortlaufende Meditationsgruppe 19.30 – 20.45 h
https://us02web.zoom.us/j/81843424571 Meeting ID: 818 4342 4571
Samstag morgens Die Praxis der Grünen Tara 7 – 8 Uhr
https://us04web.zoom.us/j/303774421?pwd=VlU5MVVlbVJHU2kwVGFodTloYVdsUT09
Lama Yeshe´s words of Wisdom:
https://www.youtube.com/watch?v=Hx2pgduh1LM&feature=youtu.be&fbclid=IwAR3qA653ckesffA-omgusks_894LCyntC7vBDOHDjdetxQZMPzxoeZNVuSAhttps://www.youtube.com/watch?

Gemeinsam Chenrezig-Mantra rezitieren
täglich zwischen 12.30 und 13.30 h mindestens
eine Mala (108) Chenrezig-Mantras.
Dies ist eine Möglichkeit beizutragen als Einzelner oder als Zentrum zur Unterstützung all derer, die unter der gegenwärtigen Situation leiden und dafür, dass Mitgefühl, Toleranz, Herzensgüte die Herzen aller Wesen erfüllen möge. Mögen wir in der Lage sein, allen Wesen zu helfen.
Das Mantra von Chenrezig:
OM MANI PEME HUNG

Durch alles Positive, erzeugt durch diese Praxis,
mögen alle negativen Geiseshaltungen überwunden werden
und mögen alle Wesen befreit werden vom Ozean des Samsara, dem Kreislauf der Existenzen,
aufgewühlt durch die Wellen von Alter, Krankeit, Geburt und Tod.